Rietberger Raubmord: Jetzt sprechen die verurteilten Täter als Zeugen

Rietberg. Im Prozess gegen den 50-jährigen Piotr L. aus Polen, der wegen des Verdachts des Mordes vor dem Landgericht Bielefeld steht, sind am zweiten Verhandlungsstag seine bereits verurteilten Mittäter als Zeugen gehört worden. Die 10. Strafkammer will in den nächsten Wochen klären, inwieweit der Angeklagte bei dem tödlichen Überfall am 4. November 2015 auf ein Brüderpaar in Rietberg-Westerwiehe involviert gewesen ist. War er es etwa, der Heinz S. (64) damals gefoltert und erwürgt hat? Einer der Zeugen hat ihn jetzt zum Teil entlastet. Der Beschuldigte saß regungslos auf der Anklagebank, als sein Kumpane Artur T. (54) zuerst über die Tat sprach, lauschte jedoch aufmerksam der Aussage. Beide kennen sich bereits aus Kindertagen. &bdquo;Wir sind zusammen auf die gleiche Grundschule in Polen gegangen und haben auch gemeinsam Fußball gespielt", sagte T., der bei dem Überfall nur als Fahrer mitgemacht haben will. Er wurde zwar zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft wegen Beihilfe verurteilt, ist aber mittlerweile im offenen Vollzug in der Außenstelle Gütersloh-Pavenstädt. Lesen Sie auch: Mord in Rietberg - dritter Tatverdächtiger nach zwei Jahren Flucht gefasst "Es stand zuerst im Raum, einen Drogendealer zu überfallen" Er habe ihn stets als fröhlichen und witzigen Menschen erlebt, man habe oft die eigenen Geburtstage gemeinschaftlich gefeiert, nie habe er Probleme mit Piotr. L. gehabt. Dann, im Sommer 2015, seien Piotr L. und der zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilte zweite Mittäter, Robert D. (52), mit einer Idee auf ihn zugekommen: &bdquo;Es stand zuerst im Raum, einen Drogendealer zu überfallen", sagte T. dem Vorsitzenden Richter Christoph Meiring. Das sei kurze Zeit später verworfen worden. Robert D. habe einen neuen Vorschlag unterbreitet, nämlich die Brüder Werner (69) und Heinz S. auf ihrem Hof in Westerwiehe heimzusuchen. &bdquo;Es ging natürlich um Geld. Falls dort nichts zu holen gewesen wäre, sollten Felgen und Werkzeuge gestohlen werden", erklärte der Zeuge. Man habe an verschiedenen Tagen das Anwesen der Brüder, die dort eine Autowerkstatt betrieben haben, ausgespäht. Tatwerkzeug in einem Gütersloher Baumarkt gekauft Zu Anfang, so T., habe er nicht mitmachen wollen, doch Robert D. habe ihm viel Geld versprochen. &bdquo;Also habe ich mich als Fahrer mit meinem Auto zur Verfügung gestellt. Geplant war, dass ich die beiden dort absetzen und auf einen nahegelegenen Parkplatz auf sie warten sollte." Zuvor habe er mit Piotr L. und einem weiteren Landsmann in einem Gütersloher Baumarkt Handschuhe, Kabelbinder und Verdünnung gekauft. &bdquo;Mit der Verdünnung sollten Spuren verwischt werden." Dass einer seiner Mittäter dann während des Überfalls dieses Mittel über Heinz S. geschüttet und gedroht hat, ihn anzuzünden, falls er nicht sagt, wo sich im Haus Geld befindet, habe er erst viel später erfahren. &bdquo;Ich habe darauf geachtet, dass keine Waffen eingesetzt werden dürfen", berichtete Artur T. im Zeugenstand. D. habe ihm darauf geantwortet: &bdquo;Keine Sorge, ich habe Erfahrung mit Überfällen in Polen." "Ich habe kalte Füße bekommen und bin nach Hause gefahren" Schließlich sei &bdquo;das Ding" in der Nacht zum 4. November 2015 durchgezogen worden. &bdquo;Ich habe eineinhalb Stunden auf dem Parkplatz gewartet. Dann habe ich kalte Füße bekommen und bin nach Hause gefahren", sagte T., der am nächsten Morgen Piotr L. in seiner &bdquo;Autoscheune" kurz gesprochen habe. &bdquo;Er sah schlecht aus, war in einer Art von Schockzustand und erklärte mir, dass die ganze Sache schiefgelaufen ist." Robert D. sei am Tatort ausgerastet und habe sich mit einem der Geschwister geprügelt. &bdquo;Dann bin ich nach Polen gefahren und habe erst nach meiner Rückkehr vom Tod des Heinz S. gehört." Anschließend wurde Robert D. in den Zeugenstand gerufen. Seine Aussage dauerte bis spät in den Nachmittag. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann soll auch Werner S., der Bruder des Getöteten, gehört werden.

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