„Anwohner sind wirklich bedient“: Geplanter, riesiger Neubau erhitzt Gemüter

Rietberg. Der von Landwirt, Holzbildhauermeister und Bundestagskandidat Werner Martinschledde betriebene Bauerngarten am Oesternforth in Rietberg, auf dem noch bis Ende des Jahres pestizidfrei erzeugtes Gemüse gedeiht, soll mit sechs Fünffamilienhäusern bebaut werden – auf einer Grundfläche von gerade einmal gut 5.000 Quadratmetern. Der derzeit gültige Bebauungsplan lässt je Haus aber nur drei Einheiten zu. Der Stadtrat hat deshalb im Februar den Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplans &bdquo;Stennerland" gefasst, die im beschleunigten Verfahren ohne Umweltprüfung durchgeführt werden soll. Stadtrat folgte dem Antrag des Rietberger Bauunternehmens Die Politik folgte damit – bei lediglich einer Gegenstimme – einem Antrag des Rietberger Bauunternehmens Sari, das das Grundstück erworben und eine Änderung des Baurechts beantragt hat. Doch jetzt regt sich in der Politik Widerstand. Vor dem Hintergrund der &bdquo;Starkregen- und Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre und vor allem der katastrophalen Überschwemmungen der vergangenen Wochen" fordert die SPD-Fraktion einen neuen Aufstellungsbeschluss für die beabsichtigte Bebauungsplanänderung. &bdquo;Wir sollten die ebenso große Fläche auf der nördlichen Seite des Dortenbachs unbedingt in eine wasserwirtschaftliche Gesamtbetrachtung des Bebauungsplanänderungsverfahrens einbeziehen", begründet Fraktionschef Gerd Muhle den SPD-Antrag zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Planung am 7. September. Hochwasser-Gefahr zu groß? Gerd Muhle weist darauf hin, dass die Untere Wasserbehörde in ihrer ablehnenden Stellungnahme zum FDP-Antrag, einen Speichersee oberhalb der Ems zu bauen, vorschlage, mehr auf dezentrale Niederschlagswasserrückhaltung und Renaturierung von Gewässern zu setzen. Das Gebiet nördlich und südlich des Dortenbaches sei dafür prädestiniert. &bdquo;Der Dortenbach ist ein Gewässer, das Hochwasserproblematiken mit sich bringt, im Sommer aber auch immer wieder trocken fällt. Eine derartig massive Versiegelung, wie sie in dem vorliegenden Plan zur Bebauungsplanänderung vorliegt, verschärft die problematische Situation und hat Auswirkungen auf die Ems", macht Muhle deutlich. Lesen Sie auch: Aus Ackerfläche im Kreis Gütersloh wird Bauland - das sind die Pläne SPD fordert Anwohner auf, ihre Einwände einzubringen Wie in der Stellungnahme der Unteren Wasserbehörde empfohlen, könnten durch eine Aufweitung des Dortenbachs und der damit verbundenen Wasserspeicherung sehr niedrige Wasserstände von Bach und Ems minimiert und durch Wasserrückhaltung bei Starkregenereignissen das Risiko von Überschwemmungen reduziert werden. Gerd Muhle fordert die Anwohner auf, ihre Einwände gegen die geplante Änderung des Bebauungsplans im Rahmen der Offenlage einzubringen – sollte denn der SPD-Antrag von den anderen Fraktionen nicht angenommen werden. "Wir müssen endlich unser Planungsrecht wahrnehmen" Im näheren Umfeld sei in jüngster Zeit bereits reichlich Fläche versiegelt worden, etwa an der Luisenstraße, wo sieben Sechsfamilienhäuser entstanden sind, oder im Bereich des früheren Instituts Vita. Die an das denkmalgeschützte Haus angrenzende Fläche, die bis vor wenigen Jahren als Pferdekoppel, Obstgarten und Minigolfplatz genutzt und von einem Investor aus Münster erworben wurde, werde mit vier Häusern mit insgesamt 38 Wohnungen (zweimal neun und zweimal zehn Einheiten) bebaut. &bdquo;Die Anwohner mit ihren Einfamilienhäusern in der Nachbarschaft sind wirklich bedient", weiß Muhle und betont: &bdquo;Wir müssen endlich unser Planungsrecht wahrnehmen." Versiegelungen, die unnütz sind, künftig verhindern Außerdem stelle sich die Frage, wie die Stadt für die neuerliche Versiegelung – nicht nur für die sechs geplanten Häuser, sondern auch die dafür benötigten Parkplätze – die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen schaffen will. Das städtische Ökokonto sei schon jetzt im Dauerdefizit. Muhle: &bdquo;Irgendwann wird das Minus Konsequenzen haben – keine rechtlichen zwar, aber möglicherweise klimatische." Die Aufgabe künftiger Planungen müsse daher sein, unnützen Versiegelungen entgegenzuwirken. &bdquo;Wir müssen fragen: Was wird versiegelt, was kann man entsiegeln und was hat Einfluss auf die Biodiversität und gutes Stadtklima? Das sehen wir als Schwerpunktthema der nächsten Zeit”, so Gerd Muhle.

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