Besondere Nachbarn im Kreis Gütersloh: 92-Jährige ist eine der "Letzten" ihrer Straße

Schloß Holte-Stukenbrock. Lisa Dirkschnieder ist jetzt 92 Jahre alt und nach wie vor mit messerscharfem Verstand und gesundem Pragmatismus gesegnet. Die aktuelle Situation rund um ihr Haus beurteilt sie so: &bdquo;Es ist, als ob die Ecke aussterben würde.“ Gemeint ist das Leben an der Langen Straße, das einst so bunt und trubelig war. Lisa Dirkschnieder blickt zurück auf fast 70 Jahre Nachbarschaft. Sie ist auf dem Hof Benteler in Stukenbrock-Senne aufgewachsen und nach der Hochzeit mit ihrem Karl-Heinz in den 50er Jahren an die Lange Straße gezogen. Was waren sie stolz und glücklich, dieses Grundstück ergattert zu haben. &bdquo;Wir waren die Letzten die dort bauen durften“, berichtet Lisa Dirkschnieder. Und sie fanden eine &bdquo;vollkommen intakte Nachbarschaft“ vor. Als die Baugrube ausgehoben werden sollte, &bdquo;standen unaufgefordert alle Nachbarn mit einer Schippe auf dem Buckel da, um zu helfen“. So herzlich wurde das junge Paar aufgenommen. Die Nachbarin stellte ihre Küche zur Verfügung, damit Lisa Dirkschnieder die Erbsensuppe für das Richtfest kochen konnte. Kaum ein Kind will heute zurück an die Lange Straße ziehen Bauer Hachmann klärte die Dirkschnieders über die ungeschriebenen Gesetze der Nachbarschaft auf und wer überhaupt ihre wirklichen Nachbarn waren. Da gab es nämlich geographische Ausnahmen. Die Gründe lassen sich heute kaum mehr nachvollziehen. Es gab also 24 echte Nachbarn, alle ungefähr gleich alt und willens, viele Kinder großzuziehen. &bdquo;Wir hatten drei, die einen Nachbarn sieben, die anderen vier“, erzählt Lisa Dirkschnieder und kommt beim Nachrechnen so auf etwa 30 Kinder, die die Lange Straße bevölkerten. &bdquo;Da war es nie still.“ Immer ein Kinderlachen. Getöse beim Spielen. Auch schon mal Streit. Große Wiesen, dichter Wald. &bdquo;Das war für die Kinder herrlich.“ Und trotzdem: Heute will kaum eines dieser Kinder von damals zurück an die Lange Straße ziehen, selbst wenn dort ein geerbtes Haus steht. Zu abgelegen, urteilt Lisa Dirkschnieder. Für die nächste junge Generation erst recht. Straßenwettbewerb: Wer schafft die meisten Weckgläser? &bdquo;Uns hat das nichts ausgemacht“, berichtet Lisa Dirkschnieder. &bdquo;Man kam ja mit dem Fahrrad überall hin.“ Und viel einzukaufen brauchte man in den ersten Jahren ja dank des großen Gartens, der an der Langen Straße üblich war, auch nicht. &bdquo;Wir waren praktisch Selbstversorger.“ Es war quasi ein Straßenwettbewerb, der erst durch den Durchmarsch der Konserve eingestellt wurde: Wer schafft die meisten Weckgläser? Alle Familienfeste feierten die Nachbarn zusammen, angefangen bei der Taufe. Besonders aufwendig waren immer die Hochzeiten und deren Jubiläen. Grünprobe, Grünholen, Kränzen und und und. &bdquo;Da waren wir acht Tage im Einsatz.“ Gemeinsam getrauert wurde auch, und Lisa Dirkschnieder ist sich dessen bewusst, dass sie mit 92 Jahren eine der Letzten aus dieser Nachbarschaft ist. Sie möchte auch auf jeden Fall in ihrem Haus wohnen bleiben. Wenngleich sie gerade in der Kurzzeitpflege des Hauses &bdquo;Wiepeldoorn“ die Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs auskuriert. Sie arbeitet an sich und ist durchaus optimistisch. Bau der A33 zerschneidet Nachbarschaft Ein Einschnitt im wahrsten Sinne des Wortes war der Bau der A33. Die hat nämlich die Nachbarschaft der Langen Straße zerschnitten. Drei Familien wurden umgesiedelt und sie legten trotzdem Wert darauf, weiterhin Teil der Nachbarschaft zu sein. &bdquo;Das sagt ja schon viel aus“, meint Lisa Dirkschnieder. Die Damen gehörten weiterhin dem Nachbarschaftskegelclub &bdquo;Die flotten 13“ an. Kegeln einmal im Monat &bdquo;bei Draganski auf der Senne“, danach reihum Kaffeetrinken. 35 Jahre gab es diesen Kegelclub. Lisa Dirkschnieder war immer dabei. Jetzt ist alles anders, ruhiger. &bdquo;Es herrscht ein anderer Zeitgeist“, konstatiert die 92-Jährige, die sich inzwischen schon von vielen Nachbarn verabschieden musste. Aber sie hat eine neue Nachbarin gefunden. Die hat das Obergeschoss ihres Haus gemietet. &bdquo;Damit bin ich ganz glücklich.“ Besondere Nachbarn im Kreis Gütersloh (1)Das sind die Jecken von der Scheipshofer Straße (2) Diese Dauercamper unterstützen sich gegenseitig

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