Zu viele Fehlalarme von Unternehmen - jetzt werden Kosten fast verdoppelt

Rietberg. 53 Fehlalarme 2019, 41 im Jahre 2020 und bisher schon 58 in diesem Jahr: Alarmrufe, die fälschlicherweise ausgelöst werden, sind bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Rietberg alles andere als selten. Das häufige Ausrücken, das sich erst vor Ort als Fehlalarm herausstellt, zerrt an den Nerven – vor allem in der Nacht. Die Gebühr, die die Stadt für Fehlalarme erhebt, wird deshalb von 400 Euro auf 750 Euro angehoben. Das hat der Haupt- und Finanzausschuss jetzt einstimmig beschlossen und folgte damit einem Antrag der FWG-Fraktion, die sich für Industrieunternehmen allerdings eine Gebührenerhöhung &bdquo;um mindestens das Doppelte" gewünscht hätte. Denn nur fünf der 58 Fehlalarme 2021 wurden in privaten Haushalten ausgelöst, alle anderen durch Brandmeldeanlagen insbesondere in Betrieben des produzierenden Gewerbes sowie in Betreuungs- und öffentlichen Einrichtungen. Häufig im Zuge von Reinigungsarbeiten &bdquo;In der Summe zeigte sich, dass die immer gleichen Unternehmen Fehlalarme auslösen. Dies geschieht meistens durch automatisch laufende Brandmeldeanlagen und häufig im Zuge von Reinigungsarbeiten", kritisieren die Freien Wähler. Nach Angaben der Stadt belief sich der Aufwand für den Verdienstausfall der Feuerwehrkameraden 2019 auf 1.839 Euro und 2020 auf 2.476 Euro. Allerdings wird eine Vielzahl der Fehlalarme außerhalb der regulären Arbeitszeit ausgelöst, so dass erst gar kein Verdienstausfall entsteht. Der Aufwand für die eingesetzten Einsatzfahrzeuge und Einsatzmittel lag 2019 bei 37.266 Euro und 2020 bei 27.932 Euro. Lesen Sie auch: Einsatzkräfte rücken wegen Feueralarm zum Gütersloher Holiday Inn Hotel aus Private Haushalte sind davon ausgenommen Die Gesamtkosten für Fehlalarme summierten sich auf 39.105 Euro im Jahr 2019 und 30.408 Euro in 2020. Eine Erhöhung der Pauschale auf 750 Euro ist aus Sicht der Stadt somit rechtssicher begründbar. Private Haushalte sind davon ausgenommen, gewerblich betriebene Pflegeeinrichtungen nicht. &bdquo;Wenn wir Ausnahmen erlassen wollen, muss sich das auf rein ehrenamtliche Einrichtungen beschränken", erläuterte Bürgermeister Andreas Sunder. Ute Buchheim (FWG) und Marco Talarico (CDU) unterstrichen die weitgehende Ehrenamtlichkeit in der Rietberger Wehr mit ihren drei Löschzügen (Rietberg, Neuenkirchen, Mastholte). Stetig wiederkehrende Fehlalarme von immer gleichen Unternehmen seien nicht nur ein ärgerliches Übel, sie seien auch demotivierend. &bdquo;Gerade in den vergangenen Tagen und Wochen haben wir erfahren, wie elementar wichtig eine schnelle und gut funktionierende Feuerwehr ist. Deshalb ist die anhaltend hohe Zahl der Fehlalarme mehr als ärgerlich", stellte Ute Buchheim (FWG) mit Blick auf die kräftezehrenden Großbrände bei Procontour und Ellermann und die vielen kleinen, mittleren und großen Einsätze allein im Dezember fest. "Betroffene Unternehmen sollen endlich ihre Hausaufgaben machen" Marco Talarico wusste zu berichten, dass so mancher Fehlalarm durch qualitativ höhere Brandmeldeanlagen verhindert werden könne. Außerdem seien viele Feuerwehrleute in Betrieben vor Ort beschäftigt. Wenn die nachts so oft raus müssen, sei die Arbeitskraft für die Unternehmen eingeschränkt. Talarico und Buchheim hoffen, &bdquo;dass die besonders betroffenen Unternehmen endlich ihre Hausaufgaben machen". Stadtbrandinspektor Matthias Setter zeigte sich als Chef der Rietberger Feuerwehr erfreut, dass die Politik sich dieser Thematik stellt. &bdquo;Wir haben in den letzten Wochen schmerzhaft, aber auch positiv erlebt, wie hochmotiviert die Truppe der Freiwilligen Feuerwehr ist und wie sehr sich die Kameraden für die Stadtgesellschaft einsetzen", lobte Setter. Jeder ausgelöste Brandmelder muss aus Notruf gewertet werden Er machte aber auch deutlich, dass die Feuerwehr rechtliche Grundlagen erfüllen und jeden ausgelösten Brandmelder als Notruf werten müsse. Auch aus seiner Sicht stellt die schwindende Motivation seiner Leute ein großes Problem dar. Wiederholte Fehlalarme in den immer gleichen Betrieben könnten dazu führen, &bdquo;dass der eine oder andere aussteigt, weil diese Alarme oftmals in Ruhezeiten ausgelöst werden. So mancher sieht sich dazu nicht mehr in der Lage, weil er am nächsten Tag arbeiten muss". Derzeit prüfe die Bezirksregierung, ob die Ausnahmegenehmigung für den Betrieb einer Freiwilligen Feuerwehr in Rietberg um weitere fünf Jahre verlängert wird. Setter: &bdquo;2022 steht die Verabschiedung des Brandschutzbedarfsplans auf der Agenda. Dabei wird es unter anderem um die Stärkung der Motivation gehen und darum, wie die Feuerwehr in den kommenden Jahren aufgestellt werden soll."

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