Das Ölbachtal eignet sich als Kulisse für Fantasyfilme

Schloß Holte-Stukenbrock. Pferde als Dünenbremser. Eine Einfuhr aus den USA, die sich für die heimische Forstwirtschaft als Nichtsnutz entpuppte. Natürliche Kulissen für Verfilmungen von Rotkäppchens Gang durch den Wald. Der Projektleiter vom Naturschutzgroßprojekt, Daniel Lühr, kann jede Menge erzählen über das Naturschutzgebiet Ölbachtal. Ein Rundgang durch das Kleinod, das zu einem kleinen Teil zu Stukenbrock gehört.Der erste Zwischenstopp ist in dem Bereich, in dem fast weißer Sand auf dem Boden liegt. Sanfte Hügel, hier und da Kiefern, auf dem Boden recken sich kaffeekannengroße Eichen der Sonne entgegen. Sie könnten hier groß und mächtig werden, weil sie genug Platz haben und ausreichend Sonne bekommen, erklärt der Diplom-Biologe.Mit einem Handy in der Hand könnte er jetzt eine Panoramaaufnahme machen, denn er zeigt mit ausgestrecktem Arm einmal in die Runde. &bdquo;Hier gibt es echte Dünen, die in und nach der letzten Eiszeit entstanden sind.“ Weil in Ostwestfalen-Lippe das Meer und damit die Küsten fehlen, steht ein Binnen vor der Düne – Augustdorfer Binnendüne. Und was mitunter als frotzelnde Bezeichnung für eher gemütliche, nicht superschlanke Menschen herhalten muss, bezeichnet etwas, was hier in diesem Naturschutzgebiet verhindert werden soll: die Wanderdüne. Noch im 18. Jahrhundert seien vegetationsfreie Sanderhebungen schnell mal vom Wind verweht worden und haben Häuser und Bäume verschüttet, erklärt Daniel Lühr. Wo die Düne wegen der Vegetationsfreiheit keinen Halt mehr gefunden hat, konnte sie wandern und zur Gefahr für Mensch und Tier werden. Daniel Lührs Blick geht auf den Boden: Hufabdrücke sind hier zu sehen – Zeugnisse der Lebewesen, die dabei helfen sollen, dass die Düne bleibt: zwei Exmoor-Ponys. Und fast wie auf Kommando pesen die beiden Kleinpferde zwischen den Kiefern durch, umrunden Menschen und Auto, senken Kopf und Maul Richtung Halme und Silbergras. Die Pferde, so beschreibt es der 42-Jährige, haben die Aufgabe, &bdquo;diesen Bereich zu erhalten“. Es ist ein Beweidungsprojekt – ähnlich wie das in der Wistinghauser Senne in Oerlinghausen –, bei dem die Tiere wegfuttern, was weg kann und ermöglichen, dass wächst und sich ansiedelt, was die Vielfalt steigert.Ziegen sollen hier auch bald fressen In solch einem &bdquo;vormodernen Landschaftsbild“ seien dann &bdquo;mehr und auch seltener Arten unterwegs“. Der Singvogel Trauerschnäpper, die Heidelerche, die Zauneidechse. Aber eben auch die Eiche, die in streng forstwirtschaftlich genutzten Wäldern kaum die Bedingungen findet, groß zu werden. Weil sich als Nutzholz nur gut verkaufen lässt, was einen möglichst graden, langen Stamm hat. In solchen Wäldern – mit dem dichten Baumkronendach – dringt nicht genug Sonne auf den Waldboden.Wenn die Kiefer ungezwungen wachsen kann, dann ergibt es auch mal ein Exemplar, das Beispiel für die Filmsetbauer der Herr-der-Ringe- oder anderer Fantasy- und Märchenfilme sein könnte. Daniel Lühr lacht. Die sogenannten Hudewälder, die als Weide genutzten Wälder, würden tatsächlich als Drehorte herhalten, wenn die Geschichte in einem verwunschenen Wald spiele.Der Wald wird weiter gelichtet Weiter geht es Richtung Heidefläche, die bereits zart blüht. Eine Bank lädt vor dieser Naturkulisse zum Päuschen ein. Daniel Lühr rupft ein paar Zweige aus dem Boden – &bdquo;die Spätblühende Traubenkirsche“ oder auch Amerikanische Traubenkirsche. In den 30er Jahren hätten Förster diesen Baum hier eingebracht. Er wurde als Brand- und Sichtschutzgehölz gepflanzt und sollte dazu dienen, die Böden zu verbessern. Auch für die Holzproduktion war der schnell wachsende, kleine Baum im Gespräch – ein Irrtum. Jetzt muss er, ähnlich wie andere Neophyten (eingeschleppte Arten), mühsam und die Wurzeln teils mit schwerem Gerät aus dem Wald herausgeholt werden. Dabei können Tiere helfen, die ebenfalls bei dem Weideprojekt im Ölbachtal helfen. Zu den Exmoor-Ponys sollen sich im kommenden Jahr auch Ziegen gesellen.In anderen Regionen Deutschlands und beispielsweise den Niederlanden werden manchmal Bereiche extra für Moto-Cross-Sportler freigegeben, damit sie mit ihrem Sport sogenannte offene Bodenstellen ins Gelände pflügen, in denen sich wiederum seltene Tiere und Pflanzen ansiedeln können. Ein Gedanke, der nicht jedem Naturschützer auf Anhieb gefalle, sich für einige möglicherweise sogar ausschließe. Im Winterhalbjahr werden im Wald des Ölbachtals aber auf jeden Fall Motorengeräusche zu hören sein. &bdquo;Dann wird der Wald weiter gelichtet“, sagt Daniel Lühr. Um Vielfalt zu schaffen und zu bewahren.

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