Drei Schülerinnen wollen das Thema Menstruation aus der Tabuzone holen

Rietberg. Von den Jungs werden sie für ihren Versuch belächelt. Ein Lehrer sagt ihnen, der Test sei zu viel Arbeit. Viele reagieren noch immer mit einem ungläubigen "Warum?". Trotzdem ist das Thema den drei jungen Frauen so wichtig, dass sie weitermachen. "Die Menstruation ist immer noch ein Tabuthema", sagt Jamie Sophie Postler. "Wir wollten darauf aufmerksam machen." Deswegen hat die 16-Jährige zusammen mit Marika Lütkewitte und Vanessa Sperling Damenbinden getestet - und damit jetzt sogar einen Preis gewonnen. Aber von Anfang an: Die drei sind seit der Grundschule befreundet und gehen dann auch zusammen zum Gymnasium. Inzwischen besuchen sie die elfte Klasse am Gymnasium Nepomucenum in Rietberg. Schnell wird klar: Sie verbindet auch das Interesse an den Naturwissenschaften. Besonders Chemie hat es ihnen angetan. "Auch wenn leider nie was explodiert" Deswegen entscheiden sie sich alle drei dafür, das Fach auch in der Oberstufe weiter zu belegen. "Die Versuche sind spannend", sagt Jamie. "Auch wenn leider nie was explodiert." Marika dagegen gefällt die Logik, die Theorie. "Man lernt Dinge, die man wirklich im Alltag braucht", sagt die 17-Jährige. Als Jamie dann im November vergangenen Jahres mit der Idee ankommt, einen Versuch für 'Jugend testet' durchzuführen, sind die beiden anderen begeistert. Ein Plakat der Stiftung Warentest, das in ihrer Schule aushing, hat sie auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht. Aber was sollten sie testen? Aber was sollen sie testen? Sie überlegen ein paar Tage hin und her. Die Idee hat schließlich Jamies Mutter. "Jede Frau wird einen Großteil ihres Lebens vom Thema Menstruation begleitet", sagt Jamie. "Wir wollten wissen, welche Damenbinde die wohl unangenehmste Zeit des Monats so angenehm wie möglich machen kann und welche das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat." Ihre Chemielehrerin ist begeistert von der Idee. Die drei dürfen den Chemieraum nutzen und verbringen dort neben den Schulstunden auch noch einige Pausen. "Es macht Spaß, wenn Schülerinnen so begeistert und selbstständig sind", sagt Lehrerin Ilse-Marie Brünjes. "Die drei haben von Anfang an gesagt, dass sie nach Berlin fahren werden." Knappe zwei Monate lang verbringen die drei viel Zeit im Labor und testen acht verschiedene Damenbinden der Kategorie normal. Sie prüfen, wie viel Flüssigkeit die Binden aufnehmen, welche Inhaltsstoffe sie enthalten, wie viel Verpackungsmüll entsteht und wie beliebt die einzelnen Marken sind. Ergebnis: nur einmal die Note "Gut" Das Ergebnis: Nur ein Mal können sie die Note "Gut" vergeben; für das mit 25 Cent pro Binde teuerste Produkt im Test. Zwei Binden schneiden mit "Befriedigend" ab und sind dabei mit einem bis sechs Cent deutlich günstiger. Im Januar reichen sie ihre Ergebnisse bei der Stiftung ein - und setzten sich mit ihrem Versuch gegen rund 2.000 junge Leute im Alter von 12 bis 19 Jahren durch. Sie werden Anfang Juni für drei Tage nach Berlin eingeladen, um dort ihren Test vorzustellen. Von Rita Hagl-Kehl, der Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium und der Stiftung Warentest bekommen sie für ihren dritten Platz in der Kategorie Produkttests 1.500 Euro überreicht. Nächstes Experiment: Dienstleistungstests Wieder zurück in Rietberg ist das Thema für sie aber noch nicht abgeschlossen. Der Versuch mit den Damenbinden allerdings schon. Was sie daraus mitnehmen? Jamie zum Beispiel hat die Marke ihrer Binden gewechselt, und die Drei raten jeder Frau, zu gucken, welche Binde am besten zu ihren Bedürfnissen passt. Darüber hinaus aber haben sie jetzt noch mehr Lust am Experimentieren. "In Berlin haben wir gesehen, wie viele verschiedene Tests und auch Testmethoden es gibt", sagt Marika. Neben den Produkttests ist eine weitere Kategorie Dienstleistungstests. In die Richtung soll ihr nächstes Experiment gehen. "Unsere Ideen sind aber geheim", sagt Jamie und lacht.

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