
Schloß Holte-Stukenbrock. Heute, 20 Uhr, tritt der Schauspieler Walter Sittler mit seinem Programm "Weihnachten mit Erich Kästner" in der Aula am Gymnasium in Schloß Holte-Stukenbrock auf. An der Abendkasse gibt es noch einige wenige Resttickets.
Herr Sittler, warum treten Sie ausgerechnet in Schloß Holte-Stukenbrock auf?
Walter Sittler: Ich bin einfach gefragt worden. Außerdem finde ich Ostwestfalen sehr schön. Bisher bin ich mit meiner Erich-Kästner-Vorstellung zweimal in Bielefeld aufgetreten. Für mich ist das ein gutes Pflaster dort. Die Ostwestfalen sind ein dankbares Publikum. Die explodieren zwar nicht, sind aber hellwach und hören genau zu.
Sie sind bisher mehr als 400-mal mit Texten von Erich Kästner aufgetreten. Was verbindet Sie mit dem Schriftsteller?
Sittler: Ich habe Erich Kästner erst sehr spät in meinem Leben so richtig kennengelernt. Das lag vielleicht daran, dass mein Vater zwar Professor für Germanistik war, die Literatur des 20. Jahrhunderts ihn aber nicht wirklich interessierte. So standen die gesammelten Werke von Schiller, Fontane und Goethe bei uns im Bücherregal, von Tucholsky hingegen fand sich nur ein Bändchen und von Erich Kästner, soweit ich mich erinnere, gar keines. Dafür ist Kästner in den letzten Jahren umso stärker in mein Leben getreten und je öfter ich ihn lese, desto besser wird er.
Auch in Schloß Holte werden Sie aus den Werken von Erich Kästner vortragen. Was wird die Zuschauer denn bei Ihrem Auftritt erwarten?
Sittler: Das Programm heißt "Weihnachten mit Erich Kästner". Der Winter war für Kästner eine besondere Zeit. Viele seiner Geschichten spielen in der kalten Jahreszeit, und Weihnachten war ein Fest, das er eng mit seiner Kindheit verbunden hat.
Sie bezeichnen ihn als einen der wichtigsten Chronisten des vergangenen Jahrhunderts . . .
Sittler: Er war ein humorvoller Beobachter und scharfzüngiger Mahner. Seine Texte haben heute noch eine brennende Aktualität. Wir befinden uns ja derzeit in einer nicht ungefährlichen Situation. Die AfD und Pegida erleben einen Aufschwung - Fakten scheinen denen im politischen und gesellschaftlichen Diskurs egal zu sein. Und trotzdem verfängt das leider bei ein paar Menschen. Wenn wir weiterhin eine freie Gesellschaft haben wollen, müssen die Leute endlich aufstehen und sich dafür engagieren. Populismus bringt uns nicht weiter.
In den USA ist Donald Trump mit populistischen und nachweislich falschen Aussagen Präsident geworden. Sie sind in Chicago geboren worden und besitzen somit auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Haben Sie gewählt?
Sittler: Ja, natürlich. Aber mit meiner Wahlentscheidung war ich auf der Verliererseite. Ich habe für Hillary gestimmt. Leider sind die Amerikaner auch immer wieder für böse Überraschungen gut, wie man schon bei der Wiederwahl von George W. Bush gesehen hat. Außerdem ist das Wahlsystem dort ja auch so gestrickt, dass nicht unbedingt derjenige gewinnt, der insgesamt die meisten Stimmen bekommt.
Sie waren das Gesicht von "Stuttgart 21". Haben sich in etlichen Talkshows gegen das Projekt ausgesprochen. Engagieren Sie sich dort eigentlich immer noch?
Sittler: Erst gestern habe ich dazu wieder ein Interview gegeben. Ich kann mich über dieses Projekt immer noch echauffieren. Es gibt Experten auf der ganzen Welt, die diesen Bau für Irrsinn halten. Deshalb halte ich die Proteste, die es immer noch gibt, weiterhin für notwendig.
Zurück zu Ihrem Kerngeschäft Schauspielerei. Sie selbst haben an zwei amerikanischen Produktionen mitgewirkt. Warum bekommt es das deutsche Fernsehen nicht hin, qualitativ hochwertige US-Serien wie "Game of Thrones" oder "House of Cards" zu produzieren?
Sittler: Es gibt in Deutschland sehr gute Serien, nur für so eine bombastische Fantasyserie wie "Game of Thrones" fehlen uns hier in Deutschland einfach die finanziellen Mittel. Die Politserie "House of Cards", mit Kevin Spacey, profitiert natürlich auch von dem anderen politischen System in den USA. Andererseits zeigen die Amerikaner aber auch keinen falschen Respekt vor dem politischen Establishment. In den deutschen Serien und Filmen wird die Politik leider nie so dargestellt, wie sie wirklich ist.
Zusammen mit Ihrer Frau, der Dokumentarfilmerin Sigrid Klausmann-Sittler, haben Sie gerade ein Projekt mit dem Namen "199 kleine Helden" laufen.
Sittler: Wenn wir es schaffen, wollen wir 199 Kinder auf der ganzen Welt auf ihrem Schulweg begleiten und sie einfach über ihr derzeitiges Leben erzählen lassen. Wir wollen in jedem Land der Erde ein Kind porträtieren. Bisher konnten wir schon 23 kleine Filme produzieren. Außerdem haben wir eine Homepage online - www.199kleinehelden.org - und im nächsten Jahr bringen wir einen Film in die Kinos. Ein absolutes Herzensprojekt. Wir wollen Kindern mit diesem Projekt eine Stimme geben.
Filmografie von Walter Sittler
- Die Schwarzwaldklinik
- Girl friends – Freundschaft mit Herz
- Rosemarie Nitribitt – Tod einer Edelhure
- Nikola
- Lebenslang ist nicht genug
- Das Amt
- SOKO 5113
- Der Millionär und die Stripperin
- Churchill – The Gathering Storm
- Der Mustervater – Allein unter Kindern
- Eurotrip
- Die unlösbaren Fälle des Herrn Sand
- Adelheid und ihre Mörder
- Ein Geschenk des Himmels
- Das Traumschiff
- Kommissar Stolberg
- Der Kommissar und das Meer
- Almanya – Willkommen in Deutschland
- Polizeiruf 110 – Fieber
- Der Minister
- Der große Schwindel
- Zu mir oder zu dir?
- Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern
- Ostwind 2