Wie Studierende die Gedenkstätte in Stukenbrock-Senne gestalten wollen

Schloß Holte-Stukenbrock. Die Haltung eines Menschen in Not, der auf Knien um Hilfe bittet. Das ist die Grundlage für einen Entwurf, den ein Student für die neue Gedenkstätte in Stukenbrock-Senne entwickelt hat. Während einer Führung durch die Ausstellung mit 22 Entwürfen haben Gedenkstätten-Geschäftsführer Oliver Nickel und der ehemalige Mitarbeiter Jens Hecker die Ideen erklärt. Zwei Termine für Ausstellungsbesuche gibt es noch. Zum ersten Mal konnte die Gedenkstätte das komplette Gebäude der ehemaligen Entlausung des damaligen Stammlagergeländes nutzen, auf dem sich seit den 70er Jahren die Polizeischule befindet. In zwei hergerichteten Seminarräumen konnte die Dokumentationsstätte bereits seit knapp fünf Jahren Veranstaltungen anbieten. Ethik-Ausstellung Ursprünglich, so erklärt es Jens Hecker, habe die Polizei das Gebäude selbst für eine Ausstellung nutzen wollen, für eine Ethik-Ausstellung. Das sei noch nicht abschließend geklärt, aber die Räume waren schon etwas als Ausstellungsräume hergerichtet, das passte gut zum Anliegen der Gedenkstätte. Und die Polizei habe zudem Holzplatten für die Exponate der Studierenden zur Verfügung gestellt, aufgebaut, angebracht. An diesen Platten heften nun Grundrisse, Modellzeichnungen und die Erklärungen der Studierenden der Technischen Hochschule OWL, auf den Plattentischen stehen die Modelle der Gebäude und des Geländes für die Gedenkstätte, wie sie nach ihren Vorstellungen aussehen könnte. Wie berichtet, soll die Dokumentationsstätte zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung ausgebaut werden. Ein Lenkungskreis um Landtagspräsident André Kuper lotet derzeit Möglichkeiten, Finanzierung und Trägerschaft aus. Studierende der Technischen Hochschule OWL und der Schule für Architektur und Innenarchitektur haben sich in Semester- und Magisterarbeiten des Themas angenommen. Es habe kaum Vorgaben gegeben, erklärt Oliver Nickel, die Studierenden sollten ihre Vorstellungen relativ frei umsetzen können. Belange der Polizei Um welches Areal es genau gehen könnte, war bereits das Ergebnis einer Variantenuntersuchung, die Professor Oliver Hall während der Ratssitzung im Mai vorgestellt hatte. So gibt es bei den Entwürfen jeweils einen Lageplan, der zeigt, wo beispielsweise ein Besucherzentrum stehen könnte und wie das Gedenkstättenareal von der Polizeischule getrennt werden könnte. Das, so erklären Jens Hecker und Oliver Nickel der Besuchergruppe, sei eine Bedingung, die die Polizei gestellt habe. Eine Mauer als Sichtschutz habe sie erbeten, weil auf dem Polizeischulgelände auch nicht-öffentliche Übungen stattfinden. Oliver Nickel zeigt auf ein mehrstöckiges Gebäudemodell mit umlaufendem Balkon. Das sei vermutlich nicht geeignet, weil aus den oberen Etagen die gesamte Gegend zu überblicken sei. Ein Aspekt, der an sich gut in das Gedenkstättenkonzept passen würde. Denn zu der Lagergeschichte gehörten auch der Bahnhof Hövelhof, an dem die sowjetischen Kriegsgefangenen angekommen waren und über den sogenannten Russenpatt zum Lager gelaufen sind. Oder das Sozialwerk Stukenbrock, ab 1948 ein Flüchtlings- und Auffanglager. &bdquo;Wir müssen auch noch klären, ob es ein Café oder Restaurant oder auch Übernachtungsmöglichkeiten geben soll", sagt Oliver Nickel. Die kleine Besuchergruppe dieses ersten Ausstellungstages lobt die Ideen. Die Damen und Herren beugen sich über die Modelle, streichen mit einem Finger durch die Luft, um die Strecke der damaligen Lorenbahn nachzuziehen oder auf den heutigen Lippstädter Weg und den Eingangsbereich zu zeigen. Es gibt Fragen zu den Materialien, zu Absichten, zum Stil. Nicht &bdquo;zu schön" solle es sein, dem Gedenkanlass angemessen. Die Idee eines Studierenden, auch hier die Namen der Opfer an einem Gebäude aufzulisten, erinnert eine Besucherin an die Gedenktafeln auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof. Bundespräsident Joachim Gauck hatte sie während seines Besuches im Jahr 2015 enthüllt. Geschichte erlebbar machen, auch das ist ein Gedanke. Ein Student mit syrischen Vorfahren und einer Fluchtgeschichte hat sich von der verzweifelten Haltung eines Geflüchteten inspirieren lassen, diese Haltung reduziert, in eine Architekturform weitergeleitet. Von oben betrachtet, ist eine menschliche Figur auf Knien mit ausgestreckten Armen zu erahnen. Oliver Nickel und Jens Hecker nehmen sich viel Zeit für Fragen, erklären anschaulich, geben die Absicht der Studierenden wieder. Sie seien aber keine Fachjury, das Wort habe letztendlich der Lenkungskreis, wie es mit der Gestaltung der Gedenkstätte weitergehen soll. Am kommenden Mittwoch gibt es den nächsten Termin, sagt Oliver Nickel, an dem wird sich der Lenkungskreis die Ausstellung ansehen. Auch für Besucher gibt es noch zwei Termine, jeweils mittwochs von 17 bis 19 Uhr, am 14. und 21. August. Eine Anmeldung ist erforderlich, das geht per E-Mail unter: m.wibe@stalag326.de

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