„Inklusion geht uns alle an“

Schloß Holte-Stukenbrock. Anstrengende Wochen liegen hinter Tabea und Marian Mewes. Doch die Freude könnte nicht größer sein, denn dass ihr vor zwei Jahren angestoßenes Projekt einen solchen Erfolg haben würde, &bdquo;dass wir so viele Menschen mit unserer Botschaft erreicht haben", das sei immer noch unfassbar, sagt Tabea Mewes. &bdquo;Utopische Träume sind wahr geworden." Ihr jüngerer Bruder Marian, der gerade seinen 22. Geburtstag gefeiert hat, sei mittlerweile eine kleine Berühmtheit. &bdquo;Auf der Straße wird er ständig angesprochen, bei Festivals auch" und besonders oft auf Pollhans. &bdquo;Bist Du der Marian von Notjustdown", hätten viele Besucher wissen wollen. Das Online-Projekt &bdquo;#notjustdown" hat Tabea Mewes vor zwei Jahren anlässlich ihrer Masterarbeit im Fach Medienwissenschaften erstellt. Weil es der 29-Jährigen ein großes Anliegen war und ist, darauf aufmerksam zu machen, dass das Leben mit Marian, der das Down-Syndrom hat (auch genannt Trisomie 21), ungemein bereichernd und er keineswegs &bdquo;down" ist. Marian, der von allen liebevoll &bdquo;Mari" gerufen wird, ist ein fröhlicher, fürsorglicher, liebenswerter junger Mann &bdquo;und das Zusammenleben mit ihm ein großer Gewinn", erzählt seine Schwester. Klar habe Mari auch mal schlechte Laune und seinen eigenen Kopf, so, wie alle anderen. Und er hat seine eigene Sprache. Tabea Mewes und auch ihre Familie, in der ein großer Zusammenhalt herrscht, wünschen sich, dass Menschen wie Marian ganz selbstverständlich zur Gesellschaft gehören, dass sie willkommen und nicht nur geduldet sind. Die Realität sehe in der Regel anders aus. &bdquo;Mehr als 90 Prozent der Eltern entscheiden sich bei der Diagnose Trisomie 21 für eine Abtreibung." &bdquo;Damals war die Resonanz schon sehr gut" Umso wichtiger ist Tabea Mewes, dass Menschen mit Behinderung sichtbarer werden. Durch ihr Projekt funktioniert das. &bdquo;Neu war, dass das Ganze aus der Geschwisterperspektive beleuchtet wird, da haben wir noch heute ein Alleinstellungsmerkmal", bestätigt Tabea Mewes, die noch einen weiteren Bruder hat. Tilman (27) lebt mittlerweile in Berlin. Wer online auf &bdquo;#notjustdown" unterwegs ist, der erhält in Videos, einem Blog und auf Fotos einen sehr persönlichen Einblick vom Leben mit Mari. Seit November 2017 gibt es &bdquo;#notjustdown" mit dazugehöriger Facebook- und Instagramseite. Kurz danach berichteten neben der Neuen Westfälischen weitere Medien.Neuen Westfälischen &bdquo;Damals war die Resonanz schon sehr gut." Im Juni 2018 sei die Zahl der Anhänger nach einem Interview auf einem bekannten Instagram-Kanal noch einmal in die Höhe geschnellt. &bdquo;Innerhalb von zwölf Stunden hatten wir 1.000 Follower mehr." Danach sei die Sache so richtig ins Rollen gekommen. Die WDR-Lokalzeit wurde aufmerksam, Tabea und Marian Mewes waren live zu Gast in der WDR-Sendung &bdquo;Hier und Heute", ein Podcast im Deutschlandfunk folgte im Oktober 2018, über einen YouTube-Chanel &bdquo;gibt es außerdem immer wieder die Möglichkeit, unsere Botschaft zu senden". Die Dinge nahmen ihren Lauf Dass die Zahl der Follower mittlerweile die 20.000er-Grenze überschritten hat, liegt wohl auch daran, dass das Projekt bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist. &bdquo;Im Januar 2018 haben wir den Goldenen Blogger-Award als Newcomer des Jahres erhalten", berichtet Tabea Mewes. &bdquo;In Berlin haben wir mit berühmten Leuten auf der Bühne gestanden." Die Dinge nahmen ihren Lauf. &bdquo;Verrückt, welche Eigendynamik das schon im ersten halben Jahr ohne eigene Werbung entwickelt hat." Im Sommer 2018 begann Mari in einer Werkstatt zu arbeiten. Sein Verdienst war gering. Für die Familie stand fest, dass sie Mari, dessen großes Hobby es ist, seine Lieblings-Filmhelden zu malen, einen anderen Weg ermöglichen wollten. &bdquo;Ich will Sachen immer ganz oder gar nicht machen" Tabea Mewes, die von sich selbst sagt, &bdquo;ich will Sachen immer ganz oder gar nicht machen", brachte sich autodidaktisch den Siebdruck bei, erstand eine günstige Maschine, begann, neun verschiedene Motive ihres Bruders auf T-Shirts zu drucken und einen kleinen Online-Handel aufzubauen. Eröffnet wurde er am 16. November 2018, &bdquo;einen Tag nach Maris 21. Geburtstag". Ein paar Shirts zu verkaufen und damit Maris Taschengeld aufzubessern, &bdquo;das wäre doch toll", so hatte sich Tabea Mewes das gedacht. Es kam anders. &bdquo;Ab Stunde 1 gingen so viele Bestellungen ein, dass wir viele Nachtschichten einlegen mussten." Auch hier bewährte sich der Familienzusammenhalt. Sogar Oma Anna half im Atelier beim Kistenfalten mit. Bis Ende Mai war der Shop durchgängig geöffnet. &bdquo;Relativ schnell war klar, dass ich das neben der Berufstätigkeit nicht schaffen würde." Mittlerweile wird der Shop deshalb nur sporadisch geöffnet. &bdquo;Für uns war das eine große Überraschung" Ende September hat es eine weitere Auszeichnung gegeben – den &bdquo;Smart Hero Award" der Stiftung Digitale Chancen", und zwar den Spezialpreis der Jury. &bdquo;Für uns war das eine große Überraschung", erzählt Tabea Mewes. &bdquo;Mari, Tilman und ich waren unter den Gästen, sind unter einem Vorwand nach Berlin gelockt worden." Plötzlich seien sie aufgerufen worden. Das soziale Engagement wurde ausdrücklich gewürdigt. &bdquo;Wir haben das als große Ehre wahrgenommen." Notjustdown hat in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, dass Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen. &bdquo;Wir haben schon jetzt mehr erreicht, als wir jemals gedacht hätten. Unser Wunsch ist es, dass das Thema ,Inklusion' noch viel mehr wahrgenommen und gelebt wird, dass es kein Nischenthema bleibt", sagt Tabea Mewes, &bdquo;denn das geht uns alle an." Kürzlich ist nun auch die Aktion Mensch auf das Projekt gestoßen. Mari hat das Design für ein &bdquo;Inkluencer"-Shirt entworfen. Seine kleinen Super-Power-Monster haben den Weg in den Schriftzug gefunden. Auf der Website und dem Instagram-Kanal von Aktion Mensch können die Shirts gewonnen werden. Die Aktion läuft noch bis zum 24. November. &bdquo;Jeder, der ein Inklusionsstatement abgibt, landet im Lostopf."

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