
Schloß Holte-Stukenbrock. Der Name ist sperrig. „Schluchten und Moore am oberen Furlbach“ heißt es. Der Volksmund ist pragmatischer: Furlbachtal nennt er dieses idyllische 205 Hektar große Fleckchen Erde, das sechste Naturschutzgebiet auf dem Gebiet der Stadt SHS.
Der Furlbach fließt nur wenige Meter vom Wanderparkplatz am Mittweg. Kurz bevor es nach links in die Botanik geht, bleibt Christian Venne abrupt stehen, blickt auf einen Fleck auf der Straße. „Hm, eine Erdkröte“, sagt der Biologe, Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne. Dann geht es wenige Meter in den Wald hinein, eine kurze Böschung hinab – und schon ist der murmelnde Bach zu erkennen.
Das Wasser des Furlbachs ist sehr sauber

Das Wasser fließt relativ schnell in einer Höhe zwischen 20 und 30 Zentimeter über den weißen Sennesand. Es ist kristallklar. „In diesem Gebiet wird deutlich, dass wirtschaftliche Interessen und Naturschutz durchaus Hand in Hand wirken können. Seit 1979 gewinnen die Stadtwerke Bielefeld aus der Landschaft des Furlbachtales wertvolles Trinkwasser. So wertvoll, dass es benutzt wird, um die Qualität anderen Wassers zu verbessern. „Das Wasser hier ist sehr sauber, weil es kaum Einleitungen in den Furlbach gibt“, erklärt Venne.

Er steht am Ufer des Baches mitten zwischen Pflanzen, die ihn ärgern. „Das hier ist Indisches Springkraut“, erklärt er. „Es ist häufig an Fließgewässern zu finden und kommt ursprünglich aus Asien.“ Das Kraut wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt, vermutlich wegen der schönen Blüten.
Schön blühende Pflanze sorgt für Ärger

Es ist eine einjährige Pflanze, die sich über Samen ausbreitet. In kurzer Zeit erreicht sie eine Höhe von bis zu zwei Metern – und unterdrückt dadurch den Aufwuchs heimischer Pflanzenarten.
Eine weitere unerwünschte Pflanze ist die Spätblühende Traubenkirsche. Auch sie ist hier nicht heimisch, sondern kommt aus Nordamerika. Die Bekämpfung beider Pflanzen ist recht schwierig.
Wenn man den Wanderwegen weiter folgt, wird eine weitere Besonderheit des Furlbachtales deutlich. Zum Bach hin sind die Hänge sehr nährstoffreich, was am dichten Bewuchs auch des Bodens zu erkennen ist. Die oberen Hanglagen weisen eine deutlich unterschiedliche Vegetation auf. Dort sind ausgeprägte Koniferenwälder entstanden, in denen Lärchen, Kiefern und Douglasien wachsen. Der Boden ist mit Blau- und Preiselbeeren bedeckt. Auch dort gilt, wie überall im Naturschutzgebiet: nur gucken, nicht abpflücken.
An Säugetieren sind Rehe und Damtiere vertreten, sehr selten auch Rotwild. Eher schon trifft man auf Muffelwild, was irgendwann als Jagdwild ausgesetzt worden ist. Im Bach, der fröhlich durch die Landschaft mäandert und sich im Laufe der Jahrtausende sein Bett in den Sand gegraben hat, liegen Äste und Bäume, die hineingefallen sind. Die Natur wird unbehelligt gelassen, wenn überhaupt, greife der Mensch nur sehr vorsichtig ein, sagt Venne.
Obwohl ein kleiner Teil des Gebietes bereits in den 30er Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt worden war, gab es ab Mitte der 60er Jahre eine Forellenzuchtanlage, die vom Bach gespeist wurde. Dazu wurden mehrere Beton- und Folienbecken gebaut. 1994 endete das Projekt mit Auslaufen des Pachtvertrages. Bis auf eines wurden alle Becken zurückgebaut.
Mittlerweile hat die Natur sich die Flächen zurückgeholt. Es sind dort zehn bis zwölf Meter hohe Bäume gewachsen. Als seltene Pflanzenarten gedeihen dort auch der Winter- und der Riesenschachtelhalm.
Das gesamte Gebiet ist auf zwei Wanderwegen zu durchqueren. Infos gibt es unter
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?ne.de/literatur-broschue-?ren/broschueren.html