Mit Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht: Als Jörg Kachelmann 2001 SHS besuchte

Schloß Holte-Stukenbrock. Das Jubiläumsjahr der Stadt geht bald zu Ende. Unsere Serie &bdquo;50 Jahre SHS" über Kurioses, Spannendes und Politisches nimmt noch einmal Fahrt auf. Dieses Mal geht es um die Wetterstation an der Realschule und den Herrn Kachelmann. Die NW schrieb am 28. Juni 2001: Jörg Kachelmann, der Sonne-Schnee-und-Schauer-Schelm aus Radio und Fernsehen, macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Um ihn herum lächeln alle: Die einen ein wenig verlegen, schließlich ist Kachelmann ein Prominenter, und solchen Leuten begegnet man nicht alle Tage; die anderen sonnen sich eher im Glanze desjenigen, auf den alle gucken. Kachelmann ist gekommen, um die Wetterstation seiner Firma Meteomedia an der Realschule offiziell zu eröffnen. Aufgehübscht hat er sich für den Anlass nicht gerade. Passend zum Griesgram-Gesicht ein Fünf-Tage-Bart und ein zerdrücktes unmodisch mittelblaues Jackett. Die Verwandlung von Jörg K. vollzieht sich, nachdem CDU-Pressesprecher Klaus Streck und Realschule-Fördervereinsvorsitzender Wolfgang Kreyer die vielen hundert Realschüler, die mit einigen Ratsmitgliedern und einer kleinen Schar Einfach-nur-Neugieriger das Publikum bilden, mit einer Chronologie der Ereignisse bis zum Tag mit Kachelmann ein wenig beduselt haben. Der 42-jährige Klugschweizer, so einer seiner Übernamen, schnappt sich das Mikro, zeigt seine gleichmäßigen Zahnreihen hinter charmant lächelnden Lippen, wird zum Dampfplauderer, der nach eigenen Angaben stundenlang über das Wetter reden könnte. Das überrascht niemanden wirklich, schon aber, wie Kachelmann den Schwenk von der Temperatur fünf Zentimeter über den Boden zur politischen Großwetterlage schafft. Christdemokrat Streck muss erklären, ob er Merkel oder Stoiber (&bdquo;Merkel") als Kanzlerkandidaten vorzieht und warum (&bdquo;Weil sie eine Frau ist) und darf auch noch schnell sagen, dass die CDU die nächste Bundestagswahl gewinnen wird, bevor SPD-Fraktionsvorsitzender Friedrich Dransfeld der rhetorischen Aufforderung Kachelmanns nachkommt und ebenfalls etwas zur Politik in Berlin äußert. In Berlin arbeitet auch eine der inzwischen 250 bundesdeutschen Wetterstationen, die Wind, Sonnenscheindauer, Temperatur und Regenmenge messen. Im Abstand von zehn Kilometern müssten sie stehen, sagt Kachelmann später, damit wäre sein Messnetz optimiert. Geld könnten er und seine 60 Meteomedia-Mitarbeiter damit nicht verdienen (das tun sie durch die Fernsehhonorare). Dieser &bdquo;fiese alte Mann" ruft: &bdquo;Ihr Undankbaren" Folgerichtig hatte der Schweizer Wettervorhersager jüngst in einem Fragebogen auf die Frage &bdquo;Welch lebende Person bewundern Sie am meisten und warum?" geantwortet. &bdquo;Mich, weil ich versuche eine Firma zu haben." Übrigens antworte er auf die Frage, welche lebende Person er am wenigsten bewundere, genau dasselbe. Glück bescheren ihm deshalb &bdquo;eine neue Wetterstation und ein netter Kunde." Also hat Schloß Holte-Stukenbrock Kachelmann glücklich gemacht, weshalb sein Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht umso mehr verwundert. Dem Wunsch einiger Realschüler nach Autogrammen kommt er recht freundlich nach, obwohl er sicher ist, dass die meisten der in der schwülen in der Hitze des Vormittags schmorenden Pennäler ihn, &bdquo;diesen fiesen alten Mann" (Kachelmann über Kachelmann), und seinen täglichen ARD-Auftritt nicht kennen. Kurz vor acht, ruft er den Jungen und Mädchen zu, &bdquo;da guckt ihr alle ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten’". Und schickt noch hinterher: &bdquo;,Ihr Undankbaren." Jeden Werktagabend kurz nach 19.52 Uhr flitzt ab sofort der Name Schloß Holte-Stukenbrock durch das Fernsehbild des ersten Programms. Dieser Name ist so lang, dass er optisch nicht durch einen anderen Städtenamen verdrängt werden kann, wie jüngst Bürgermeister Hubert Erichlandwehr zufrieden feststellte. Und da gestern Wetterguru Jörg Kachelmann auch noch versprochen hat, &bdquo;die Gemeinde so berühmt wie möglich zu machen", kann man berechtigter Hoffnung sein, dass das eintritt, was CDU-Ratsherr Christian Hayk vor einem Jahr im Sinn hatte, als der die Installierung der Wetterstation anregte: positive Auswirkungen auf Stadtmarketing und Tourismus. Verwirklicht werden konnte die Wetterstation vorrangig auch dank des Engagements des CDU-Ratsherrn Hans Knoke, des Vorsitzenden des Realschul-Fördervereins, Wolfgang Kreyer, und der Spenden von 33 Sponsoren sowie der Gemeinde Schloß Holte-Stukenbrock, die sich ebenfalls an den Kosten von 20.000 Mark beteiligte, auch die jährlichen Betriebs- und Wartungskosten übernimmt. Die Daten der Wetterstation werden zudem im Physik-, Erdkunde- und Biologieunterricht der Realschule verwendet.

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