Verschmutztes Wasser in Bach eingeleitet

Verl-Kaunitz. Wegen des Verdachts der Umweltkriminalität ermittelt die Polizei in Gütersloh gegen ein am Kaunitzer Kapellenweg ansässiges Unternehmen. Die Firma soll über mehrere Tage verunreinigtes Wasser vom Betriebsgelände aus in einen an das Grundstück angrenzenden namenlosen Bach eingeleitet haben. Die Untere Wasserbehörde des Kreises Gütersloh veranlasste am vergangenen Donnerstag eine Beprobung des Gewässers. Die Ergebnisse der Analysen durch das auf Bakteriologie, Analytik und Umweltmedizin spezialisierte und entsprechend zertifizierte Institut HBICON in Bielefeld erwartet die Behörde nach Auskunft einer Sprecherin "schnellstmöglich", jedoch frühestens zur Wochenmitte. Einen ersten Hinweis auf die Gewässerverschmutzung hatte es bereits zehn Tage früher, nämlich am 20. November, gegeben. An jenem Tag hatte die Kreisleitstelle der Feuerwehr einen Umweltalarm ausgelöst. Die offizielle Auskunft der Kreisverwaltung spielt den Vorfall herunter: Ein Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde sei zum Kapellenweg gefahren, habe aber nichts Verdächtiges finden können. Schuld seien möglicherweise die starken Niederschläge an jenem Tag gewesen, die für eine Verdünnung und einen schnellen Abfluss der zuvor beobachteten Verunreinigung gesorgt haben könnten. Nach Informationen der NW war das Unternehmen allerdings bereits an diesem Tag ganz konkret in Verdacht geraten. Am frühen Nachmittag war nämlich auch im Verler Rathaus ein Hinweis aus der Bevölkerung eingegangen, und zwar auf eine Schwarzfärbung in einem Graben an der Marienstraße. Dieser Graben entwässert das Gewerbegebiet am Kapellenweg. Der Bereitschaftsdienst des städtischen Abwasserbetriebes Verl-West stellte neben der Färbung einen Rauchgeruch fest und nahm eine Wasserprobe, die auf den CSB- und den pH-Wert untersucht wurde. Den Informationen zufolge suchten Vertreter der Stadt Verl und der Unteren Wasserbehörde anschließend gemeinsam das Betriebsgelände des als Verursacher verdächtigten Unternehmens am Kapellenweg auf und wurden fündig. Schwarzes Wasser auf dem Betriebsgelände Einige Zentimeter hoch soll hier Wasser gestanden haben, das in Färbung und Geruch dem aus dem Graben entsprach. Außerdem lag ein Schlauch herum. Nach NW-Informationen wies die Untere Wasserbehörde den Geschäftsführer daraufhin auf ein mögliches strafbares Umweltvergehen hin und wies ihn an, das Wasser über den Sonderabfallspezialisten Zimmermann fachgerecht entsorgen zu lassen. Das teilte der Kreismitarbeiter jedenfalls am Folgetag der Stadt Verl mit. Aus dem Kreishaus hieß es am Dienstag indes, eine solche Anweisung habe es nicht gegeben. Am 28. November ging im Rathaus ein neuerlicher, diesmal anonymer Tipp ein. Bei Überprüfung vor Ort durch den Abwasserbetrieb der Stadt habe aber keine Verunreinigung festgestellt werden können, teilte die Stadt am Dienstag auf Nachfrage mit. Ein konkreterer Hinweis aus der Bevölkerung habe den Fachbereich Tiefbau am vergangenen Donnerstag, 30. November, veranlasst, erneut umgehend die Untere Wasserbehörde des Kreises Gütersloh einzuschalten. Wieder wurden die Behörden fündig: Auf dem Wasser des Grabens unmittelbar neben dem Betriebsgelände schwamm tatsächlich ein deutlich sichtbarer Ölfilm. Daraufhin wurde die Polizei eingeschaltet. Als erste Maßnahmen wurden Boden- und Wasserproben gezogen, anschließend setzten der Mitarbeiter der Unteren Wasserbörde und ein Mitarbeiter des Verler Abwasserbetriebes eine Ölsperre. Bei einem Landwirt in der Nähe besorgten sie sich zwei Strohballen, beschwerten diese mit Holzbohlen und streuten die Wasseroberfläche mit einem Ölbindemittel ab. Am Dienstag wurde die Sperre wieder entfernt. Das abgebundene Öl wurde aufgenommen. Nach Auskunft der Kreisverwaltung wurde die Wapel, in die der Graben etwa 300 Meter Luftlinie weiter südlich mündet, nicht in Mitleidenschaft gezogen. Fische sind nach übereinstimmenden Angaben des Kreises und der Stadt Verl nach derzeitigem Stand nicht zu Schaden gekommen. Der aktuelle Fall ist nach Auskunft der Stadt nicht der erste im fraglichen Gebiet. Schon in den vergangenen Jahren seien vereinzelt kurzzeitige Schwarzfärbungen des Grabens an der Marienstraße festgestellt worden. Eine vorsätzliche Einleitung habe seinerzeit niemandem nachgewiesen werden können. Eine schriftliche Anfrage zu dem Fall beantwortete das Unternehmen am Dienstag nicht.

Meistgelesen