Schloß Holte-Stukenbrock. Lagern, Grillen, Surfen und Baden verboten. Die Schilder am Sennesee sind nicht zu übersehen und dennoch werden ihre Hinweise gelegentlich missachtet. Die Neue Westfälische ist auf einen aktuellen Facebook-Kommentar gestoßen, der deutlich macht: Ein Badesee ist zwar gefragt, aber nicht gegeben - obwohl es im Dorf viele Seen gibt. Aber keiner ist zum Baden da, auch nicht der Baggersee an der Hövelrieger Straße. Darüber gibt es immer wieder Streit und Diskussionen.
Am 28. Juni machte sich ein anonymer Schreiber im sozialen Netzwerk Facebook Luft: "Ich muss jedes Jahr Hunderte Leute am Sennesee [...] wegschicken. Es ist echt lästig, immer wieder erklären zu müssen, dass sie da nicht schwimmen oder chillen dürfen [...]." Erster Vorsitzender des Angelsportvereins (ASV) Dalbke, Thomas Stahlsmeier, bestätigt dieses Problem. "Jedes Jahr, wenn Ferien sind oder es besonders warm ist, haben wir Probleme mit ungebetenen Badegästen und Saufgelagen am Seeufer."
Der Sennesee ist zu zwei Teilen Pachtgewässer des ASV Dalbke sowie der Soldatengemeinschaft Anglersport Augustdorf. Die Gewässerordnung erlaubt nur Vereinsmitgliedern das Angeln und Betreten des Ufers. Das bedeutet für andere Passanten: "Der offiziell angelegte Wanderweg rund um den See darf genutzt werden. Das Ufer und Schwimmen im See sind aber tabu." Damit dies auch eingehalten werde, gingen Vereinskollegen regelmäßig auf Patrouille und seien auch berechtigt, Fremde zu kontrollieren und Platzverweise zu erteilen.
Zäune werden eingetreten, Vegetation im und am Wasser niedergetreten, Lagerfeuer gemacht und säckeweise Müll zurückgelassen. Die Angler hatten in den vergangen Jahren immer wieder Grund zur Klage. "Der See wurde aufwendig renaturiert. Wir haben extra Laichinseln für die Fische am Seeufer geschaffen", sagt Stahlsmeier. Das Beschädigen der Vegetation sei ein großes Ärgernis. Noch ärgerlicher sei es dann, auf uneinsichtige und sogar aggressive Zeitgenossen zu treffen. "Für meine Kollegen ist es unzumutbar, wenn sie angepöbelt werden oder sogar Schläge angedroht bekommen." In 50 Prozent der Fälle würde dann die Polizei zur Unterstützung gerufen.
Die Polizei Schloß Holte-Stukenbrock kommt immer dann zum Einsatz, wenn Anglervereinsmitglieder um Verstärkung bitten. "Sie entscheiden selbstständig, ob und wann sie unsere Unterstützung benötigen", erklärt Peter Grüne, Polizeihauptkommissar in Schloß Holte-Stukenbrock. Uneinsichtige und Wiederholungstäter dürfen dann mit einer Sanktion rechnen. "Die Personalien werden aufgenommen. Oft ist es schon mit einem Verweis getan, bei Ordnungswidrigkeiten oder Sachbeschädigung drohen aber Bußgeld oder Anzeige."
In diesem Jahr habe es bisher noch keine großen Vorkommnisse am See gegeben. Grüne zufolge, sei das aber nur noch eine Frage der Zeit. "Besonders an warmen Wochenenden suchen Leute gerne einen solchen Erholungssee auf."
In der Missachtung der deutlichen Schildhinweise am Sennesee sehen Grüne und Stahlsmeier nicht nur ein Vergehen, sondern auch eine große Gefahr. Neben der erhöhten Brandgefahr bei Trockenheit und Hitze, würden arglose und womöglich alkoholisierte Schwimmer Wassertemperatur, Tiefe und Abbruchkanten eines solchen Baggersees unterschätzen. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand ertrinkt", wird befürchtet. Allein am vergangen Hitzewochenende kamen bundesweit mehrere Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Fahrlässigkeit und Fehleinschätzung der eigenen Kräfte waren dabei oft Ursache.
Das Interesse an einem öffentlichen Badegewässer im Raum Schloß Holte-Stukenbrock ist nicht neu. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr bedauert, dass der Sennesee noch immer nicht in einem legalisierten Bereich Badeanstalt ist. Das Projekt sei damals an verschiedenen Stellen gescheitert, bliebe aber weiterhin im Hinterkopf. "Es wäre schön, wenn sich alle Beteiligten irgendwann einmal aufraffen und das Projekt neu angehen würden." Bautechnisch sei die Umsetzung möglich. Die Stadt wäre ebenfalls gerne dazu bereit, die Umsetzung zu einem Badesee zu unterstützen. "Bis dahin bleibt der Sennesee aber ein Privatgewässer und ist als solches auch zu betrachten", sagt Erichlandwehr. Hoheits- und Nutzungsrechte lägen bei Eigentümer und Pächtern. Als zugelassener Badesee müsse der Sennesee ohnehin erst einmal sachgemäß hergerichtet werden. "Als ehemalige Abgrabungsstätte ist der Sennesee im jetzigen Zustand kein Badegewässer." Daher appelliert auch Erichlandwehr: "Das Schwimmen ist hier nicht nur verboten, sondern auch gefährlich!" Bürger sollen ausgewiesene Badeseen wie den Lippesee oder Freibäder in der Umgebung nutzen. Wer auf lokale Erfrischung nicht verzichten möchte, muss auf das jährliche Neujahrsschwimmen im Sennesee warten oder die Füße in Öl- oder Furlbach halten.