
Schloß Holte-Stukenbrock. Auf Klappstühlen die Sonnenstrahlen dieses Herbstes genießen, das Lieblingsbuch und ein Kaltgetränk in der Hand, dem Nachbarn ein freundliches „Hallo“ zurufen. Ein alltägliches Szenario, wären da nicht die tonnenschweren Wohnwagen im Rücken. Ob gelb oder blau, mit Girlanden oder bunten Glühbirnen verziert – Hauptsache alt und ganz nach eigenen Vorlieben. Die „Classic-Camping-Freunde“ (CFF) halten ihr Herbsttreffen mit 30 Oldtimer-Gespannen für vier Tage auf dem Campingplatz „Am Furlbach“ ab und laden zum Bestaunen ein.
Der Wohnbereich: etwa drei Meter lang. Mit Tisch, Elektro- und Gasherd, reichlich Stauraum. Die bekannten braunen Kreismuster der 70er Jahre schmücken Allerlei. Dosenravioli auf dem Tisch, daneben das Radio. DIN A4-Format, mit Antenne versteht sich. Zwei Schritte weiter, beinahe versteckt, das Bad, direkt daneben ein Bett für zwei samt Fenster und Gardinen. Der Ausblick: immer wieder anders. „Alles, was man braucht“, sagt Michael Grote zufrieden. Er ist mit seiner Frau und Hund gerade erst aus Dortmund angereist, das Furlbachtal ist ihnen jedoch bekannt. Der „Tabbert Royal“, eine rollende Zweizimmerwohnung, Baujahr 72, durchquerte Ländergrenzen und Meere, zierte Ausstellungen und ist heute eines der letzten seiner Art. Schmuckstücke wie der „Tabbert Royal“ gibt es an dem Wochenende reichlich zu sehen.
Sie wollen historisches und naturbelassenes Campen ohne viel Schnickschnack

Die CFF sind ein Club aus Wohnwagen- und Zugfahrzeugliebhabern, die sich mehrmals im Jahr an immer wieder neuen Campingplätzen zum Austausch treffen. Von Wohnwagenteilen hin zu Dekoration im Vintage-Stil wird vieles geteilt. „Camper sind Freigeister“, betont Michael Grote. Der Motorjournalist tourt schon seit mehr als 20 Jahren. Ihm gefällt besonders die Grundhaltung der Mitglieder. Sie wollen historisches und naturbelassenes Campen ohne viel Schnickschnack.

Dass der Campingplatz „Am Furlbach“ der geeignete Ort hierfür ist, merkte der Vorstand des Clubs schnell. Hans-Georg Hogrebe und seine Kollegen begeisterte das 90.000 Quadratmeter große Idyll bei der ersten Besichtigung und prompt entstand die Zusammenarbeit mit Campingplatz-Besitzerin Annette Auster-Müller. Knapp ein Jahr nach der Planung haben sich Mitglieder aus Schleswig-Holstein bis in den Süden nun mitten im ostwestfälischen Grün versammelt. „Auch internationale Mitglieder aus den Niederlanden und der Schweiz sind gekommen“, ergänzt Hans-Georg Hogrebe.
Für den abgerundeten Aufenthalt hat sich das Planungsteam einiges überlegt. Unter dem Titel „Tag der offenen Wohnwagentür“ tummeln sich am Vormittag etwa 50 Schaulustige. Nachmittags geht es dann nach Senne zum Museumshof, wo die Besucher noch mehr Oldtimer zu sehen bekommen. Die „Oldtimer“ am Furlbachtal haben alle mindestens 30 Jahre auf dem Buckel.
"Ich brauche keinen Swimmingpool"
Jessica Drewes und Stefan Katzer kommen extra aus Braunschweig. Das Campen am Furlbachtal ist ihre Premiere. „Uns gefällt besonders der naturbelassene Platz mit der besonderen Atmosphäre“, erzählt Stefan Kratzer. Später soll es noch für einen Spaziergang in die Senne-Wälder gehen. Dass Ruhe und Natur ausreichen, davon ist auch „Aussteller“ Uli Klee überzeugt. „Ich brauche keinen Swimmingpool.“ Vom luxuriösem Camping, dem „Glamping“, distanzieren sich die Wohnwagenfreunde bewusst.
Inhaberin Annette Auster-Müller kommt der Besuch gerade recht. Das „Naturevent“ bringt sie nämlich auch ein Stück näher an ihr großes Ziel: den Campingplatz mitten in der Senne in der Öffentlichkeit, und insbesondere unter den benachbarten Stukenbrockern, bekannter zu machen. Im Sommer wurde bereits das 60-jährige Bestehen des Campingplatzes groß gefeiert. Aus der positiven Resonanz folgte die Idee zum „1. Senner Martinsmarkt“ am 3. November. „Es wird einen Kreativmarkt geben, Laternenbasteln mit Umzug und vieles mehr“, verrät die Besitzerin. Aber auch Veranstaltungen wie das Herbsttreffen stellen ein Highlight ihrer Arbeit dar. Die Ausstrahlung der Caravans und die Perfektion bis in die Details begeistern sie.
„Viele der Gäste sind zum ersten Mal hier. Ich hoffe nicht zum letzten Mal“, sagt Annette. Aber gute Plätze merke man sich schließlich.