Von
Jonas Damme
10.05.2019 | 10.05.2019, 18:36
Steinhagen
Nach einer Versammlung übt der Betriebsrat Kritik am Management - deutschlandweit sollen 900 Stellen abgebaut werden
Steinhagen. Wie berichtet plant der internationale Teilezulieferer Schaeffler, der im Steinhagener Werk an der Autobahn mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt, massive Stellenstreichungen. In Steinhagen geht es in erster Linie um den Autoteile-Bereich "Automotive".
Am Montag fand nun eine Betriebsversammlung statt, bei der Manager aus dem Stammsitz in Herzogenaurach mit den hiesigen Mitarbeitern über deren Zukunft sprachen. Konkrete Aussagen darüber, wie es am Standort weitergeht, blieben die Strategen aber schuldig. Den Mangel an Information kritisierten im Anschluss an die Versammlung auch Betriebsrat und IG Metall.
Ute Herkströter, Geschäftsführerin der IG Metall Bielefeld, erklärt im HK-Gespräch die Zusammenhänge. „Wir gehen davon aus, dass bis 2020 200 Mitarbeiter betroffen sind. Mehr wissen wir aber auch nicht." Man habe bereits einen ausführlichen Fragenkatalog an die Geschäftsleitung weitergeleitet, der sei aber noch offen geblieben.
Betriebsrat und Gewerkschaft hätten nun entschieden, eine Unternehmensberatung zu beauftragen, die Konzepte der Konzernleitung für Steinhagen zu prüfen, in der Hoffnung, vielleicht zu einem verträglicheren Ergebnis zu kommen.
Das Fortbestehen der Automotive-Abteilung – in der fast die Hälfte der Steinhagener Mitarbeiter beschäftigt sind – hängt wahrscheinlich an der Schiebemuffen-Produktion. Zwar werden diese Muffen auch künftig gebraucht und produziert, im Rahmen des laufenden Einsparprogramms soll sie aber von Steinhagen an einen anderen Standort verlegt werden. Die Gründe sind für Mitarbeiter und Gewerkschaft noch unklar. „Deswegen wollen wir wissen: Warum muss die Produktion verlegt werden? Und kann man dann nicht ein anderes Produkt produzieren?", so Herkströter. „Wir fühlen uns einfach schlecht informiert."
Insgesamt hatte die Schaeffler AG angekündigt, deutschlandweit 900 Stellen zu streichen. Die Streichung ist Teil des Einsparprogramms, mit dem Schaeffler auf starke Gewinneinbrüche und einen extremen Einbruch seiner Aktien an der Börse reagiert. Die Autoteile-Sparte hatte 2018 sogar die im Herbst bereits gesenkten Jahresziele verfehlt. Daran soll auch der Dieselskandal Schuld tragen.
Am Freitag kündigte Schaeffler per Pressemitteilung an, in Vietnam 300 neue Arbeitsplätze zu schaffen. 2016 hatte das Unternehmen in Südostasien bereits ein großes Autoteile-Werk eingeweiht.
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