Kinder-Fachgeschäft im Kreis Gütersloh schließt - Räumungsverkauf gestartet

Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;Das ist eine sehr emotionale Sache, hier steckt viel Herzblut drin“, sagen Dorothea Topolan und ihre Tochter Kathrin Kröker, als sie in diesen Tagen die Aufgabe ihres Fachgeschäfts bekanntgeben. Das Popolino Windelhaus, gegründet 1991 und seit 25 Jahren an der Marienstraße in Wiedenbrück ansässig, schließt. Der Ausverkauf hat am 13. Februar begonnen. Bis Ende April soll der Warenbestand verkauft sein. Bis dahin sollen Kundinnen und Kunden auch ihre Gutscheine eingelöst haben. Die Gründe für die Geschäftsaufgabe sind vielschichtig. Dorothea Topolan ist 69 Jahre alt, sie hätte das Geschäft in nächster Zeit gern ihrer Tochter übergeben, so lauteten die ursprünglichen Pläne. Aber, die Absatzkurve ging runter. Nicht plötzlich, eher stetig. &bdquo;Die Zahlen sind noch okay“, sagt Topolan. Chefin: &bdquo;Wir müssen nicht schließen“ Die überall festzustellenden Entwicklungen im Kaufverhalten machen vor dem Fachgeschäft für hochwertige Kinderbekleidung und Kinderwagen aber nicht Halt. &bdquo;Wir müssen nicht schließen“ - auf diese Feststellung legt die Chefin wert. Der Mietvertrag verlängerte sich stets jährlich und läuft zum Juni aus. Vor einiger Zeit habe man sich zusammengesetzt und den jetzt verkündeten Entschluss gefasst. &bdquo;Es zieht uns ein bisschen die Füße weg“, sagt die Senior-Chefin, die das Geschäft 1991 als Stubenladen auf 15 Quadratmetern eröffnet hatte. Topolan gelang damals der berufliche Umstieg von der Krankenschwester zur Unternehmerin. 1997 zog sie für zwei Jahr in das alte Hutgeschäft Dreier, ebenfalls in der Marienstraße. Schwierige Suche nach guten Mitarbeitern 1999 wurde das Lokal zwei Häuser weiter am jetzigen Standort bezogen. Auf rund 200 Quadratmetern präsentierte Topolan dort hochwertige Bekleidungsware. Sie hatte zuvor den Pucksack (eine besondere Art Wärmesack für Babys) auf den Markt gebracht. Vier Mitarbeiterinnen kümmerten sich im Obergeschoss nur darum; nähten, konfektionierten die Pucksäcke und gaben die Ware teils auch in den Versand. Insgesamt zwölf Mitarbeitende habe sie in den besten Jahren beschäftigt. Heute wechseln sich Mutter und Tochter im Geschäft ab. Gute Mitarbeitende zu finden, sei schwierig, sagen sie und haben es längst drangegeben, danach zu suchen. Kathrin Kröker ist vor 20 Jahren mit eingestiegen. &bdquo;Meine Kinder sind hier groß geworden und haben hier Bilder gemalt“, erinnert sie sich. Lesen Sie auch: Pop-Up-Outlet öffnet für einen Tag im Kreis Gütersloh - hier gibt es bald Schnäppchen Ein Kinderwagen von Rolls Royce An dem rund 300 Jahre alten Fachwerkhaus hängen beide Frauen. &bdquo;Das ist ein schönes Ambiente“, sagt Kathrin Kröker. Von ihren Kunden haben sie nahezu durchgängig eine hohe Wertschätzung bekommen. Sie sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die gute Qualität, namhafte europäische Hersteller, dazu Naturtextilien und Windeln, stets neue und angesagte Marken – dafür steht das Fachgeschäft. Dazu kamen Knowhow und Geschick: Defekte Kinderwagen hat die Chefin fast immer selbst repariert. Angeboten wurden bei Popolino eher nicht die Kinderwagen von der Stange an, sondern auch der sogenannte &bdquo;Silver Cross“, der bei Rolls Royce gefertigt wird. Neulich habe eine Kundin ein Foto mit diesem Luxuswagen vor der Dresdner Frauenkirche geschossen und ihnen zugeschickt. Da haben sich die Geschäftsfrauen gefreut. Im Ladenlokal ist eine Galerie von Kinderwagen aus dem letzten Jahrhundert als Dekoration ausgestellt. Ein Gefährt stammt aus dem Jahr 1890. Der Kinderwagen wurde damals in St. Vit genutzt. Auch die übrigen Oldtimer sollen jetzt verkauft werden. Was passiert mit Gutscheinen? Corona sei nicht das Problem gewesen, blicken Mutter und Tochter noch kurz auf die Pandemie zurück. Dass Kunden allerdings ihre Fachberatung nutzen, dann aber im Netz bestellen, ärgere sie schon, geben sie vorsichtig zu. Zudem werde die Vor-Order von Waren von den Herstellern immer früher verlangt – das seien jedes Mal schwierige Entscheidungen. Zuletzt hatten sie sich noch stärker auf Naturwaren konzentriert. &bdquo;Die findet man nicht im Internet“, sagt die Chefin. Aber das ist eben ein kleines Mosaiksteinchen. Topolan und Kröker wollen sich nun vernünftig und in bestem Einvernehmen mit ihren langjährigen Kunden verabschieden. &bdquo;Ich bin in Wiedenbrück geboren und hier bekannt wie ein bunter Hund“, sagt die 69-Jährige - und für ihre Tochter gilt dasselbe. Seit 1. Februar bieten sie keine Gutscheine mehr an. &bdquo;Die restlichen einzulösen, ist eine Frage des Anstands“, hoffen sie, dass der Aufruf zum Einlösen die Kunden erreicht.

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