Nachbarn in Sorge: Zwei ähnliche Unternehmen haben Pläne für Stadt im Kreis Gütersloh

Rietberg. Nicht nur die Firma Karec, ein Fachbetrieb für die Entsorgung und das Recycling von Altkabeln und Metallen, Metallhandel und Containerdienst, auch die in Bielefeld ansässige Wimmelbücker Abbruch GmbH (Abbruch, Tiefbau, Recycling, Containerdienst, Transporte) will sich in Mastholte niederlassen. Das jedenfalls ist dem Schallgutachten zur dritten Erweiterung des Gewerbegebiets Löhner in Mastholte um weitere 13,8 Hektar zu entnehmen. Die Anwohner des Plangebiets wundern sich, dass &bdquo;diese sehr wichtige Info uns an dem Informationsabend am 1. August, zu dem die Stadt und die Firma Karec eingeladen hatten, nicht übermittelt wurde.“ Dabei haben beide Firmen bereits konkrete betriebliche Planungen für die Genehmigungsverfahren erarbeitet, wie in dem bereits im September 2022 verfassten Abschlussbericht der schalltechnischen Untersuchung der Beratungs- und Begutachtungsgesellschaft Akus zu lesen ist. Was die Unternehmen verbindet, ist Ludger Wimmelbücker, der in beiden Firmen als Geschäftsführer auftritt, für die Redaktion bislang aber nicht erreichbar war. Plant die Stadt Rietberg eigentlich ein neues Industriegebiet? Die Nachbarn befürchten außerdem, dass die Stadt in Wirklichkeit plant, die landwirtschaftliche Nutzfläche, die den offiziellen Plänen nach als gewerbliche Baufläche neu dargestellt werden soll, als Industriegebiet zu entwickeln. Denn in dem Gutachten steht geschrieben: &bdquo;Die Stadt Rietberg beabsichtigt, die Fläche Karec/Wimmelbücker als Industriegebiet (GI) auszuweisen. Ausbreitungsberechnungen haben ergeben, dass ein GI-typischer Emissionsansatz wesentlich geringere Lärmpegel ergeben, als der Anlagen bezogene Emissionssatz für die sehr lauten Betriebe Karec und Wimmelbücker.“ Die Gutachter weisen darauf hin, dass die Untersuchung sich nur auf den Tag bezieht. Ein Nachtbetrieb auf der geplanten GI-Fläche mit GI-typischem Emissionspegel werde nicht mit den Lärmschutzrechten der Nachbarn vereinbar sein. Dieses ergebe sich unmittelbar aus den für den Tag ermittelten Pegeln. Die Experten empfehlen deshalb, die Nachtzeiten auf Genehmigungsebene einzuschränken. &bdquo;Grundsätzlich kann später kein Bürgermeister festlegen, dass in einem bestehenden Industriegebiet nachts nicht gearbeitet werden darf“, sorgt sich Nachbar Ralf Winter. Stadt Rietberg räumt missverständliche Kommunikation ein Stadtsprecherin Nina Ackfeld stellt auf "NW"-Nachfrage klar, dass die Stadt in Mastholte ein Gewerbegebiet und kein Industriegebiet ausweisen werde. Entscheidend seien nicht die Formulierungen im Schallgutachten, sondern die Planungen der Stadt. Ackfeld räumt ein, dass der Satz &bdquo;Die Stadt Rietberg als Satzungsgeberin beabsichtigt, die Fläche Karec/Wimmelbücker als Industriegebiet (GI) auszuweisen“, missverständlich sei. Dies aber sei lediglich die fiktive Grundannahme, die den berechneten Werten im Schallgutachten zugrunde liege. Ackfeld: &bdquo;Das ist ein übliches Verfahren. Denn ein Schallgutachten geht in seiner Betrachtung und den Berechnungen immer vom schlimmsten Fall (also in diesem Fall: lautesten Fall) aus.“ Selbst in diesem schlimmsten Fall (sehr viel Verkehr, hohe Geräuschentwicklung durch die Firma etc.) würden die Werte, die bei den Anliegern ankommen, im Rahmen der zulässigen 60 dB(A) liegen. In der Realität lägen sie sehr wahrscheinlich noch darunter. &bdquo;Dieses kann ich aus dem gesamten Schallgutachten nicht entnehmen“, entgegnet Winter. Sorge vor extremer Staubbelastung Die Anwohner wollen sich mit den Aussagen der Stadt nicht zufrieden geben, denn nach der Baunutzungsverordnung sind in Gewerbegebieten vorwiegend nicht erheblich belästigende Betriebe vorgesehen. Dagegen dienen Industriegebiete ausschließlich der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die in anderen Baugebieten unzulässig sind. Ralf Winter geht davon aus, dass ein Schrottplatz mit Bauschutt-Bearbeitung aufgrund der hohen Immissionen grundsätzlich nicht für ein Gewerbegebiet vorgesehen ist. Die in dem Schallgutachteten ermittelten Werte seien an vier Standorten ganz knapp am Richtwert, es gebe also keinen Spielraum mehr nach oben. Winter befürchtet außerdem eine extreme Staubbelastung, die aufgrund der Schlammbildung durch die Benebelung mit Wasser nicht wirksam verhindert werden könne. Weiterhin irritiert ihn und weitere Anwohner, dass aus ihrer Sicht unverbindliche Fazit des Gutachtens: &bdquo;Die vorliegende schalltechnische Untersuchung zeigt, dass die zukünftig zu erwartende Gewerbelärm- Gesamtbelastung die in der Wohnnachbarschaft anzuwendenden Immissionsrichtwerte einhalten wird.“ Mit dieser Aussage sei die Firma Akkus für ihre Berechnungen nicht haftbar. Winter: “Wer ist dann für eventuelle Betriebsschließungen wegen beispielsweise erhöhter Schallwerte haftbar?”.

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