Außergewöhnliches Konzept: Unternehmer im Kreis Gütersloh eröffnen neue Privatschule

Schloß Holte-Stukenbrock. Die öffentlichen Schulen wollen die Brüder Sebastian und Kevin Kreyer nicht schlechtreden, sagen sie, zufrieden mit dem Bildungssystem sind sie aber auch nicht. Und weil ihre Kinder im nächsten Jahr von der Kita in die Grundschule wechseln, gründen sie in Schloß Holte-Stukenbrock eine neue Schule, in der sie ihre pädagogische Überzeugung umsetzen können. Die Privatschule soll aber keinesfalls nur einem elitären Kreis vorbehalten sein, versichern sie. Eltern können sich bereits über das Konzept informieren, im nächsten Schuljahr geht es los. Um eine private Ersatzschule zu gründen, bedarf es der Genehmigung der Bezirksregierung. Die Stadt selbst hat keinen Einfluss auf die Entscheidung, in SHS gibt es auch genügend Plätze für Schulkinder. Trotzdem sei es den Kreyers wichtig gewesen, im Vorfeld auch das Gespräch mit dem Bürgermeister zu suchen. Denn gerade in der Anfangszeit ist die neue Schule auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. Auch für finanzschwache Familien interessant? Neben den Unternehmern Sebastian und Kevin Kreyer gehören Julian Höner, Geschäftsführer eines Unternehmens für Klimatechnik, und der Kieferorthopäde André Barloi zu den Initiatoren. Träger wird eine noch zu gründende gemeinnützige Gesellschaft werden. Im Genehmigungsverfahren, das laut Kevin Kreyer zwei Drittel der Wegstrecke hinter sich gebracht hat, sind die zu erfüllenden Bedingungen festgelegt. Wichtige Punkte sind, dass die Kinder einen gleichwertigen Abschluss erlangen (Bildungserfolg), Lehrkräfte die gleiche Qualifikation wie Kolleginnen und Kollegen an öffentlichen Schulen haben und kein Unterschied im Zugang von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten gemacht wird. &bdquo;Wirtschaftspaten“ könnten finanzschwache Familien unterstützen, sagt Kevin Kreyer, obwohl er davon ausgeht, dass sich eher Familien mit einem guten Einkommen aus SHS und der Umgebung für die Schule interessieren. Projektphasen statt Fachunterricht Im Fall SHS kann eine private Grundschule nur genehmigt werden, &bdquo;wenn der Antragsteller sich mit seinem pädagogischen Konzept von bereits bestehenden pädagogischen Konzepten abgrenzt“, teilt die Bezirksregierung mit. Das sei gegeben, versichern die Kreyers im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Die Energiebündelschule, so soll sie heißen, orientiert sich inhaltlich an der Peter-Gläsel-Schule Detmold, die nach dem sogenannten PRRITTI-Bildungsmodell lehrt. Kernelemente sind der gebundene Ganztag von 7 bis 17 Uhr mit Lernzeit von 8 bis 15 Uhr und das Lernen in Projektphasen anstelle von Fachunterricht. Sebastian Kreyer nennt ein Beispiel: Die Kinder lernen anhand eines Tisches, woher das Holz kommt und wie es verarbeitet wird, über Transportwege bis zur Herstellung inklusive der zugrunde liegenden Mathematik. Vorstellbar sei dabei, dass die Kinder eine Tischlereiwerkstatt erkunden. Zwei Lehrer plus Fachkraft pro Klasse &bdquo;Die Inhalte werden sehr praxisnah vermittelt“, sagt Sebastian Kreyer. Darum ist den Gründern auch die Zusammenarbeit mit hiesigen Betrieben wichtig. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Energiebündel-Stiftung Gütersloh. Lehrer und Erzieher verstehen sich als Lernbegleiter, Frontalunterricht soll es nicht geben, und ab der zweiten Klasse jahrgangsübergreifenden Unterricht. Schulnoten erst am Ende der vierten Klasse. Die Kinder bestimmen Lerninhalte und -geschwindigkeit mit. Zwei Lehrer und eine pädagogische Fachkraft sind pro Klasse vorgesehen, jeder Lehrer soll maximal 15 Kinder unterrichten. Tablet-Computer werden eingebunden. &bdquo;Wo es passt“, schränkt Kevin Kreyer ein. Und André Barloi will in einer Art &bdquo;Familienakademie“ Informationsveranstaltungen anbieten. Lesen Sie auch: Serie der Verwüstung an Schulen im Kreis Gütersloh – Kind wird verdächtigt 20 private Grundschulen in OWL Das PRRITTI-Bildungsmodell wendet noch keine Grundschule im Kreis Gütersloh an. Einen reformpädagogischen Ansatz verfolgt die Waldorfschule in Friedrichsdorf, einen christlich-geistlichen Schwerpunkt hat die Georg-Müller-Schule in Steinhagen, teilt die Kreisverwaltung mit. Laut Bezirksregierung gibt es in OWL 20 private und 312 öffentliche Grundschulen. Sebastian Kreyer schätzt, dass Eltern für ihre Kinder an der Energiebündelschule 100 bis 150 Euro monatlich mehr bezahlen müssen als an staatlichen Schulen mit OGS-Betreuung und Mittagessen. Das Mittagessen bereitet übrigens ein Koch frisch zu. Gründer betont: &bdquo;Wir wollen mit der Schule kein Geld verdienen“ &bdquo;Wir wollen mit der Schule kein Geld verdienen“, sagt Sebastian Kreyer. &bdquo;Ein zusätzliches Elterngeld wird für den erhöhten Bedarf an Lernbegleitern und praxisorientiertem Unterricht notwendig, um ein hohes Bildungsniveau zu erreichen.“ Die Bezirksregierung teilt mit: &bdquo;Über das Schulgeld entscheidet der Ersatzschulträger selbst, er ist nicht verpflichtet, Schulgeld zu erheben. Schulgeld ist zulässig, es muss jedoch so gestaltet sein (Staffelung), dass der Schulbesuch beispielsweise auch mit geringerem Einkommen möglich bleibt.“ Schulgeld sei als Einnahme zu verbuchen und verringere im entsprechenden Umfang den Landeszuschuss. &bdquo;Dies läuft darauf hinaus, dass es für die Ersatzschulträger in NRW wirtschaftlich nicht attraktiv ist, Schulgeld zu erheben.“ Standort der neuen Schule im Kreis Gütersloh ist noch geheim Die Energiebündelschule startet 2025/26 mit einer Klasse. Wo, das wollen die Kreyer-Brüder noch nicht verraten. Im Informationsschreiben heißt es: &bdquo;Zentral gelegen in SHS.“ Drei Objekte stehen in der engeren Auswahl. Geplant ist, in einem davon zwei Jahre lang zu unterrichten und parallel dazu eine neue Schule mit Sporthalle zu bauen. Ein geeignetes Grundstück zu finden, wird die beiden Immobilien-Unternehmer nicht vor Probleme stellen. Bis der Neubau steht, darf die Energiebündelschule eine Sporthalle der Stadt, dem Vernehmen nach in Stukenbrock, mitbenutzen. Der Nachweis einer Sportstätte ist für die Genehmigung zwingend erforderlich. Bei Interesse können sich Eltern bereits auf der Internetseite der Schule registrieren, sie durchlaufen dann ein Bewerbungsverfahren. www.energiebuendelschule.de

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