Rheda-Wiedenbrück. Der Organist Gereon Krahforst, der jetzt in Rheda gastierte, hat den Ruf eines begnadeten Improvisators, der sich in verschiedensten Stilen daheim fühlt. In der St. Clemens Kirche offenbarte er sich vielmehr als ein Künstler, der die Moderne sucht. Wen wundert es, er selbst ist zugleich ein fleißiger Komponist mit einer beachtlichen Zahl an Werken, die er gleichermaßen wie einige seiner Kollegen-Organisten in die Konzertprogramme aufnimmt.
So umfangreich wie das kompositorische Opus des Organisten ist, so beachtenswert sind auch seine Erfahrungen als Kirchenmusiker. Nach einigen nationalen und internationalen Stationen in bedeutsamen Gotteshäusern in Bonn, Mönchengladbach, Minden, dem spanischen Marbella, in Paderborn und dem nordamerikanischen Saint Luis übernahm der 1973 in Bonn geborene Künstler in diesem Monat die Stelle des Kirchenmusikers in der Abtei Maria Laach in der Eifel.
Die zwei Größten, Bach und Händel, wurden nur mit Bearbeitungen bedacht, die allerdings von Gereon Krahforst selbst verfasst sind. Von Ersterem kam das Largo, das berühmte Herzstück des doppelten Konzerts in d-Moll, in dem die erste und die zweite Solovioline als gleichberechtigte Partner ihre Melodien im innigen und kantablen Duett ausführen. Durch die feine Aufteilung auf beide Manuale war der Zwiegesang transparent, durch ein eher forsches Tempo hingegen ging das Warmherzige ein wenig verloren. Möglicherweise lag es auch daran, dass die Orgel mit einer inbrünstig klingenden Violine nur mit größter Mühe mithalten kann.
Das lebhafte Tempo der Arie "Meine Seele hört im Sehen" von Händel (noch eine Bearbeitung des Organisten aus "Neun deutsche Arien") war indessen vollkommen angemessen. Die Natur "jauchzet, alles lacht," um den "Schöpfer zu erhöhen" - hier waren es erneut die Registrierung aber auch das Temperament des Künstlers, die den heiteren Ausdruck dieser Musik gebührend widerspiegelten.
Die Kontraststimmungen prägten ebenso das weitere Programm mit den Werken der zeitgenössischen Komponisten, allen voran die zweite Symphonie op. 26, ein wichtiges Opus des großen französischen Orgellehrmeisters Marcel Dupré (1886-1971). Als ein hervorragender Virtuose und Improvisationsgenie wusste Krahforst die technischen Reize des Instrumentes und das nahezu orchestrale Klangpotenzial perfekt einzusetzen.
Ein mächtiges und harsches chromatisches Thema eröffnet das umfangreiche Preludio, das sich dann mit trippelnden, zierlichen Motiven zu einer Art von Toccata entwickelt. Mit schwierigen technischen Hürden ist auch der dritte Satz, die eigentliche Toccata übersät, mit der Krahforst seine virtuose Versiertheit und die unorthodoxe Registrierung dokumentierte. Die weitere Toccata von dem Amerikaner John Weaver (Jahrgang 1937), das Madrigal von seinem Landsmann Leo Sowerby (1895-1968) und das Finale aus "Triptyque" des Franzosen Jean Langlais (1907-1991) vervollständigten das lehrreiche, der Moderne zugewandte Konzert eines unkonventionellen Orgelvirtuosen.