Hotel im Kreis Gütersloh wird ab Sommer zur Unterkunft für Geflüchtete

Steinhagen. Sozialamtsleiterin Birgit Pape und Integrationsbeauftragte Janine Sözen-Dessin haben zum Pressetermin ins Steinhagener Rathaus geladen. Der Anlass: Aus dem Hotel-Restaurant Graf Bernhard 1344 wird bald eine Flüchtlingsunterkunft. Der Hintergrund: Das Ganze soll so offen wie möglich kommuniziert werden. Schon in den vergangenen Monaten hatte sich gezeigt, dass der Plan großes Konfliktpotenzial birgt, vor allem auf Facebook ließ schon das Gerücht die Gemüter hochkochen. Auch beim Pressetermin wird darüber gesprochen, dass es in Steinhagen Vorbehalte gibt: Alleinstehende Männer &bdquo;mit schwarzen Bärten“, die abends in der Siedlung rund um den Brückhof unterwegs sind – da kommen Ängste auf. Sözen-Dessin und Pape geben deshalb ihr Bestes, alles offen zu erklären. Die Sachlage ist folgende: Das Rathaus mietet das ehemalige Hotel-Restaurant von den Eigentümern, den Erben des bekannten Haller Bauunternehmers Arno General. Vorerst für zehn Jahre. Mietbeginn ist der 1. August. Früherer Wirt des Hotels war in die Insolvenz gerutscht &bdquo;Das hat lange genug gedauert“, sagt Birgit Pape, die die Spekulationen der letzten Jahre natürlich verfolgt hat. Bereits seit 2020 steht das Graf Bernhard 1344 leer, damals war der Wirt in die Insolvenz gerutscht. Und schon seit November 2022 steht das Rathaus mit den Eigentümern in Kontakt, um die Chancen solch einer Flüchtlingsunterkunft auszuloten. Um das möglich zu machen, musste nicht nur der Kreis Gütersloh sein Einverständnis geben, auch die Eigentümer wollten überzeugt werden. &bdquo;Baurechtlich war natürlich einiges zu klären“, erläutert die Sozialamtsleiterin. &bdquo;Bei den Verhandlungen mit den Eigentümern ging es aber gar nicht so sehr ums Finanzielle. Es ging mehr darum: Was fühlen die für das Gebäude? Und, was haben wir damit vor?“ Tatsächlich sei es den Erben wichtig, dass der Brückhof 1 für Steinhagen &bdquo;eine gute Adresse“ bleibe. Davon konnten Pape und Sözen-Dessin sie offenbar überzeugen. Hotelzimmer eignen sich für den direkten Einzug Für die Gemeinde ist das Hotel ein &bdquo;glücklicher Griff“, glaubt Birgit Pape. &bdquo;Mieten ist für uns sicher eine bessere Lösung, als kaufen. Da haben wir gar nicht das Geld. Weil es bereits ein Hotel ist, sind Umbaumaßnahmen kaum erforderlich. Die Hotelzimmer sind so eingerichtet, dass man direkt einziehen kann.“ Einzig die professionelle Gastro-Küche werde in den kommenden Wochen so umgestaltet, dass sie sich für viele einzelne Familien eigne. Lesen Sie auch: Schwere Vorwürfe nach Tod eines Flüchtlings in Gütersloh: Wurde ihm Hilfe verweigert? Insgesamt 23 Einzel- und Doppelzimmer bietet das Graf Bernhard. &bdquo;Maximal können wir dort 44 Personen unterbringen“, kalkuliert Birgit Pape. Damit sei es eine &bdquo;mittelgroße“ Unterkunft. Zum Vergleich: In den Containerbauten &bdquo;Cronsbach“ und &bdquo;Laukshof“ am Schulzentrum leben jeweils etwa 60 Geflüchtete. Die größte Unterkunft in Steinhagen an der Queller Straße bietet sogar Platz für 130 Personen. Insgesamt sind derzeit etwa 400 Menschen in Steinhagen untergebracht. Trotzdem ist der Wohnraum im Ex-Hotel dringend nötig, betont die erfahrene Amtsleiterin. &bdquo;Uns laufen die Unterkünfte nach wie vor voll“, so Pape. Rund 15 Personen würden Steinhagen im Monat durchschnittlich zugewiesen. Und bisher sei nicht abzusehen, dass sich das reduziere. Daran ändere auch die härtere Flüchtlingspolitik der neuen Bundesregierung nichts. &bdquo;Die Belegung der Landeserstaufnahmeeinrichtungen ist so hoch, dass das noch lange so weitergeht. Wir werden diese Plätze brauchen!“ &bdquo;Wir bitten um Vertrauen“, sagen die Verantwortlichen Aus Sicht der neuen Bewohner und des Rathauses ist die Lage der neuen Unterkunft ideal. Supermärkte, Ärzte und andere Infrastruktur sind genauso fußläufig erreichbar wie das Rathaus. Mancher Anwohner ist da weniger optimistisch, wie sich im Gespräch zeigt. Vorbehalte, für die die Planerinnen Verständnis zeigen. &bdquo;Jeder darf seine Ängste formulieren. Es ist absolut wichtig, über alles zu sprechen“, betont Integrationsbeauftragte Janine Sözen-Dessin. Die Erfahrung zeige aber, dass sich viele der Sorgen, die die Nachbarn der anderen Unterkünfte vor der Eröffnung gehabt hätten, mit der Zeit in Luft auflösten. &bdquo;Wir bitten um Vertrauen.“ Tatsächlich habe man auch mit alleinstehenden männlichen Geflüchteten in Steinhagen bisher kaum Probleme gehabt. Gleichzeitig sucht das Rathaus selbst aktiv das Gespräch. So habe man schon mit direkten Anliegern gesprochen. Auch das Möbelunternehmen &bdquo;Memo“, das seinen Sitz direkt auf dem Grundstück habe, sei ins Boot geholt worden. Um klare Grenzen zu ziehen, soll künftig nicht der Hotel-Eingang genutzt werden, sondern der frühere Personaleingang. Wer einziehen darf, darüber entscheidet das Sozialamt Außerdem wird der Parkplatz deutlich geteilt. Dafür wird bald eine weitere Zufahrt gebaut. Bevor die ersten Geflüchteten einziehen, soll außerdem eine öffentliche Infoveranstaltung stattfinden. Da der große Saal bisher nicht verplant sei, seien künftig dort auch öffentliche Veranstaltungen denkbar, wie VHS-Kurse oder ein Trödelmarkt. Dazu gebe es aber noch keine spruchreifen Überlegungen. Lesen Sie auch: Große Unterkunft für Geflüchtete im Kreis Gütersloh – jetzt entscheiden die Bürger Wer in das ehemalige Hotel konkret einzieht, entscheidet das Sozialamt. &bdquo;Es wird auf jeden Fall niemand sein, der gerade neu nach Steinhagen kommt“, sagt Birgit Pape. Vielmehr werde man &bdquo;die Glücklichen“, die aus den Containern ins Hotel ziehen dürfen, gezielt auswählen. Das werden Paare sein, Familien mit älteren Kindern, aber auch Alleinstehende. Nur für Kleinkinder seien die Räume ungeeignet. Die Menschen stammen zu großen Teilen aus dem Nahen Osten, Afrika und der Ukraine. Man verstehe auch die Unsicherheiten, sagen die Frauen Was die Gemeinde für das leer stehende Hotel im Monat zahlt, will Birgit Pape nicht öffentlich machen, nur so viel: &bdquo;Die Quadratmeter-Miete ist etwa die gleiche wie bei den anderen Unterkünften. Wir gehen nicht über die ortsüblichen Mieten hinaus.“ Zum Abschluss des Pressetermins bestärken die beiden Planerinnen noch einmal, dass die Ankündigung, das Gespräch mit allen Anwohnern zu suchen, kein leeres Versprechen ist. &bdquo;Wir verstehen die Unsicherheiten“, betont Janine Sözen-Dessin. Wer bereits jetzt Fragen hat oder seine Sorgen ansprechen will, erreicht die Integrationsbeauftragte im Rathaus unter Tel. 05204 997104. Sozialamtsleiterin Birgit Pape ist ansprechbar unter Tel. 05204 997208.

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