Schwer krank nach Corona-Impfung: Mann im Kreis Gütersloh kämpft um Entschädigung

Steinhagen. &bdquo;Heute ist ein guter Tag“, sagt Thomas Kuhn. Ein guter Tag heißt zum Beispiel, dass er es die Treppenstufen in den zweiten Stock zu seiner Wohnung schafft, ohne dabei völlig aus der Puste zu kommen. Im Kofferraum seines Wagens habe er einen Rollator, erzählt der 59-Jährige. Thomas Kuhn macht eine Pause und nickt, statt weiter zu sprechen. Der Rollator im Kofferraum - das sagt doch schon alles. Dass er an diesem Nachmittag überhaupt Besuch empfangen kann, sei nicht selbstverständlich. &bdquo;Manchmal lege ich mich nach der Arbeit sofort wieder hin. Diese Schläfrigkeit, dieses Nicht-mehr-ganz-da-Sein macht mich fertig“, sagt der Steinhagener, der inzwischen wieder für einige Stunden in einem zu den Von-Bodelschwinghschen-Anstalten gehörenden Altenheim als Hausmeister tätig ist. Zwischenzeitlich war er arbeitsunfähig. &bdquo;Aber die Arbeit ist mir wichtig. Ich bin überhaupt nicht der Typ, der den ganzen Tag zu Hause sitzt.“ Leidensgeschichte beginnt mit Corona-Impfung Rückblick: Die Leidensgeschichte von Thomas Kuhn beginnt mit einer Corona-Impfung am 7. März 2021. Das Datum teilt sein Leben in ein Vorher und in ein Danach. Vor dem Tag sei er ein lebensfroher Mensch gewesen, danach drehe sich alles nur noch um seine Beschwerden. Und das sind etliche. Ziemlich schnell nach der Impfung geht es dem Steinhagener schlecht. Bereits eine halbe Stunde nach der Impfung bekommt er Magen-Darm-Beschwerden. In den Tagen danach stellt er außerdem einen Leistungsabfall fest und kann sich nicht mehr richtig konzentrieren. Wiederkehrende Taubheitsgefühle tauchen plötzlich auf. Die Symptome häufen sich. &bdquo;Die Impfung hat mich krank gemacht“, sagt Thomas Kuhn im ersten Gespräch im Dezember 2022. Der 59-Jährige hat seither am eigenen Leib erfahren müssen, dass eine Aufarbeitung der Corona-Bekämpfung in Deutschland weiter auf sich warten lässt und dass Patienten wie er oft nicht ernst genommen und mitunter sogar als Störfaktor wahrgenommen werden. Betroffener möchte Impfschaden anerkennen lassen Nach etliche Besuchen bei Ärzten, in Kliniken und in Selbsthilfegruppen ist er dennoch einen Schritt weiter. Der 59-Jährige holt ein paar Unterlagen von seinem Schreibtisch. Darin steht, welche seiner Beschwerden in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung stehen. Mit dem Attest möchte Thomas Kuhn seinen Impfschaden anerkennen lassen und einen Entschädigungsantrag beim zuständigen Landschaftsverband Rheinland stellen. Denn Menschen, die durch eine öffentlich empfohlene oder vorgeschriebene Impfung gesundheitlich auf Dauer geschädigt werden, haben Anspruch auf Leistungen nach dem Infektionsschutzgesetz. So steht es auf der Homepage der Behörde. Klingt simpel, ist es aber nicht. Lesen Sie auch: Krank seit Corona-Impfung: Frau im Kreis Gütersloh kämpft weiter gegen Biontech Medikamente müssen Betroffene selbst zahlen Chronische Entzündungen, ein Erschöpfungssyndrom (auch bekannt als Fatigue-Syndrom), neurologische Beschwerden und eine Störung der Darm-Blut-Schranke werden in der ärztlichen Bescheinigung unter anderem aufgeführt. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden auch als Post-Vac-Syndrom zusammengefasst. Dass das Attest aus dem September dieses Jahres stammt, gibt Aufschluss darüber, wie lange Betroffene oft auf eine Diagnose warten müssen. Erst durch Recherchen im Internet sei er auf einen Arzt in Düsseldorf gestoßen, der sich mit Impfschäden auskenne und bei dem er sich ernst genommen fühle, berichtet Thomas Kuhn. Die Suche nach medizinischer Hilfe sei nicht nur nervenaufreibend, sondern auch teuer. Denn Betroffene müssten ihre Diagnostik und Therapie in der Regel komplett aus eigener Tasche bezahlen. So habe er sich beispielsweise einer Blutwäsche unterzogen, die krank machende Bestandteile des Immunsystems aus dem Blut fischen soll. &bdquo;Eine Sitzung kostet 1.500 Euro; die Krankenkasse übernimmt die Kosten aber nicht“, berichtet Thomas Kuhn. Inzwischen weiß er von seinem Arzt aus Düsseldorf, dass eine Blutwäsche für seine Genesung ohnehin ungeeignet sei. &bdquo;Aber natürlich greift man nach jedem Strohhalm.“ Nur sehr wenige Impfgeschädigte anerkannt Auch für Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel gebe er eine Menge Geld aus. Mehrere tausend Euro seien da schon zusammengekommen. &bdquo;Ich nehme 20 Präparate pro Tag ein“, berichtet Thomas Kuhn. Der Steinhagener geht zu einem Schrank und zieht einen Karton heraus. Darin bewahrt er die Pillen, Pulver und Säfte auf. &bdquo;Dabei war ich nie ein Freund von diesem Zeug“, sagt Thomas Kuhn. Immerhin hat er es jetzt schwarz auf weiß: Laut der Bescheinigung seines Arztes besteht kein Zweifel daran, dass es sich bei seinen Erkrankungen mit hoher Wahrscheinlichkeit um unmittelbare Folgen der Impfung handelt. Sein Arzt befürwortet demzufolge die Anerkennung als Impfschaden. Allerdings wurden laut Medienberichten bislang lediglich 600 Fälle von Corona-Impfschäden in Deutschland anerkannt. Eingericht wurden demnach aber 14.000 Anträge. Das ergibt eine Anerkennungsquote von gerade mal 6,2 Prozent. Der Steinhagener will trotzdem weiter kämpfen, auch wenn die offiziellen Zahlen niederschmetternd sind. Steinhagener hofft auf Austausch mit anderen Betroffenen &bdquo;Ich habe das Gefühl, dass das Thema unter den Teppich gekehrt werden soll. Es soll einfach keine Impfgeschädigten geben“, vermutet Thomas Kuhn. &bdquo;Wer nicht selbst davon betroffen ist, kann sich kein Bild davon machen, wie schlimm das ist.“ Das sei auch der Grund, warum er sich mit seinem Schicksal an die Öffentlichkeit wendet. Wer sich mit Thomas Kuhn austauschen möchte, kann ihn per E-Mail erreichen. Die Adresse lautet: thomaskuhn070@gmail.com. &bdquo;Ich setzte mir keine großen Ziele mehr“, sagt der 59-Jährige. &bdquo;Und wenn es ein guter Tag ist, dann nutze ich ihn so gut es eben geht.“ Heute ist so ein Tag.

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