Trauer um Steinhagens stellvertretenden Bürgermeister Gerhard Goldbecker

Steinhagen/Hamburg. Völlig überraschend ist Steinhagens stellvertretender Bürgermeister Gerhard Goldbecker am frühen Sonntagmorgen gestorben. Nach HK-Informationen war es nach einer Knie-Operation zu Komplikationen gekommen. Goldbecker hielt sich zu diesem Zeitpunkt in einer Hamburger Klinik auf. Er wurde 75 Jahre alt. Für Steinhagen ist sein Tod ein schwerer Verlust. Gerhard Goldbecker war stets ein Mann der Tat. Mit ostwestfälischer Beharrlichkeit setzte sich Gerhard Goldbecker für seine Heimat ein. Nicht nur als stellvertretender Bürgermeister, sondern ebenso als Vorsitzender des Historischen Museums und als CDU-Ratsherr. Ein Mann der Tat mit Schalk im Nacken Unvergessen bleibt den Steinhagenern etwa sein Einsatz für die Kruke als Steinhagener Wahrzeichen. Im November 2012 schlug Goldbecker vor, eine Tonkruke als Entree auf den Kreisverkehr an der Bahnhofstraße zu setzen. Doch die Verantwortlichen sprachen sich dagegen aus. Nicht akzeptabel, befand Goldbecker und schaffte kurzerhand Fakten. Er »stibitzte« die Tonkruke aus dem Museum und stellte sie kurzerhand ohne Genehmigung selber auf. Aus der Politik gab es Ärger, von den Bürgern Beifall. &bdquo;Ich bin ein Mann der Tat, bei mir wird nicht lange gelabert", beschrieb Gerhard Goldbecker sich selbst damals. Diese zupackende Art kam an. Aber nicht nur in diesem kalten Winter führte ihn seine Beharrlichkeit zum Erfolg. Sein ganzes Leben war geprägt von harter, ehrlicher Arbeit und dem Wunsch, den Menschen um sich herum etwas zurückzugeben. &bdquo;Seine Zuverlässigkeit, seine Gewissenhaftigkeit und sein Engagement haben ihn stets ausgezeichnet", sagt Bürgermeister Klaus Besser gestern, in einer ersten Reaktion auf den Tod seines langjährigen politischen Wegbegleiters und persönlichen Freundes. Denn auch wenn beide politisch nicht im gleichen Lager gekämpft haben, so hat ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren die Männer doch stets zusammengeschweißt. Auch außerhalb der Politik war er stets rührig Seit der Kommunalwahl 1975 vertrat Gerhard Goldbecker die Steinhagener Christdemokraten im Rat. Bei jeder Wahl wurde er ausnahmslos direkt wiedergewählt. In diesem Jahr wollte sich der 75-Jährige aus der Politik zurückziehen und nicht mehr bei der Kommunalwahl antreten. Auch außerhalb der Politik war Gerhard Goldbecker Zeit seines Lebens ein rühriger Mann. In den 1960er Jahren setzte er sich erstmals für die heimische Landwirtschaft ein, damals noch als Vorsitzender der Landjugend Brockhagen-Kölkebeck. Seit 1973 war er Mitglied im Verein für Landschaftspflege und Landschaftsschutz, sechs Jahre sogar dessen Vorsitzender. Im Präsidium des Bundes-Lohnunternehmerverbandes war er ebenso aktiv wie im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde. Im vergangenen Jahr hat er als Vertreter der Landeigentümer einen 43 Jahre andauernden Prozess endlich mit abschließen können: die Flurbereinigung in Brockhagen und Umgebung. Als Landwirt und Lohnunternehmer lag Gerhard Goldbecker die Umwelt stets am Herzen. Ein Beispiel für sein Engagement: Seit 20 Jahren betreibt Goldbecker sein eigenes kleines Wasserwerk am Abrooksbach in Sussieks Mühle. Hier hat der Brockhagener als Kind einst Schwimmen gelernt. Und als die Mühle nach Jahren des Leerstandes zu verfallen drohte, hat er sie kurzerhand umgenutzt. Und auch bei einem zweiten, wichtigen Ereignis am Abrooksbach ist Goldbecker federführend gewesen: Er hat das Badewannen-Rennen initiiert, das alle zwei Jahre die Brockhagener zusammenbringt. Mit seinen Anekdoten für Stimmung gesorgt Unvergessen wird auch seine Arbeit als Leiter des Historischen Museums bleiben. Gerne führte er Besuchergruppen durch die Räume, erklärte das Brauchtum des Brauens und unterhielt mit Anekdoten aus längst vergangener Zeit. &bdquo;Erinnerung hilft, die Zukunft zu meistern", betonte er einst. Im Laufe seines Lebens war Gerhard Goldbecker in der Gemeinde und darüber hinaus an so vielen Stellen aktiv, dass es kaum möglich ist, alles aufzuzählen. Er saß im Aufsichtsrat der Gemeindewerke, fuhr jedes Mal im Bürgerbus mit nach Woerden und sorgte für Stimmung unter den Reisenden. Zuletzt gehörte er zur Gruppe jener, die den Freundschaftsvertrag mit der lettischen Stadt Rujiena mitinitiierten. Gerhard Goldbecker ist ein Mann, der eine große Lücke hinterlässt: vor allem im Leben seiner Ehefrau Elke, seiner vier Söhne und deren Familien, aber auch in der Gemeinde selbst, wo seine ostwestfälische Beharrlichkeit, sein Engagement und sein Humor fehlen werden.

Meistgelesen