Beliebtes Ausflugslokal im Kreis Gütersloh im Teutoburger Wald versunken

Steinhagen-Amshausen. Der Schwedenkeller war ein Ausflugslokal, das zu seiner Blüte weit über Amshausen hinaus bekannt war. Heute erinnern nur noch ein paar Gesteinsbrocken und alte Dokumente an die Gaststätte mitten im Teutoburger Wald. Udo Waschkowitz besitzt 750 Postkarten mit Motiven aus Steinhagen, Brockhagen und Amshausen. Einige davon zeigen den Schwedenkeller. Glücklicherweise hat Udo Waschkowitz nicht nur historische Postkarten in seiner Sammlung, sondern auch Ausschnitte von Zeitungsannoncen, die von den Gastwirten damals zu Werbezwecken geschaltet wurden. Alles fein säuberlich eingescannt, beschriftet und somit per Mausklick abrufbar. Aus der &bdquo;Westfälischen Zeitung" stammt die kleine Anzeige, die den Schwedenkeller &bdquo;300 Meter von der Schwedenschanze" lokalisiert. Anders als der Schwedenkeller ist die Schwedenschanze bis heute ein beliebtes Ziel von Ausflüglern. Sie befindet sich auf dem Bußberg des Teutoburger Waldes in 306 Meter Höhe. Wer den Anstieg hinter sich hat, wird mit einem wunderschönen Blick übers Ravensberger Land belohnt. Ein ähnliches Panorama dürften die Gäste des Schwedenkellers genossen haben. Eine weitere Anzeige, eine aus dem &bdquo;Bielefelder General-Anzeiger", verspricht den Gästen eine &bdquo;herrliche Aussicht". Lesen Sie auch: Lost Place im Kreis Gütersloh - was verbergen diese geheimnisvollen Relikte? Alles mühsam mit dem Pferd auf den Berg geschleppt Diese Anzeige aus der Waschkowitz-Sammlung gibt auch Auskunft darüber, wer das Lokal betrieb. Es war die Familie Raumann, die in Amshausen auch die Friedrichshöhe führte, die anders als der Schwedenkeller bis heute überlebt hat. Geöffnet hatte der Schwedenkeller an Sonntagen, nach Absprache auch unter der Woche. In dem Buch &bdquo;Amshausen, eine kleine Gemeinde am Teutoburger Wald" erfahren die Leser: &bdquo;Die Familie Raumann brachte am Wochenende die für die Gastronomie erforderlichen Sachen per Pferd und Wagen auf einem schmalen Pfad vom Ende der Straße Pertersberg, hinauf bis kurz vor der Passhöhe rechts, wo sich das Lokal befand." Neben Bierfässern seien auch Eisbarren für den Eisschrank, Kaffee und Kuchen sowie weitere Getränke und Wasser mühsam auf den Berg geschleppt worden. Beste Aussicht auf den Teutoburger Wald Eine kolorierten Postkarte aus dem Jahr 1910 zeigt den an den Berghang gebauten Schwedenkeller. Davor haben mehrere Personen an mit weißen Laken gedeckten Tischen Platz genommen. Eine weitere Karte bildet die Schankwirtschaft H. Raumann (heute Friedrichshöhe) und den darüber gelegenen Schwedenkeller ab. Offenbar wegen der guten Aussicht, wurde der Schwedenkeller während des Zweiten Weltkriegs umgenutzt. In dem Ausflugslokal war gegen Ende des Krieges eine militärische Beobachtungsstation untergebracht. &bdquo;Die Sicht in die Ebene war frei, der Berg lediglich von vereinzelten kleinen Kiefern bestanden", heißt es in dem Amshausen-Buch. Heute ein unsichtbarer Lost Place Und heute? Anruf beim Vorsitzenden des Heimatvereins Amshausen: Was ist aus dem Schwedenkeller geworden? Dieter Graf kann die Postkarten von Udo Waschkowitz um ein Foto ergänzen, das die Gaststätte nach dem Krieg zeigt. Geblieben ist nur noch eine Ruine. &bdquo;Und selbst davon ist heute kaum noch etwas zu sehen. Dort liegen nur noch ein paar Steine, die total überwuchert sind", berichtet Dieter Graf. 80 Jahre nach dem Krieg habe sich die Natur alles zurückerobert. Somit ist der Schwedenkeller heute so etwas wie ein unsichtbarer Lost Place. Wirklich interessant ist der Ort bis heute für Geocacher. In den 2000er Jahren begannen Freizeitaktivisten damit, Verstecke anhand geographischer Koordinaten im Internet zu veröffentlichen, die dann mithilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden können. Bis heute erfreuen sich solche digitalen Schatzsuchen großer Beliebtheit. Der Schwedenkeller ist so ein Geocache-Ziel, das auf den entsprechenden Internetseiten (opencaching.de) beworben wird. Zwischen den Mauerresten versteckt befindet sich witterungsgeschützt in einer Dose ein Logbuch, in das sich die Geocacher verewigen. &bdquo;Ist ja schon interessant, wie schnell ein Gebäude verschwindet", schreibt ein Schatzsucher. &bdquo;80 Jahre - und schon ist alles unter Wurzeln."

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