Verl

Tausende Kostüme verschickt: Hochsaison für Verler Onlinehändler

Wirtschaft: Der Verler Onlineshop schmelterland.de verschickt täglich mehrere Tausend Pakete kreuz und quer durch Deutschland - und in die ganze Welt. Auf ein Kostüm fahren die Jecken seit Jahren ab

Sebastian Schmelter, Geschäftsführer vom Onlinekostümversandshop Schmelterland.de, hält ein Tierkostüm in der Hand, die dieses Jahr besonders oft bestellt werden. | © Franz Purucker

Franz Purucker
10.02.2017 | 10.02.2017, 09:00
Versandfertig: Piraten sind seit Jahren das beliebteste Kostüm. - © Franz Purucker
Versandfertig: Piraten sind seit Jahren das beliebteste Kostüm. | © Franz Purucker

Verl. Fünf bis sechs Rollwagen voller Pakete mit Kostümen, Perücken und Karneval-Accessoires gehen aktuell jeden Tag in die Post. "Bei uns ist jetzt Hochsaison", sagt Sebastian Schmelter, Inhaber von schmelterland.de, einem der größten Kostümversandhändler in Deutschland mit Sitz in Verl. Bis zum Rosenmontag werden es jede Woche etwa 25 bis 30 Prozent mehr Pakete. Im vergangenen Jahr gingen eine Woche vor dem Sessionshöhepunkt 9.300 Pakete in den Versand. Die Post rückte mit vier Lkw an.

Bestellungen kommen auch aus Österreich, England, Frankreich und sogar Australien, darunter auch große Kunden wie der Reiseanbieter Tui, der Kostüme für seine Animateure bestellt, oder der Europapark in Rust, der jedes Jahr 3.500 bis 4.000 Dosen Haarspray ordert.

Angefangen hat Schmelter vor rund 15 Jahren mit dem Verkauf von Sonnenbrillen. "Ich habe immer gerne Brillen auf Partys getragen. Irgendwann habe ich meine goldene Elvisbrille verloren und mehrere nachbestellt." Mit erheblichen Gewinn ließ sich der Überschuss beim Onlinemarktplatz Ebay verkaufen.

Damals noch als angestellter Werbekaufmann in einer Avenwedder Werbeagentur, wurde er von seinen Kollegen belächelt, als er 150 Sonnenbrillen bestellte und online weiter verkaufte. Wenig später entdeckte der Werbefachmann Perücken und Kostüme als Verkaufsartikel.

Ab 2003 reichte der Platz Zuhause nicht mehr aus und es entstand das erste eigene Büro in Avenwedde. Ein Jahr später war Schmelterland mit der ersten eigenen Website online - damals mit rund 200 Artikeln. 2007 bezog seine Firma ein ehemaliges Außenlager von Mohn Media am Papendiek in Verl. "Ich habe am Anfang nicht einmal ein Siebentel der Lagerflächen gebraucht", erinnert sich Schmelter. Doch die Firma wuchs stetig. Bereits zwei Jahre später war alles belegt, heute lagern dort 6.500 verschiedene Kostüme.

Das beliebteste ist seit Jahren der Pirat in verschiedenen Ausführungen, gefolgt von Cowboy und Indianer. "Das geht einfach immer." Dieses Jahr geht der Trend zu Tierkostümen, zum Teil mit außergewöhnlichen Overalls wie als Nilpferd-Ballerina. Beliebt sind außerdem farbige Anzüge, die besonders Karnevalsmuffel gerne bestellen. Etwas zurück gehen die Bestellungen von Ganzkörperanzügen, die sogenannten "Morphsuits" oder "Second Skins". Viele Nachfragen gibt es dieses Jahr nach Verkleidungen als Präsident Trump. Doch die Händler haben nicht mit dem Wahlsieg gerechnet, die Produktion lief nur langsam an. Ab nächste Woche sollen die Perücken im Sortiment sein.

Der 37-Jährige unterteilt das Jahr in zwei Hälften: Einmal von August bis Februar - die Hauptsaison und von März bis August, wo das Unternehmen vor allem mit Scherz- und Dekoartikeln für Hochzeiten, Geburtstage und Junggesellenabschiede Geld verdient. Zweitwichtigste Saison ist inzwischen Halloween, gefolgt von Weihnachten mit Nikolauskostümen, Weihnachtsmützen und Dekoartikeln für die Weihnachtsfeier.

Auch der wichtigste Umsatzmarkt hat sich verschoben: 80 Prozent der Bestellungen kommen inzwischen über Amazon, nur noch ein Zehntel wird über Ebay verkauft, gefolgt von verschiedenen kleineren Handelplätzen und der eigenen Website.

Künftig wird ein Teil des Sortiments direkt vom Großhändler verschickt. Durch die freiwerdenden Lagerkapazitäten soll das Sortiment auf 11.500 unterschiedliche Artikel wachsen. Inzwischen kreiert der 37-Jährige mit unterschiedlichem Erfolg auch selbst Kostüme: Während das Dartscheiben- und Kegel-und-Kugel-Kostüm große Erfolge waren, verkauft sich das Pizzakostüm selbst zum Einkaufspreis sehr schlecht. Auch seinen beiden Kindern bringt der Unternehmer gerne mal ein neues Kostüm mit nach Hause. Aber: "Die gruseln sich vor nichts mehr - egal wie schaurig der Zombie auch aussieht", lacht Schmelter.