Großbrand im Kreis Gütersloh: Gericht verurteilt vier Jugendliche

Rheda-Wiedenbrück. Am Dienstag fielen vor dem Amtsgericht Gütersloh die Urteile für fünf Jugendliche, die an einem verheerenden Großbrand am 11. Februar dieses Jahres in Rheda-Wiedenbrück beteiligt waren. Das Feuer hatte die Lager– und Fertigungshallen der &bdquo;Nolte Produktenwerk GmbH“ in Schutt und Asche gelegt. Niemand wurde verletzt, der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Fünf Jugendliche waren wegen besonders schweren Falls von Diebstahl und unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Ein sechster Tatbeteiligter, der das Feuer vermutlich legte und Fotos und Videos von den Flammen in der Halle in sozialen Netzwerken veröffentlichte, muss sich Anfang Dezember wegen schwerer Brandstiftung verantworten. Bereits am ersten Verhandlungstag am vergangenen Dienstag hatten die Jugendlichen über ihre Tatbeteiligung berichtet. Sie hätten sich in den Werkshallen nach Diebesgut umschauen wollen. Es sei aber nichts zu holen gewesen. Ein Kumpel habe dann hochentzündliches Granulat auf dem Boden angesteckt. Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung steht im Raum Einer der Angeklagten habe die Flammen sofort mit einem Feuerlöscher erstickt. Nach dem Verlassen der Halle sei der jetzt mutmaßliche Brandstifter noch einmal in den Betrieb zurückgekehrt. Später habe er sich der Clique, die sich inzwischen an der Kopernikusschule aufhielt, offenbart. Zu diesem Zeitpunkt kursierten schon erste Brandbilder von seinem Handy im Netz. Nach einem kurzen Austausch zwischen Strafverteidigern, Staatsanwalt und Richterin wurde aus dem besonders schweren Fall von Diebstahl zunächst ein versuchter Diebstahl. Ein Angeklagter, der nach der Tat für rund fünf Wochen in Untersuchungshaft in Herford saß, konnte das Gericht ohne Verurteilung verlassen. Er habe genug gebüßt für seine Tat, war der Tenor der Kammer. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Für die verbliebenen vier Angeklagten stand immer noch der Vorwurf der unterlassene Hilfeleistung im Raum. Die Jugendlichen hätten, so der Staatsanwalt in seinem Schlussvortrag, panisch und in Angst über die Größe des Feuers den Tatort verlassen, ohne die Feuerwehr zu rufen. Das sei als unterlassene Hilfeleistung zu werten. Die Strafverteidiger argumentierten, dass ihre Mandanten unmittelbar nach dem Brandgeschehen bereits Martinshörner gehört hätten. Sie seien davon ausgegangen, dass Hilfe bereits auf der Anfahrt sei. So argumentieren die Verteidiger der Angeklagten Im Strafgesetzbuch heißt es: &bdquo;Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ Für die Strafverteidiger war diese Hilfeleistung nicht mehr erforderlich, da die Angeklagten davon ausgingen, dass Polizei und Feuerwehr bereits unterwegs sind. Die Zeitfolge beim Ablauf der Tat könnte das bestätigen. Letzte Bilder vom Feuer in der Halle wurden vom mutmaßlichen Brandstifter um 20.35 Uhr gemacht. Danach musste er sich zu dem Quintett bewegen, das in rund 150 Metern auf ihn wartete und dort seine Tat offenbaren. Bereits um 20.37 Uhr ging ein Notruf bei der Polizei ein, Minuten später rückte die Feuerwehr aus. In dieser kurzen Zeitspanne hatten andere Zeugen die Helfer alarmiert. Geldstrafe und Freizeitarrest für die Jugendlichen Die Richterin folgte den Ausführungen des Staatsanwaltes und verurteilte die vier Angeklagten zwischen 17 und 18 Jahren wegen unterlassener Hilfeleistung sowie zwei auch wegen versuchten Diebstahls. Sie müssen neben einer Geldstrafe von 500 Euro und 600 Euro auch einen Freizeitarrest hinnehmen. Das heißt: Die Jugendlichen müssen an einem Wochenende von Samstagmorgen bis Montagmorgen 48 Stunden in einer Gewahrsamszelle des Gerichts verbringen. Die beiden anderen Jugendlichen müssen eine Geldstrafe von 250 Euro und 500 Euro bezahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die vier Strafverteidiger kündigten an, gemeinsam in Berufung zu gehen. Bei einer Verurteilung wegen unterlassener Hilfeleistung könnte es möglich sein, so die Anwälte dass ihre Mandanten auch wegen des hohen Sachschadens zivilrechtlich belangt werden könnten.

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