Beliebter Lost Place: In früherem Bordell im Kreis Gütersloh waren zuletzt illegale Gäste

Steinhagen. Lost Places sind vergessene Orte, an denen sich früher Menschen aufgehalten haben, die inzwischen aber verlassen sind. Gebäude mit einer spannenden oder unheimlichen Geschichte sind besonders beliebt. Das können ehemalige Fabriken sein, Psychiatrien, Militärgebäude – oder ein einstiges Bordell. Es ist eine Mischung aus Abenteuerlust, Neugier, historischem Interesse und vermutlich auch Nervenkitzel, die Menschen dazu bewegt, gezielt solche Orte aufzusuchen. In Internetforen tauschen sie sich über lohnende Lost Places aus. Dort werden die genauen Koordinaten angegeben, Erfahrungsberichte geteilt und Fotos hochgeladen. Dass das Betreten solcher Orte oft illegal ist und mit Gefahren einhergehen kann, nehmen sie in Kauf. Besucher fuhren 200 Kilometer zum Lost Place in Steinhagen Das am Montag abgebrannte Steinhagener Landhaus, auch bekannt als Dreischlingen, taucht ebenfalls in einschlägigen Foren auf. Allein für das Jahr 2024 lassen sich Dutzende Erlebnisberichte finden. Dazu gibt es etliche Fotos aus dem Inneren des Gebäudes. Sogar ein einstündiges Video über die Location ist im Netz zu finden. Lesen Sie auch: Nächstes Großfeuer: Hat diese Stadt im Kreis Gütersloh ein Brand-Problem &bdquo;Wir haben zwar eine lange Fahrt auf uns nehmen müssen, aber die 200 Kilometer haben sich mehr als gelohnt“, schreibt jemand über die Steinhagener &bdquo;Sehenswürdigkeit“ in ein Internetforum. Der Einstieg ins Steinhagener Landhaus muss leicht gewesen sein. Detailliert erklären Besucher, wie sie in das Gebäude gelangt sind. Dass an mehreren Stellen Kameras hingen, hielt sie nicht ab. &bdquo;Wir waren gestern da“, schreibt jemand noch im September. &bdquo;Zu sehen gibt es Showrooms, wo die Frauen sich präsentiert haben mit Tabledance-Stangen, Whirlpools und einem Gyn-Stuhl. Mega interessant.“ Auch Jahre nach der Schließung findet sich Bordell-Ausstattung Das Gebäude war offenbar auch noch Jahre nach der Schließung bis unters Dach vollgestopft mit plüschiger Puff-Ausstattung. Auf einem Foto aus diesem Jahr ist ein Himmelbett zu sehen: an drei Seiten und unter der Decke verspiegelt. Die Matratze ist mit einem rosafarbenen Bettlaken bezogen. Auf der Ablage daneben stehen noch immer ein Aschenbecher und ein Gefäß mit Flüssigseife. Eine andere Aufnahme zeigt einen der Whirlpools, der in einem Podest eingelassen ist. Erreichbar ist er über drei mit rotem Stoff bezogene Treppenstufen. Direkt daneben klemmt eine Tabledance-Stange zwischen Holzdecke und Podest. Auch eine abfotografierte Getränkekarte hat ihren Weg in das Lost-Places-Forum gefunden. &bdquo;Champagner-Lust, Getränke und trinkbare Komplimente in allen Räumen“ steht über der Auswahl. Die Flasche Freixenet Semi Seco gab es für stolze 75 Euro. Manchen Besuchern ist &bdquo;direkt schwindelig geworden“ Dem Kleingedruckten ist zu entnehmen, dass davon 30 Euro ans Haus gingen und 45 Euro an die Dame. Die Fotos aus dem Internet-Forum können wir aus rechtlichen Gründen nicht zeigen. In einem anderen Bericht heißt es über das Steinhagener Landhaus: &bdquo;Sehr interessant, aber auch widerlich. Denn überall ist Schimmel. Ich empfehle euch Masken! Denn alles ist aus Teppich: Boden, Decke, Wände.“ Benutzte Kondome und blutige Handschuhe lägen auf dem Boden. &bdquo;Passt auf, wo ihr hintretet“, warnt der Verfasser. Ein anderer schreibt, ihm sei in einigen Räumen &bdquo;direkt schwindelig geworden“. Brunnen im Keller bescherte Besucher einen Albtraum Sogar in den Keller drangen ungebetene Besucher vor. &bdquo;Etwas gruselig finde ich den Brunnen dort, der mir in der Nacht prompt einen Albtraum bescherte“, berichtet jemand in dem Forum. Zwar gilt unter Lost-Places-Fans, die Orte so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Daran schienen sich aber längst nicht alle zu halten. Besucher berichten von Vandalismus und davon, dass sie Gegenstände bei einem zweiten Besuch nicht mehr vorfanden. Zur Prominenz des Ortes dürfte auch ein in 2023 veröffentlichtes Buch über Lost Places in Ostwestfalen-Lippe beigetragen haben. Darin werden dem ehemaligen Bordell in Steinhagen mehrere Seiten gewidmet. Die Autorin beschreibt das Gebäude allerdings lediglich von außen. Fasziniert haben sie unter anderem die zwei Frauen-Figuren auf dem Dach, die für die erotischen Dienste im Steinhagener Landhaus warben. Lesen Sie auch: Fragwürdiger Tourismus: Guide stellt 33 verlassene Orte in OWL vor Betreten von Lost Places ist laut Polizei Hausfriedensbruch Nach dem Brand in dem Gebäude dürfte von der Einrichtung nicht mehr viel übrig geblieben sein. Das Feuer und das Löschwasser haben vermutlich alles zerstört. Das Steinhagener Landhaus ist nun akut einsturzgefährdet. Betreten wäre lebensgefährlich. Wie Jens Hahn, Stellvertreter der Bürgermeisterin, im Gespräch erklärt hatte, stellt die Brandruine nun eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar und müsse abgerissen oder komplett eingezäunt werden. Polizeisprecher Mark Kohnert weist darauf hin, dass es sich beim Betreten von verlassenen Orten um Hausfriedensbruch handeln kann. &bdquo;Uns sind im Kreis Gütersloh mehrere solcher Lost-Places-Objekte bekannt. Darunter vor allem stillgelegte Industrieanlagen. Es ist vereinzelt auch schon vorgekommen, dass wir Strafverfahren eingeleitet haben.“

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