Die Erdmännchen sind los

Schloß Holte-Stukenbrock. Was haben die Reporter der Neuen Westfälischen nicht schon alles für eine 10-Minuten-Reportage gemachtNeuen Westfälischen: sich in die Ausnüchterungszelle der Polizei einsperren lassen, es in einer Kühlkammer ausgehalten, Holz gehackt, Müll gesammelt, einen Steinblock bearbeitet. Bei den Erdmännchen im Safaripark sind dieses Mal Mathilda (9) und Adelina (6) quasi die Reporterinnen. Zehn Minuten ist die Kernzeit des doch ausgedehnteren Besuches, denn eigentlich können sich die beiden Schloß Holter Mädchen gar nicht losreißen, so viel gibt es zu sehen. In dieser Kernzeit fassen die Nachwuchsreporterinnen ihre Eindrücke zusammen. &bdquo;Die sind so putzig“, schwärmt Mathilda, die wie ihre jüngere Schwester einen kleinen Fotoapparat mitgebracht hat und eifrig knipst. Besonders beliebtes Fotoobjekt: das fünf Wochen alte Erdmännchen-Baby.¨ Und an dieser Stelle muss eingeschoben werden, was Tierpflegerin Hanna Enders und der Zoologische Leiter Markus Köchling zum Baby zu sagen haben. Die 27 Erdmännchen im Safariland sind eine Großfamilie, genau wie sie es in freier Wildbahn in ihrer Heimat Südafrika wären. Xenie ist die Chefin und kam zusammen mit Timon vor acht Jahren nach Stukenbrock-Senne. Sie wurden ein Paar und dulden seither kein anderes Paar neben sich. Das ist in einer Erdmännchen-Großfamilie ganz klar geregelt und endet eigentlich erst mit dem Tod der Chefin. Xenie musste neulich eine ihrer Töchter in die Schranken weisen, und Hanna Enders ist noch immer schockiert, wie brutal sie ihren Kampf ausgetragen haben. Kurz darauf war wieder Dampf im Gehege, weil sich wirklich jeder um das neue Erdmännchen, das x-te Baby von Xenie, kümmern wollte.¨ "Einer hat immer Dienst" &bdquo;Das Baby“, sagt Mathilda, &bdquo;bleibt immer bei den Großen, damit es sich bei Gefahr verstecken kann.“ Und wer sagt Bescheid, wenn Gefahr droht? Adelina und Mathilda entdecken ein Erdmännchen, das kerzengrade aufgerichtet auf einem erhöhten Punkt im Gehege Platz genommen hat und sich kaum bewegt, weil es so konzentriert ist. &bdquo;Das schaut nach Greifvögel aus“, meint Mathilda und da hat sie durchaus Recht. &bdquo;Einer hat immer Dienst“, sagt Hanna Enders. &bdquo;Es ist unfassbar, was alles in der Gruppe passiert.“ Nun gibt es tatsächlich in Stukenbrock-Senne nicht so viele natürliche Feinde wie in Südafrika. Aber es reicht schon ein unbekanntes Geräusch in der Luft, etwa Hubschrauberflappen oder Fugzeugmotorenlärm, das den Aufpasser veranlasst, Alarm zu geben. Und dann verschwinden die Erdmännchen blitzschnell in einem der vielen Erdlöcher in dem Gehege. &bdquo;Sie graben Tunnel, damit sie einen Schlafplatz haben“, das hat die sechsjährige Adelina gut erkannt. Erdmännchen sind Buddler. Aber das Gehege ist absolut ausbruchsicher Jetzt gerade, wo sie vor dem Gehege steht, ist keines der kleinen Raubtiere in einem Erdloch. Mathilda und Adelina beobachten fasziniert, wie ausdauernd Erdmännchen kuscheln und die Sonne genießen können. Im sandigen Teil des Gehege fallen sie kaum auf. &bdquo;Das Fell“, sagt Mathilda, &bdquo;hat ein schönes Muster. Damit können sie sich sehr gut im Sand tarnen.“ Der Sand. Die Erdmännchen buddeln ausdauernd (auch auf der Suche nach etwas zu fressen) darin herum. Das musste der frühere Parkchef Fritz Wurms, der vor eineinhalb Jahren verstorben ist, beim Bau des Geheges berücksichtigen. 80 bis 120 Zentimeter tief musste das große Areal ausgekoffert und mit doppelt gelegtem, verzinktem Kaninchendraht ausgelegt werden. Dann kamen 50 Lkw-Ladungen Spezialboden hinein. Eine Mischung aus Sand, Lehm, Schluff. Das Außengehege ist durch hohe Glasfenster begrenzt. Das Erdmännchen-Haus hat ein Beton-Fundament. Absolut ausbruchsicher. Die beiden Nachwuchsreporterinnen sind schockverliebt in das Erdmännchen-Baby, würden es eigentlich gerne mit nach Haus nehmen. Geht ja nicht. Aber bei Steiff gibt’s eines. Kostet keine 40 Euro und macht keinen Dreck.

Meistgelesen