Photovoltaik-Besitzer im Kreis Gütersloh soll plötzlich zahlen – Unternehmen äußert sich

Schloß Holte-Stukenbrock. Dieter Röchter hat seinen Energiebedarf und -verbrauch genau im Blick. Dabei legt er Wert auf Nachhaltigkeit. &bdquo;Daran sollten alle Hausbesitzer denken“, sagt er. Er hat sein Haus gedämmt und heizt es mit einer Wärmepumpe, er fährt ein Elektro-Auto und wandelt Sonnenenergie in Strom um. Eine Photovoltaikanlage (PV) betreibt er schon seit 2010, jetzt hat er überraschende Post erhalten. Er ist unvermittelt in die Grundversorgung gerutscht und soll jetzt pro Jahr fast 200 Euro bezahlen, obwohl er an dieser Anlage keinen Strom verbraucht, sondern nur einspeist. Das betrifft auch andere PV-Anlagen-Betreiber. Sie sollten sich umgehend beim Netzbetreiber Westfalen Weser Netz melden. Da musste Dieter Röchter zweimal hinschauen. Im Mai erhielt er ein Schreiben, das ihn mit &bdquo;Herzlich willkommen bei E.ON“ begrüßt. Dabei hatte er keinen Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen und auch nicht vor, seinen Stromanbieter zu wechseln. Jährliche Miete für den Stromzähler an Netzbetreiber entrichtet Der Energiekonzern teilt dem Bestatter mit, dass er nun in der Grundversorgung liegt. Er soll jetzt einen monatlichen Abschlag von 22 Euro bezahlen. Röchters Recherche ergibt, dass nicht sein Hausstrom gemeint ist, sondern seine PV-Anlage, und die Ursache für das Schreiben der Wechsel des Netzbetreibers ist. Lesen Sie auch: Besonderer Blickfang in Gütersloh: Firma investiert Millionen in Photovoltaik-Projekt Dieter Röchters PV-Anlage wandelt seit 14 Jahren Sonnenenergie in Strom um. Heute werden PV-Anlagen überwiegend verwendet, um den selbst produzierten Strom auch selbst zu verbrauchen. Damals war das noch anders. Der erzeugte Strom wurde voll ins Netz eingespeist, dafür erhalten die Betreiber 20 Jahre lang eine festgeschriebene Vergütung. Dieter Röchter hat lediglich eine jährliche Miete in Höhe von 20 Euro für den Stromzähler an den ehemaligen Netzbetreiber entrichtet. PV-Anlagen muss einen eigenen Liefervertrag erhalten Doch die Zuständigkeiten haben sich geändert. Seit Beginn dieses Jahres ist das Unternehmen Westfalen Weser Netzbetreiber in ganz Schloß Holte-Stukenbrock und hat dafür an der Sender Straße ein neues Umspannwerk gebaut. Zuvor waren die Netze Schloß Holte und Stukenbrock getrennt. Dieter Röchter wendet sich also an Westfalen Weser. Das Unternehmen sagt, dass laut Energiewirtschaftsgesetz jede Abnahmestelle einem Lieferanten zugeordnet werden muss – egal, ob es einen Verbrauch gibt, oder nicht. Und da die PV-Anlage ein eigenes System neben dem Hausstrom darstellt, muss sie auch einen eigenen Liefervertrag erhalten. Weil Röchter keinen Lieferanten benannt hat, hat ihn Westfalen Weser dem Grundversorger (hier E.ON) gemeldet. Kunden in SHS seien nicht vorab informiert worden Nur: Westfalen Weser hätte sämtliche PV-Anlagen-Betreiber nach der Übernahme des Netzes über dieses Vorgehen informieren müssen. Der &bdquo;NW“ gegenüber räumt das Unternehmen ein: &bdquo;Leider haben wir es versäumt, unsere neuen Kunden in Schloß Holte vorab hiervon in Kenntnis zu setzen. Das bedauern wir sehr.“ Und es schreibt, dass eine Gesetzesänderung im Mai (EEG, Paragraph 10c) Betreibern wie Dieter Röchter es nun ermöglicht, &bdquo;unter bestimmten Gegebenheiten“ den Zähler über den Haushaltsstrom abzurechnen. Also ein Vertrag für beide Systeme bei einem Anbieter mit nur einer Grundgebühr. Genauso wünscht sich Dieter Röchter das Vorgehen und wendet sich an seinen Anbieter, die Stadtwerke SHS. Doch die wollen den Schwarzen Peter von Westfalen Weser nicht behalten. Rechtsabteilung der Stadtwerke SHS prüft den aktuellen Fall Westfalen Weser hat es versäumt, so die Stadtwerke, mit den PV-Anlagen-Betreibern einen Übernahmevertrag zu schließen und/oder einen Zweirichtungszähler einzubauen, der – kurz gesagt – das Einspeisenetz und das Bezugsnetz zu einem einzigen kombinieren würde. Vielleicht sind auch die Stromzähler bei der Netzübernahme falsch umgemeldet worden. Was genau schief gelaufen ist, steht bis jetzt noch nicht fest. Die Rechtsabteilung der Stadtwerke prüft den Fall und verspricht, am Beispiel Dieter Röchter für ihre Kunden in ähnlicher Situation eine Lösung zu finden. Auch Westfalen Weser teilt mit, mit Hochdruck die neuen Vorgaben in ihre Prozesse einbinden zu wollen. &bdquo;Für Kunden, die sich bei uns melden, werden wir rückwirkend entsprechend das neue Gesetz anwenden.“ Zahlungsaufschub beim Grundversorger erwirkt Dieter Röchter wartet erstmal ab und hat einen Zahlungsaufschub beim Grundversorger erwirkt, bis eine Lösung gefunden ist. Dass Westfalen Weser die Kunden nicht informiert hat und die Stadtwerke die Gesetzesnovelle nicht kennen, irritiert ihn. &bdquo;Wenn ich so einen Prozess anstoße, muss ich ihn auch bis zum Ende durchdenken“, sagt er.

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