Bestohlener Ersthelfer erfährt Welle der Solidarität und zieht Schlussstrich

Schloß Holte-Stukenbrock/Paderborn. Mirco Welsing ist als Ersthelfer am Unfallort bestohlen worden, der Schaden geht in die Tausende. Die Unverschämtheit des Diebes hat viele Menschen empört. Nach dem Artikel in der Neuen Westfälischen haben sich manche Leser bei Mirco Welsing gemeldet und Unterstützung angeboten. Einer davon ist der Rechtsanwalt Thomas Meyer, der eine Zahlung der gesetzlichen Unfallversicherung erwirkt hat. Was viele nicht wissen: Ersthelfer haben prinzipiell Anspruch auf Schadensersatz. Mirco Welsing nimmt diese letzte Erstattung zum Anlass, einen Schlussstrich zu ziehen und den Fall für sich abzuschließen. Es hat ihn viel Korrespondenz gekostet, etwa die Hälfte des Schadenswertes aus unterschiedlichen Quellen zurückzuerhalten. Die große Anteilnahme bestärkt ihn aber darin, immer wieder so zu handeln und zu helfen, wenn jemand in Not ist. Lesen Sie auch: Ersthelfer am Unfallort auf A33 beklaut - Versicherung will nicht zahlen Das geschah Mirco Welsing am 19. April 2021 Rückblick: Am Abend des 19. April fuhr Mirco Welsing mit dem Auto über die A33 nach Hause. Er wohnt in Schloß Holte-Stukenbrock und ist Geschäftsführer der Marketingagentur TMC mit Sitz in Paderborn. Hinter Paderborn-Sennelager war ein Viehtransporter in die Mittelleitplanke geraten. Mirco Welsing hielt als einer der ersten an und half. Später, im Auto, bemerkte er, dass jemand seine Notebooktasche mit teuren Wertgegenständen aus dem Beifahrerraum gestohlen hatte. Der finanzielle Schaden ist so hoch, weil in der Tasche unter anderem ein Businessnotebook und weitere hochwertige Gegenstände wie eine 360-Grad-Kamera, Schreibset und Brille waren. Nach der Berichterstattung in der NW griffen auch der Rundfunk und das Privatfernsehen den Fall auf. Der Zuspruch für Mirco Welsing wuchs weiter. Private Spender haben sich sogar bereit erklärt, dem Unternehmer Geldbeträge zukommen zu lassen. Die Hälfte der Summe hat Mirco Welsing dem Opferschutz gespendet. Die Bielefelder Polizeipräsidentin Katharina Giere hat sich in einem Brief bei ihm für seinen Einsatz bedankt und den Verlust bedauert. Der Optiker, der Kamerahersteller, der IT-Hersteller und der Schreibwarenhändler kamen ihm bei der Neuanschaffung entgegen. Eine Versicherung zeigte sich kulant und erstattete einen kleinen Teil des Schadens. Die anderen sperrten sich. Die private Hausratversicherung fand zwar nette Worte, überwies aber kein Geld. Mirco Welsing hält das für kein gutes Zeichen. Man solle bei einer schnellen Hilfe nicht erst überlegen müssen, ob alle Wertsachen in Sicherheit sind. Für Mirco Welsings Fall gibt es aber kein juristisches Äquivalent Über die Erstattung diskutierten auch Leser in den Sozialen Medien. Darauf wurde der Rechtsanwalt Thomas Meyer aufmerksam. Die Frage, ob die Unfallkasse NRW in so einem Fall einspringen müsste, weckte sein juristisches Interesse. Meyer ist Fachanwalt für Sozialrecht mit Kanzleien in Bielefeld und Enger. Die gesetzliche Unfallversicherung (Träger ist die jeweilige Unfallkasse eines Bundeslandes) ist ein Teilgebiet der Sozialversicherung. &bdquo;Jeder Ersthelfer ist gesetzlich unfallversichert und bekommt, wenn ihm beim Hilfeleisten selbst etwas passiert, Personen- und Sachschäden ersetzt", erklärt er. Er hat Mirco Welsing den Rat gegeben, bei der Unfallkasse einen Antrag auf Erstattung zu stellen. Der wurde im August erst einmal abgelehnt. Thomas Meyer legte aber Widerspruch ein. Denn zum Ersatz von Sachschäden gibt es kaum Gerichtsurteile. Wird die Kleidung des Ersthelfers zum Beispiel mit Blut bespritzt, also bei einer unmittelbaren Hilfeleistung, besteht Ersatzanspruch. Für Mirco Welsings Fall gibt es aber kein juristisches Äquivalent. &bdquo;Darum habe ich mit der Unfallkasse weitgehend juristisches Neuland erkunden müssen." Es folgte ein Fachdisput, bei dem auch die Justiziare der Unfallkasse anerkennen mussten, dass die Bewertung dieses besonderen Falls unklar ist. Rechtsanwalt Thomas Meyer hätte sich gern ein eindeutiges Ergebnis gewünscht. &bdquo;Aus juristischer Sicht wäre eine gerichtliche Klärung – die sicher bis zum Bundessozialgericht geführt hätte – interessant gewesen, auch aus Sicht der Unfallkasse. Die Prozessdauer für ein solches Urteil beträgt aber etwa fünf Jahre." So lange will Mirco Welsing nicht warten. Er hat das Vergleichsangebot der Unfallkasse angenommen. Sie zahlt ihm 1.731 Euro.

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