Dieses Unternehmen aus SHS führt eine Menüküche für Zellkulturen

Schloß Holte-Stukenbrock. Winzige Zellen sind die Bausteine unseres Lebens – und sie spielen eine Schlüsselrolle in einem heimischen Unternehmen, der Xell AG, die im Tenge-Industriegebiet ansässig ist. Weltweit forschen Wissenschaftler an tierischen oder humanen Zellkulturen: im medizinischen Bereich zum Beispiel, um an ihnen die Wirkung von gezielten Therapien bei Krebserkrankungen zu ergründen oder – ganz aktuell – Corona-Impfstoffentwicklungen abzusichern. Doch um gezielte Zellforschung in Laboren betreiben zu können, muss man die Winzlinge in Flaschen und Glaskolben aufpäppeln und mit den richtigen Nährlösungen füttern. Die Xell AG sorgt dafür, dass sie genau die richtige Kost erhalten. &bdquo;Wir entwickeln und produzieren Nährlösungen, die zwischen 50 und 100 verschiedene Bestandteile enthalten“, erläutert Sandra Klausing, &bdquo;immer genau das richtige Menü für die jeweilige Zellkultur.“ Im täglichen Leben könne man so etwas auch mit einer Mischung von Multivitamintabletten und Proteinshakes vergleichen, sagt die Wissenschaftlerin humorvoll, &bdquo;also einer genau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Menschen abgestimmten Nahrungsergänzung.“ Sie ist bei Xell für Forschung und Entwicklung sowie die Einführung neuer Produkte und Verfahren zuständig.Nährlösungen in glänzenden Tanks In dem 2018 errichteten Firmengebäude in Schloß Holte-Stukenbrock siedelte das Unternehmen eine hochmoderne Produktion für Zellnahrung – sogenannte Zellkulturen – an. Riesige Edelstahltrichter befüllen automatisch gesteuerte Hightech-Mühlen, die aus grobkörnigen Rohstoffen puderförmiges Material mahlen. Flüssige Nährlösungen mischt man in diversen glänzenden Tanks zusammen. Alles streng hygienisch und unter Reinraum-Bedingungen. Mitarbeiter in weißen Schutzanzügen mit Klarsichtbrillen überwachen an Monitoren die Herstellungsprozesse. Wenn die Chargen fertig sind, transportieren sie die flüssigen Lösungen in Kunststoffsäcken ins Lager oder zum Versand. Es sind sozusagen perfekt abgestimmte Fertiggerichte für Zellkulturen in aller Welt. Viele Firmen der internationalen Biopharma-Industrie werden von hier aus beliefert – um die 150 Kunden auf allen Kontinenten.Als ein typisches Start-up-Unternehmen begann die Xell AG im Jahre 2009 an der Universität Bielefeld, am Institut für Zellkulturtechnologie. &bdquo;Stefan Northoff, Professor Thomas Noll, Heino Büntemeyer und Ole Weigelt gründeten das Unternehmen, das unter dem Namen TeutoCell AG startete“, berichtet Sandra Klausing. &bdquo;Mit der Züchtung von Zellkulturen befasste sich das junge Unternehmen von Anfang an.“ Schon in ersten Auftragsarbeiten entwickelte das innovative Wissenschaftlerteam die speziellen Nährlösungen für Kunden aus Industrie oder anderen Zellforschungseinrichtungen. Das Geschäft lief gut an, die hohe Nachfrage erforderte alsbald neue Schritte. &bdquo;Die ersten eigenen Laborräume außerhalb der Uni übernahmen wir 2015“, sagt sie, &bdquo;mit den größeren Flächen bekamen wir so mehr Möglichkeiten, als Team zu wachsen.“ Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 40 Mitarbeiter. An der Alten Verler Straße in Sennestadt lag der neue Standort, an dem auch heute noch Entwicklungsarbeit geleistet wird. Von Beginn an stand auch ein internationales Netzwerk von Forschungspartnern dahinter. Dazu zählen nicht nur diverse deutsche Universitäten sowie das Fraunhofer-Institut oder das Max-Planck-Institut, sondern auch internationale Hochschulen wie die Universitäten in Oxford, Lissabon oder im australischen Brisbane.Wachstum ist gesichert Vor drei Jahren setzte die Xell AG einen weiteren Meilenstein: den Aufbau einer eigenen Produktion in Schloß Holte-Stukenbrock. Bald erlangte das Unternehmen auch das Qualitätssicherungssiegel ISO 9001, welches nicht nur in der biopharmazeutischen Industrie einen wichtigen Baustein in der Unternehmensentwicklung darstellt. Und das Grundstück mit Produktionsgebäude, in dem nunmehr die Büros sowie die Fabrikationshallen angesiedelt sind, bietet auch noch Platz für einen weiteren Ausbau der Herstellung. Der Markt im Bereich der Biotechnologie und speziell Zellkulturen sei enorm groß und wachse stetig, erklärt Sandra Klausing. Corona habe der weltweiten Nachfrage nach Nährlösungen und -stoffen einen zusätzlichen Schub verliehen.Zukünftiges Wachstum dürfte auch aus einem weiteren Grund gesichert sein. Denn im Juli übernahm der weltweit bekannte Dax-Konzern Sartorius das aufstrebende Unternehmen Xell. &bdquo;Sartorius ist ein erfolgreiches Unternehmen unserer Branche“, sagt Sandra Klausing. &bdquo;Wir haben schon vorher sehr gut mit dem Unternehmen zusammengearbeitet“. Mit den Produkten von Xell erweitere Sartorius sein Portfolio um einen wichtigen Baustein. Und für die Xell AG bedeute der Zusammenschluss mit dem viel größeren Partner erhebliche Wachstumschancen. &bdquo;Biotechnologie ist ein sehr kapitalintensives Arbeitsgebiet“, sagte Xell-Vorstand Stefan Northoff kürzlich in einem Interview. &bdquo;Gemeinsam mit Sartorius werden wir zu einem der größten Anbieter im Bereich der Zellkulturmedien werden.“ Bisher erschienen: Silence Aircraft, Trusetal, Tekawe, HORA, GB Machines und Düspohl. Unternehmen, die sich in dieser Serie wiederfinden möchten, können sich wenden an: ?shs@nw.de

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