So will die SPD raus aus der Krise

Schloß Holte-Stukenbrock. Die hiesige SPD steckt in der Krise. Der Ernst der Lage ist den Genossen aber bewusst. &bdquo;Wenn wir jetzt nicht handeln, dann wird es in der Stadt in fünf bis zehn Jahren wahrscheinlich keine SPD mehr geben“, sagt Philipp Lampe, einer der neuen Hoffnungsträger der Partei. Die Genossen sind überzeugt, dass eine Wende gelingen kann: Sie setzen auf neue Gesichter, neue Ideen und eine intensivere Zusammenarbeit von Fraktion, Ortsverein und SPD-Senioren. Eine Wählergruppe wollen sie stärker in den Fokus nehmen. Die SPD hat sich durch eigenes Verschulden in diese missliche Lage manövriert. Vieles ist in der Vergangenheit schief gelaufen. In der Lokalpolitik sind die Genossen nur noch selten mit eigenen Beiträgen in Erscheinung getreten. Der Wahlkampf hat so gut wie nicht stattgefunden. Ein Beispiel: Erst auf Drängen der NW-Redaktion hat die SPD überhaupt ihr Programm für die Kommunalwahl vorgestellt, das wirkte an einigen Stellen überhaupt nicht auf die Situation in Schloß Holte-Stukenbrock zugeschnitten. Auch bei den Wahlprojekten des Jugendparlamentes machte die SPD eine enttäuschende Figur. Sie lieferte als einzige Partei kein Wahlvideo, die Antworten im Kommunal-O-Mat waren unvollständig und oft sehr kurz gehalten. Die Wähler wussten nicht, wofür die hiesige SPD steht. Nur noch 1.181 Wähler gaben der Partei ihre Stimme. 2014 waren es noch 2.035. Vieles wurde vernachlässigt &bdquo;Wir haben zu wenig getan, vieles vernachlässigt“, gibt Metin Eser zu. Er betont, nicht nachtreten zu wollen, sagt dann aber doch, dass einige Personen offenbar nicht für ihre Posten geeignet waren. Es wurde fast verpasst, die Wahlkreiskandidaten zu benennen, bis Metin Eser sich auf Druck der SPD-Senioren einschaltete und in einem organisatorischen Kraftakt innerhalb von vier Tagen vor dem Abgabetermin Kandidaten gesucht, gefunden und die Listen zusammengestellt hat. &bdquo;Ich weiß nicht mehr, ob ich in der Zeit geschlafen oder etwas gegessen habe.“ Geholfen hat ihm dabei Uschi Mickley. Metin Eser wurde am Mittwochabend einstimmig zum neuen Fraktionssprecher gewählt. Vor dem Treffen sprach die Fraktion mit der Neuen Westfälischen über die zukünftige Ausrichtung. Mit dabei waren die drei Ratsmitglieder Metin Eser, Uwe Siek, Ulrich Sigrist und die neuen Sachkundigen Bürger Philipp Lampe (34 Jahre), Björn Mickley (55), Bjarne Gottschick (22) und Martin Kalkreuter (32). Außer Metin Eser und Uwe Siek hat keiner Erfahrung in der aktiven Kommunalpolitik, das politische Geschehen haben aber alle intensiv mitverfolgt. Diese neue Mannschaft soll die SPD wieder in die Spur bringen. An der Motivation wird es nicht liegen, das wird im Gespräch klar. Aber das allein reicht nicht. &bdquo;Wir brauchen auch die Erfahrung der Senioren“, sagt Metin Eser und nennt als Beispiele die ehemaligen SPD-Köpfe Friedrich Dransfeld, Michael Höppner und Bruno Schmidt. Sie wollen die Neuausrichtung aktiv mitgestalten. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Ortsverein soll gestärkt werden. &bdquo;Wir wollen wieder ein Team werden“, sagt Metin Eser. &bdquo;Es wurde in der Vergangenheit zu viel allein entschieden.“ Wie berichtet, zieht sich die bisherige Fraktionsvorsitzende und Ortsvereinschefin Marion Herzog aus der Lokalpolitik zurück. Über Vorstandsposten wollen die Genossen erst im Januar beraten. SPD erhält nur drei Sitze im Rat &bdquo;Schuldzuweisungen helfen uns jetzt nicht“, ergänzt Philipp Lampe. Es ist kein Geheimnis, dass die SPD den Zollsachbearbeiter gern als festes Ratsmitglied gesehen hätte. Er hat für die SPD auch an der Kandidatenrunde des Jugendparlaments teilgenommen. Auf der Wahlliste stand er aber nur auf Platz 4. &bdquo;Wir haben damit gerechnet, dass wir vier Sitze bekommen“, sagt Metin Eser. Es wurden nur drei. Hoffnung macht den Genossen, dass es gerade bei den jungen Wählern bis 25 Jahre offenbar eine große Zustimmung für die SPD gibt. Sie ist nach Bündnis 90 / Die Grünen laut Umfragen die zweitbeliebteste Partei bei den jungen Leuten. Bjarne Gottschick, der selbst zu dieser Kategorie gehört, glaubt zu wissen, warum: &bdquo;Thema Nummer 1 ist ganz klar der Umweltschutz.“ Da will sich die SPD positionieren. Aber auch im Sozialen. Uwe Siek nennt als Beispiel das SPD-Engagement für altengerechtes Wohnen im neuen Quartier &bdquo;In den Tannen“. Der Einsatz neuer Medien soll ebenfalls eine größere Rolle einnehmen, um die jungen Menschen zu erreichen. Erste Bewährungsprobe wird die Bundestagswahl im kommenden Jahr sein. &bdquo;Das ist ein Testballon“, sagt Philipp Lampe. &bdquo;Wir müssen für die Menschen vor Ort wieder sichtbar werden. Es ist schwierig, Menschen für die Politik zu begeistern – und dann auch noch für die SPD.“

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