Rheda-Wiedenbrück. Die Tür geht auf und der dreijährige Schäferhund Oskar stürmt herein. Er begrüßt schwanzwedelnd die 14 Senioren, die im Aufenhtaltsraum im Kreis sitzen. Einmal in der Woche bekommen die Gäste der Tagespflege Carpe diem an der Siechenstraße diesen besonderen, voller Vorfreude erwarteten Besuch.
Menschen und Tier kennen sich gut. Denn Oskar kommt seit mehr als Jahren zusammen mit seinem Frauchen Barbara Stadler in die Gruppe, um gemeinsam zu spielen. Oskar ist ein Therapie-Begleithund. Seine Ausbildung hat er auch in und mit der Gruppe gemacht. Weil das eine sehr gute Zeit war, kommt Stadler weiterhin einmal in der Woche mit dem Schäferhund - ehrenamtlich.
Schnell wird es nach der aufregenden Begrüßung wieder ruhig. Oskar legt sich brav auf die Matte in der Mitte des Stuhlkreises. Stadler liest den älteren Herrschaften eine meditative Geschichte vor. Wann immer das Wort Hund in dem Text vorkommt, sollen sie die Hand heben. Das fördert die Konzentration und die Reaktion der Senioren.
Streicheleinheiten für den Schäferhund
Dann verteilt die Rheda-Wiedenbrückerin Schüsselchen mit Leckerchen für Oskar. Das kennt der schon. Er dreht seine Runde, hält bei jedem Gast an und nimmt vorsichtig das Leckerchen. Die meisten Senioren haben keine Angst. Sie genießen seine Nähe, streicheln den Schäferhund, wuscheln ihm durchs Fell. Einige wenige sind jedoch zurückhaltend. Ihnen hilft die Betreuungskraft Ana Casado. Sie setzt sich zu den Gästen, gibt ihnen Sicherheit und Oskar ist eh ganz behutsam.
„Alleine schon das Zuschauen, wenn der Hund seine kleinen Kunststücke zeigt oder liebevoll alle begrüßt - das ist wunderschön“, sagt eine Teilnehmerin. Ursula Treutler ist mit Tieren vertraut. Sie hat häufig Umgang mit Hunden in ihrer Familie. Sie ist immer entzückt, wie gut der erst drei Jahre junge Hund schon gehorcht.
Stadler und Oskar sind ein tolles Team. Für die Krankenschwester mit dem großen Herz ist der wöchentliche Besuchstermin ein besonderer. Es sei schon immer ihr inniger Wunsch gewesen, einmal einen Therapie-Begleithund auszubilden. Sie hatte viel darüber gelesen und erfahren, dass sich gerade Schäferhunde sehr gut für diese Aufgabe eignen. Als eine Freundin Welpen abzugeben hatte, nahm Stadler einen. Seither sind Frauchen und Hund eng verbunden.
Oskar verteilt Briefe an die Senioren
Mit viel Liebe, intensivem Training und festen Kommandos erzieht Stadler ihren Oskar. Nur manchmal, wenn er glaubt, nicht gesehen zu werden, verschwindet er mal kurz und schaut in der Küche vorbei. Könnte ja sein, dass dort etwas Feines für ihn abfällt, berichtet Stadler lachend.
Sie und ihr Mann Rainer laden seit sechs Jahren in ihrem Garten am Eidhagen am zweiten Advent zu Kaffee und Kuchen ein. Wer Lust hat, kommt, plaudert, hört weihnachtliche Klänge und genießt Gebäck. Freundinnen helfen beim Backen. Von den Gästen werden gerne Spenden entgegengenommen. Zuletzt hatte eine befreundete Friseurin angeboten, an dem Nachmittag gegen Spenden Haare zu schneiden - auch das sei sehr gut angekommen. „Sogar einige Tagespflegegäste schauten vorbei“, sagt Stadler, die sich über den Erlös von 888 Euro freut. Die hat sie an die Tagesgruppe des Carpe diem überreicht.
Gekauft wurde davon ein neuer gemütlicher Sessel, eine kleine mobile Kegelbahn soll noch folgen. In den Vorjahren waren die Soulbuddies, die Caritas oder Flüchtlingsgruppen Nutznießer der Spenden. „Ich schaue immer, wo der Schuh am meisten drückt“, erzählt Stadler. Sie und ihr Mann würde gerne so etwas organisieren, weil es oft kleine Dinge seien, mit denen man helfen könne.
Ein großes Glück für alle Besucher
Kurz vor Ende des Besuchs in der Tagespflege überreicht Oskar jedem Gast noch einen Brief. Wünsche für das noch junge Jahr wie Frieden für alle, Gesundheit, viel Spaß, Zufriedenheit, immer genug zu essen und nette Menschen um sich herum, sind darin verewigt. Einige der guten Wünsche erfüllt Stadler den Senioren in ihrer Freizeit selbst.
Mit einem dicken Applaus werden sie und Oskar verabschiedet. Die Senioren sind zwar ein wenig erschöpft von der turbulenten Stunde. Doch sind sie auch sehr zufrieden mit der tierischen Abwechslung. Sie freuen sich schon darauf, dass der Schäferhund und sein Frauchen bald wiederkommen.
Heike Bories, Leiterin Tagesstättenpflege, und Michaela Dogan-Smith, Einrichtungsleiterin Wiedenbrück, danken dem Duo für die tolle Stunde. „Es ist immer schön, wenn Oskar uns besucht und unsere Gäste reden oft noch Tage später davon.“ Der Besuch sei für alle ein großes Glück.