Schloß Holte-Stukenbrock. In der Holte hat man Zeit. „Man kommt ja nicht weit!“ Spätestens am nächsten Bahnübergang ist Schluss, quälende sieben Minuten lang. Schön, wenn man die verkürzen kann. Premiere für das Stadtgeplauder.
Simone Geiping – eher rustikal und mit Meerschweinchen – und Maria Potthoff – auf High Heels und mit Hündchen – haben ihren kleinen Rundumschlag auf das Ortsgeschehen der vergangenen zwölf Monate durchaus plausibel in eine kleine Rahmenhandlung eingebaut.
Und während die Freundinnen auf den durchfahrenden Zug warten, überlegen sie, warum sie sich so lange nicht gesehen haben. Dabei gab es doch so viele Gelegenheiten – in der Holte: Riesenpizza bei Wölke? „Hab ich verpasst“, bekennt die eine. Vielleicht hat sie vor einer der neuen Ampeln im Stau gestanden. „Morgens staut sichs raus aus der Holte, abends rein.“ Auf das Elterntaxi im Grauthoff hat die andere umsonst gewartet. „Dabei habe ich zwei erwachsene Töchter mit Führerschein.“ Vielleicht hat sie da etwas falsch verstanden?
"Danke für die Lieder"

Aber es gibt nicht nur was zu meckern. Schön wars auf dem Abendmarkt, und schön war es bei den Open-Air-Glanzlichtern vor der Garage vom Bürgermeister – dem Pavillon im Bürgerpark. Es sind große Fußstapfen, in die sich die beiden da trauen, aber sie haben ihr Debüt gut gemeistert. Gisela Sykoras Dorfgetratsche ist den meisten noch in guter Erinnerung. Und Gisela selbst wäre wohl gerne zum Gucken gekommen, zumal die Crazy Chicks, so heißt die Theatergruppe der kfd Schloß Holte, ihr ein so schönes Abschiedsständchen gegeben haben. Aber eine Infektion fesselt die ehemalige Frontfrau zurzeit ans Bett. „Danke für die Lieder“, heißt es in dem Lied, und: „Du warst unser Dichter, Deine Musik bleibt immer noch hier.“ Getextet hat es übrigens Giselas Tochter Silke Sykora.

„Wir waren bei ihr zu Hause und haben dort für sie gesungen“, berichtet Volker Mende, der nun allein den musikalisch-technischen Part bestreiten muss, aber von der charmanten Galina bekommen hat. Und natürlich haben „seine Mädels“ auch sonst wieder alle Register gezogen. „Das habt ihr in diesem Saal noch nie gesehen“, ruft Volker in den ausverkauften Saal des Pfarrer-Rüsing-Hauses, und er hat Recht. Wo gab es das jemals, dass sich drei Frauen auf der Bühne gegenseitig die Haare waschen? Dass es dabei auch rundherum feucht wird – wen störts?
Man bleibt ja ewig jung
Und noch etwas hat es in diesem Saal noch nicht gegeben, den Auftritt einer auswärtigen Tanzgarde. Aber als die Westenholzer Prinzengarde die Beine schwingt, sind alle aus dem Häuschen. Private Kontakte haben das möglich gemacht, das schreit nach Wiederholung.
Viele gemeinsame Auftritte prägen den Abend. Die Crazy Chicks treten ganz in rot-weiß zu den Melodien der Kölner Kultband Brings auf, um später die Welt anzuhalten, als Mitglieder der nächsten Kölner Kultband, den Höhnern. Zum Finale gibts die dicke Malle-Packung mit allen wichtigen Drews-Hits. Und jede Frau ist einmal der Jürgen, im Königsmantel und mit Krone.
Aber man bleibt ja nicht ewig jung. Und so machen sie das Beste draus, kleiden sich im 60er-Jahre-Stil und singen: „Ich freu mich auf die Wechseljahre, wenn ich ganz cool Porsche fahre.“ Susanne Niebiossa und Claudia Pollmeier-Schaumann liefern sich auf der Bühne einen Boxkampf in Zeitlupe.
Dass die Truppe das Programm im Vergleich zu den früheren Jahren um gut eine Stunde gestrafft hat, dürfte wohl kaum jemandem aufgefallen sein. Hauptsache kurzweilig, und das ist wieder mal gelungen.