Schloß Holte-Stukenbrock

Auf Entdeckungstour im Furlbachtal

„Unser Dorf Stukenbrock-Senne“: Ludwig Teichmann und Dietmar Gebauer zeigen auf einer Wanderung ein Schmuckstück ihrer Heimat

Atmosphäre: Herbst. Die wahrscheinlich schönste Zeit des Jahres für einen Spaziergang am Furlbach. Der Weg schlängelt sich mal diesseits, mal jenseits des Baches entlang. Mit Glück und Ruhe lassen sich hier seltene Tiere und tolle Landschaften beobachten. | © Patrick Herrmann

07.11.2016 | 07.11.2016, 14:00
Blick ins Bachtal: Immer wieder führt der Weg hoch über den Furlbach, manchmal aber auch ganz nah dran. - © Patrick Herrmann
Blick ins Bachtal: Immer wieder führt der Weg hoch über den Furlbach, manchmal aber auch ganz nah dran. | © Patrick Herrmann

Schloß Holte-Stukenbrock. Gelb. orange. braun. Das Blattgold wirkt nur trostlos, weil der Himmel wolkenverhangen ist. Ein typischer Tag im November in einem Wald. Unter den Wanderschuhen knacken Äste, Eicheln und Bucheckern. Das Laub raschelt. Die Wurzeln sind etwas glitschig. Festes Schuhwerk ist notwendig.

"Unsere Senne ist hier viel sehenswerter als viele wissen", sagt Dietmar Gebauer während der Wanderung durchs Furlbachtal. Für den Verein "Unser Dorf Stukenbrock-Senne" hat er die Wanderung zusammen mit Senne-Kenner Ludwig Teichmann organisiert.

Durch das Furlbachtal führt der einzige überregionale Wanderweg der Stadt, der Fernwanderweg X3. Der Diemel-Ems-Weg führt von der Warburger Börde bis nach Augustdorf. Auf dem Hinweg folgt die kleine Wandergruppe von etwa zwei Dutzend Fußpaaren der X3-Markierung. Mal hoch über dem Bachlauf, mal ganz nah dran, keinen Meter vom Ufer entfernt.

"Die Senne war bis zum 17. Jahrhundert menschenleer"

Ludwig Teichmann bedeutet der Gruppe, still zu sein. Zwischen den Gesprächen über die alten Fischteiche im Furlbachtal hat er einen Vogelruf ausgemacht. Ein Wintergoldhähnchen hört er. "Die wiegen nur vier Gramm", erklärt er der Wandergruppe.

Information

Wo das Wasser herkommt

  • Vor der Wanderung durch das Furlbachtal durften die 24 Wanderer das Hauptpumpwerk der Stadtwerke Bielefeld besichtigen. In dem 1952 erbauten Pumpwerk wird das Wasser aus vier Tiefen- und mehreren Dutzenden Brunnen gesammelt. Danach wird es von dort über zwei Leitungen nach Bielefeld gefördert.
  • Die eine Leitung führt über Sennestadt, die andere über den Oerlinghauser Berg. Von der Höhe kann das Wasser runter, ohne viel Aufwand, nach Bielefeld fließen. So machen sich die Stadtwerke die geographischen Besonderheiten der Region zu nutze.
  • Das Pumpwerk förderte während des Besuchs etwa 1.100 Kubikmeter Wasser pro Stunde. In Spitzenzeiten sind allerdings bis zu 60.000 Kubikmeter möglich. Auch Schloß Holte-Stukenbrock bezieht einen Großteil seines Wassers aus der Senne. Die zweite Wasserquelle für die Stadt liegt im Mühlgrund, erklärt Klaus Wißmann von den Stadtwerken Bielefeld.

Viele Infos geben Teichmann und Gebauer unterwegs weiter. "Das Furlbachtal war gar nicht voll bevölkert." Auch "die Senne war bis zum 17. Jahrhundert menschenleer", berichtet Teichmann. Später wurden in verschiedenen Wellen Menschen dorthin umgesiedelt. Aber in die Region zog es auch Adelige zum Jagen. Bis heute gibt es in der Senne und rund um den Furl- und Bärenbach, der in der Nähe zum Furlbach verläuft, viel Damwild.

Etwas vor oder hinter dem "Peloton" sind die Gespräche nichts anderes mehr als Rauschen der Natur. Kaum andere Menschen sind unterwegs durch das wildromantische Tal. Nur zwei Mountainbiker überholen die Gruppe auf dem Rückweg.

Dietmar Gebauer erzählt, "wie weit Schloß Holte-Stukenbrock in den Truppenübungsplatz hinein ragt", das sei unglaublich. Die Stadt hat sogar eine kurze Grenze zur Gemeinde Schlangen im Paderborner Land.

Unterwegs fängt es an zu regnen. Kapuzen hoch. Schirme auf, wo die Äste nicht zu tief hängen. Trotz oder gerade wegen des Regens hat das Furlbachtal etwas Mystisches. Schlamm spritzt unter den Stiefeln. Oberhalb der ehemaligen Tütgenmühle entspringt der Furlbach. Die Quelle ist nicht für Wanderer erschlossen. Die erste Hälfte des Weges ist geschafft.

"Man hat uns die Heimat etwas näher gebracht", freut sich Michael Morgenstern über die Wanderung. Die Bentteiche bleiben unbeobachtet wegen des Regens. Vorbei an einigen Brunnen der Stadtwerke Bielefeld führt die Wanderung zurück zum Ausgangspunkt.

Auf dem weniger imposanten Rückweg bleibt Zeit für Gespräche über fehlende Einkehrmöglichkeiten und Kindheitserinnerungen. "Landschaftlich sehr schön", findet Werner Gediga das Tal. Was nimmt der Ur-Stukenbrocker mit von der Wanderung? "Ich wusste bisher nicht, dass Furlbach und Bärenbach hier zusammenlaufen."