Neues Recycling-Kaufhaus könnte bald hier im Kreis Gütersloh entstehen

Rietberg. Ein Recyclingkaufhaus zur nachhaltigen Wieder- und Weiternutzung von Gegenständen des täglichen Bedarfs – das wünschen sich die Grünen in Rietberg schon lange. Inzwischen tragen auch die übrigen Ratsfraktionen diese Idee mit. Der zuständige Fachausschuss hat die Verwaltung jüngst einhellig beauftragt, geeignete Objekte und die damit verbundenen Kosten zu ermitteln. Als Kooperationspartner mit im Boot ist der gemeinnützige Verein Pro Arbeit aus Rheda-Wiedenbrück. "Seit mehr als 30 Jahren unterstützen wir durch eigene Second-Hand-Geschäfte, Recyclinghöfe, eine Fahrradwerkstatt und zwei Radstationen die Müllvermeidung durch Wiederverwendung, bieten Langzeitarbeitslosen eine berufliche und soziale Perspektive und Menschen mit kleinem Budget gute und günstige Gebrauchtwaren", erläuterte Vorstand Carsten Engelbrecht das Konzept. Von der Annahme und der Aufbereitung der Spenden bis hin zur Warenpräsentation vermittele der Verein den Teilnehmenden der Beschäftigungsprogramme – das können auch Menschen sein, die Sozialstunden ableisten – unter realen Arbeitsbedingungen Kompetenzen, die sie für einen beruflichen Wiedereinstieg am ersten Arbeitsmarkt benötigten. Nicht zuletzt die Kommunen hätten ein Interesse daran, langzeitarbeitslose Hartz IV-Bezieher an den Kosten für die Unterbringung zu beteiligen. "In Rietberg betrifft das etwa 862 Menschen, von denen 69 Prozent bereits länger als 21 Monate ohne Arbeit sind", weiß Engelbrecht. Sorge um eine Konkurrenz zur Caritas "Die Kosten können wir noch nicht genau beziffern", teilte Bürgermeister Andreas Sunder auf Nachfrage von Christian Brockschnieder (CDU) mit. Es sei angedacht, dass die Stadt eine Immobilie im Zentrum oder im Außenbereich unentgeltlich für das Secondhand-Kaufhaus zur Verfügung stelle. Dem Verein Pro Arbeit schwebt eine Ladenfläche von 400 Quadratmetern vor – für den Anfang. "Die frühere Gaststätte Blomberg lehnen wir als Ladenlokal ab", stellte Thomas Westermann (SPD) schon mal klar. Auch Brockschnieder ist der Meinung, dass der Handel auch mit sperrigen Artikeln wie gebrauchten Möbeln und Elektrogeräten eher etwas außerhalb angesiedelt und mit dem Auto gut erreichbar sein sollte. Außerdem gab er die finanzielle Mehrbelastung zu bedenken, angesichts der oft diskutierten Forderung, die freiwilligen Leistungen der Stadt runter zu schrauben. Fit für die WiederverwertungRalf Langenscheid (FWG) sorgte sich, dass das Sozialkaufhaus möglicherweise in Konkurrenz treten könne zu dem ehrenamtlichen Engagement der Caritas, die in allen Ortsteilen mit eigenem Möbellager, Warenkörben und Kleiderstuben gut vernetzt sei. Deshalb habe er mit dem Projekt "ein bisschen Bauschschmerzen". Engelmeier entgegnete: "Wir sehen uns nicht als Angebot gegen, sondern mit der Caritas, mit der wir in Herzebrock-Clarholz und Schloß Holte-Stukenbrock bereits gut zusammen arbeiten." Frank Buschmann, ebenfalls Pro Arbeit-Vorstand, erklärte: "Wir sind die zweite Stufe nach der Caritas, die sich um die Erstversorgung geflüchteter und bedürftiger Menschen kümmert.” Hätten die Zugewanderten "bei uns Fuß gefasst, finden sie in unseren Secondhandläden hochwertige Waren zum kleinen Preis." Darüber hinaus verfolge der Verein den Ansatz der Nachhaltigkeit und mache Dinge, die oft gedankenlos entsorgt werden, wieder fit für die Weiterverwendung. Günstig einkaufen und ein gutes Werk tun "Nicht nur Bedürftige, die bei uns Rabatt bekommen, kaufen bei uns ein, sondern auch Menschen, die Wert auf sparsamen Umgang mit Ressourcen legen. Da sind wir mit der Caritas weder im Konflikt noch im Wettbewerb", betonte Buschmann. Der Verein schöpfe aus einem Kreislauf von Gütern, die nicht neu produziert, sondern wiederverwendet würden. Viele nähmen die Möglichkeit, günstig einkaufen und gleichzeitig ein gutes Werk tun zu können, gerne an. "Wir sind in dieser Sache nicht unter Zeitdruck", fasste der Bürgermeister zusammen. Er habe sich vor Ort in Rheda-Wiedenbrück bereits "über die wertvolle Arbeit des Vereins" informiert. Den Konflikt zur Caritas sehe auch er nicht. Sunder versprach, gemeinsam mit dem Verein Pro Arbeit Ausschau nach geeigneten Objekten zu halten, unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten ausarbeiten, diese mit einem Preisschild zu versehen und der Politik im nächsten Schritt zur Diskussion und Abstimmung vorzulegen.

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