Automatensprengung im Kreis Gütersloh: Freispruch für 22-Jährigen

Steinhagen/Utrecht/Bielefeld. &bdquo;Die Täterschaft mag in gewisser Weise wahrscheinlich sein, aber es bleiben Restzweifel", sagte der Vorsitzende Richter Marc Brüning in der Urteilsbegründung. Und diese Restzweifel wogen so schwer, dass die Kammer auf das Ergebnis der Beweisaufnahme keine Verurteilung stützen mochte: Das Bielefelder Landgericht sprach den 22-jährigen Oussama H. nun von dem Vorwurf frei, an Automatensprengungen in Steinhagen und Baden-Württemberg beteiligt gewesen zu sein. In der Nacht auf den 12. April des vergangenen Jahrs hatten sich zwei maskierte Männer in Steinhagen an der Straße Eickhoff in der dortigen Sparkassenfiliale am Geldautomat zu schaffen gemacht. Sie bearbeiteten diesen mit einem Brecheisen und einem Vorschlaghammer und legten schließlich einen Sprengsatz in den Schacht des Automaten. 310 Euro verbrannten damals Doch sorgte die nachfolgende Explosion nicht für den gewünschten Effekt, der Automat hielt weitgehend stand. Von den darin aufbewahrten 143.000 Euro Bargeld verbrannten 310 Euro, doch mussten die Täter letztlich ohne Beute den Rückzug antreten. Am Gebäude ließen sie einen Schaden in Höhe von rund 60.000 Euro zurück. Nach beinahe deckungsgleichem Muster verlief zweienhalb Wochen später eine Automatensprengung in Brühl bei Heidelberg. Abermals verursachten die Täter einen sehr hohen Schaden – diesmal etwa 112.000 Euro –, doch erbeuteten sie bei dieser Tat zusätzlich 16.190 Euro Bargeld. Zwei Indizien sprachen dafür, dass er etwas mit den Taten zu tun hatte Bei dem an beiden Taten als Hauptakteur beteiligten Mann soll es sich um den aus dem niederländischen Utrecht stammenden Oussama H. handeln. Der 22-Jährige musste sich deshalb seit dem 10. Mai vor der XXI. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts verantworten. Es waren insbesondere zwei Indizien, die dafür sprachen, dass H. mit den Taten zu tun hatte. So war an dem Zünder eines Batteriekastens, der am Tatort in Steinhagen gefunden worden war und der mutmaßlich zum Zünden der Sprengladung Verwendung gefunden hatte, DNS von Oussama H. festgestellt worden. Eigentlich ein deutlicher Hinweis auf eine Mittäterschaft. Lesen Sie auch: Bankfiliale im Kreis Gütersloh schließt nach Automantensprengung - und das sorgt für Kritik Jedoch, so besagte das Gutachten einer DNS-Sachverständigen, könne die Übertragung auf mannigfaltige Weise geschehen sein – und im Extremfall sogar mehrere Monate zurückliegen. Blitzerfotos - ist eine Person Oussama H.? Ein zweites gewichtiges Beweismittel waren die Blitzerfotos, die die Täter auf der Fahrt nach Brühl und auf der anschließenden Flucht verursachten – waren sie doch gleich zweimal mit ihrem Auto in Radarfallen geraten. Dass es sich bei den drei Männern auf den Bildern um diejenigen handelt, die in Brühl den Automaten gesprengt haben, steht für das Landgericht fest. Die entscheidende Frage war jedoch: Ist eine der Personen auf den Fotos – nämlich die auf dem Beifahrersitz – Oussama H.? Die Beantwortung dieser Frage erwies sich als außerordentlich schwierig. Zum einen trug der Beifahrer eine Mund-Nasen-Maske – ein nicht unerheblicher Teil des Gesichts war somit verdeckt. Darüber hinaus war das Schwarz-Weiß-Foto von nicht gerade bestechender Qualität. Keine eindeutige Klarheit Ein eigens vom Gericht in Auftrag gegebenes Gutachten eines Sachverständigen für Lichtbildvergleiche kam zu dem Ergebnis, dass es durchaus Übereinstimmungen in der oberen Gesichtspartie gebe, die es wahrscheinlich erscheinen lassen, dass es sich um die selbe Person handelt. Allerdings sei es durchaus möglich, dass es sich auf dem Bild auch um eine dem Angeklagten ähnliche Person handle. &bdquo;Da ist dann Vorsicht geboten", sagte Richter Brüning in der Urteilsbegründung. Auch bei diesem Beweismittel blieben zu viele Fragen offen – &bdquo;und weitere Indizien haben wir nicht." Die Kammer folgte schließlich dem Antrag von Verteidiger Christoph Pawlowski und sprach Oussama H. frei.

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