Schloß Holte-Stukenbrock Sennebauern gehen neuen Weg der Direktvermarktung

Schloß Holte-Stukenbrock. Sie legen Wert auf Regionalität, Nachhaltigkeit und Tierwohl. Unter dem Label &bdquo;Sennebauern“ haben sich jetzt landwirtschaftliche Betriebe aus Liemke und der näheren Umgebung zusammengeschlossen, um ihre Produkte gemeinsam zu vermarkten und gleichzeitig Menschen eine Hofbewirtschaftung abseits der industriellen Landwirtschaft zu vermitteln. Weitere Produkte sollen in Kürze ins Sortiment, möglicherweise könnte aus dem Projekt ein eigener Hofladen erwachsen. Angefangen hat es vor ein paar Wochen mit der Teilnahme an der Aktion &bdquo;Obst verbindet – Liebe auf den zweiten Blick“. Dahinter steht die Idee, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Obst und Gemüse zu essen, das den Verbraucher eigentlich gar nicht erreichen würde, weil es schon während der Produktion oder beim Großmarkt aussortiert wird und im Müll landet. Zum Beispiel weil es nicht der Norm entspricht, Schönheitsfehler hat oder weil Lkw oder Container ihren Zielort nicht rechtzeitig erreicht haben. 30 Standorte in OWL Erhan Berse hat im Juni das Start-up &bdquo;WE Fresh“ gegründet und verteilt derartiges Obst und Gemüse für einen geringeren Verkaufspreis in der Region. Dazu baut er gerade ein regionales Verteilernetz auf. Etwa 30 Standorte in OWL, dazu einen in Hannover und zwei am Dümmer See, gibt es mittlerweile. Eine Verteilerstation befindet sich in Schloß Holte-Stukenbrock. Karina Pähler, von Land- und Gartentechnik Kampmeier, ist seit Ende August dabei. Sie hat mit ein paar Kisten pro Woche gerechnet und diese anfangs im Betrieb am Siemensweg verkauft. Der Ablauf: Wer zum Beispiel eine Kiste Äpfel haben möchte, bestellt sie bis Donnerstag telefonisch oder auf der eigenen Internetseite vor und kann sie am Samstag abholen. Mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit und Wertschätzung von Lebensmitteln trifft das Projekt offenbar den Nerv der Zeit. Schnell nahm es größere Ausmaße an. Mittlerweile gibt es eine Whats-App-Gruppe mit 105 Teilnehmern, in der Neuigkeiten und sogar Rezepte ausgetauscht werden. 150 bis 200 Kisten Obst und Gemüse packt Karina Pähler mit ihrer Tochter Nicola und deren Freund wöchentlich. Am Siemensweg wurde es zu eng, deshalb sind sie umgezogen auf den Hof von Jörg Dreischalück in Liemke. Initialzündung für die Sennebauern Das war zugleich die Initialzündung für die &bdquo;Sennebauern“. Vage gab es zwischen den befreundeten Landwirten schon länger die Idee, die eigenen Produkte besser zu vermarkten. Dank &bdquo;Obst verbindet“ kommen Menschen auf den Hof, die zudem regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel nachfragen und auch bereit sind, dafür entsprechend zu bezahlen. Der Milchhof Dreischalück betreibt seit neun Jahren den Selbstbedienungsladen &bdquo;Liemker Frische“, in dem Kunden Rohmilch direkt vom Hof kaufen können. Die 35 Milchkühe erhalten gentechnikfreies Futter, stehen im Stall auf Stroh und können jederzeit nach draußen auf die Weide. Die Eier stammen vom Eierhof Schätti, ein paar Meter hinter der Ortsgrenze nach Kaunitz. Dort haben die Hühner viel Auslauf. Die Kartoffeln gibt es vom Hof Kampmeier, in Hövelriege bauen Karina Pähler und Bernhard Kampmeier im Nebenerwerb auf 1,5 Hektar Land die &bdquo;Senneknolle“ an. Nur mit organischem Stalldung (ohne Gülle). Pestizide kommen nicht zum Einsatz, Schädlinge werden händisch bekämpft. Ein Biosiegel führen sie nicht, gehen aber "über die Kriterien hinaus" Alle drei Betriebe arbeiten nachhaltig und ökologisch, ohne ein Biosiegel zu führen. &bdquo;Wir verzichten bewusst darauf und gehen in Teilen sogar über die Kriterien hinaus“, sagt Karina Pähler. Zum Beispiel beim Verzicht auf den Pestizideinsatz bei den Kartoffeln. Die Bio-Zertifizierung kostet Geld. Jährlich. &bdquo;Das wird bei Bioprodukten dann auf den Verkaufspreis aufgeschlagen“, sagt sie. Deswegen haben die Sennebauern ihr eigenes Qualitätssiegel kreiert: Fresh Farm. &bdquo;Obst verbindet“ ist der Türöffner. Eier, Kartoffeln und Milch erfahren seit der Aktion auf dem Hof in Liemke ein deutliches Absatzplus. Der Eierhof Schätti hat 150 Legehennen hinzugekauft, um die neue Nachfrage bedienen zu können. Neben der Vermarktung ist den Sennebauern das Vermitteln von Landwirtschaft wichtig. &bdquo;Alle Höfe können besucht werden“, stellt Karina Pähler heraus. Auf ihrem Hof in Hövelriege leben Senneglucken, für die man auch eine Patenschaft übernehmen kann. Zudem ist die Minifellnasen-Ranch von Lena Kipshagen und Sandra Krietenbrink dabei. Dort können Kinder den Umgang mit Ponys lernen. Ferienfreizeiten der Sennebauern Karina Pähler kann sich vorstellen, auch Ferienfreizeiten als Gemeinschaftsaktionen der Sennebauern anzubieten oder einzelne Aktionstage. Mittelfristiges Ziel ist ein eigener Hofladen. Denn auch weitere Produkte aus der Region wollen die Sennebauern über ihr Label vertreiben. In Kürze kommt der Sennekaffee hinzu. Die Bohnen wachsen zwar in Kenia, hergestellt wird der Kaffee aber im hiesigen Röstwerk an der Beckersheide. Auch Eierprodukte der Schätti-Eier sind in Planung. Nudeln oder Eierlikör zum Beispiel. Die Internetseite der Sennebauern ist noch nicht ganz fertig, beinhaltet aber schon einige Informationen über die teilnehmenden Partner. Ebenso die Wochenangebote der Aktion &bdquo;Obst verbindet“ und Bestellhinweise. www.sennebauern.de

Mehr zum Thema