Es riecht noch nach Rauch: Was passiert mit Areal nach Großbrand im Kreis Gütersloh?

Rheda-Wiedenbrück. Fünf Monate ist es her, dass ein verheerender Großbrand die Gebäude der Firma "Nolte Produktenwerk" zerstört hat. Noch immer bietet das etwa 10.500 Quadratmeter große Areal ein Bild der Verwüstung. Es riecht dort noch immer nach Rauch. Was aus dem Gelände werden soll, ist offen. Auch über die Höhe des am 11. Februar entstandenen Schadens "kann ich noch keine Auskunft geben", sagt Christof Hoffmann, Geschäftsführer des Unternehmens. Er spricht von einem schweren Schlag, den der Brand dem Produzenten von Schleif- und Poliermitteln zugefügt habe. Die Polizei hatte damals von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe berichtet. Derzeit arbeite "Nolte Produktenwerk" an einem anderen Standort. Wann das Areal am Bosfelder Weg geräumt wird, ist unklar. "Da kann ich keine Prognose geben", so Hoffmann auf Anfrage. Er sagt auch, dass die Ermittlung der Schadenshöhe noch nicht abgeschlossen sei. Die Stadt hat bereits ihren Schaden, der im Bereich Gewässer entstanden ist, berechnet. Er liegt bei circa 380.000 Euro. Davon entfallen 100.000 Euro auf die Entsorgung des durch Rußpartikel und Brandrückstände kontaminierten Löschwassers. Wie Tiefbauamtsleiter Michael Duhme informiert, war das Wasser im verrohrten Holzbach aufgefangen worden. Der war abgesperrt. Damit war die Vorflut nicht mehr gegeben und Regen angekündigt worden war. Befürchtet wurde, "dass das gesamte Gewerbegebiet überflutet und Umweltschäden durch das Löschwasser entstehen könnten". Durch gelagertes Styropor entstand beim Brand weiterer Schaden Darum wurde das Wasser aus dem Kanal abgepumpt. Weil es vor der Entsorgung chemisch analysiert werden sollte, wurde es nach Anforderung der Unteren Wasserbehörde (UWB) in acht Containern mit jeweils 70 Kubikmetern Fassungsvermögen zwischengelagert. Nachdem das Ergebnis der Analyse vorlag, entschied die UWB, das Löschwasser in der Kläranlage zu entsorgen. Die Container wurden Zug um Zug in den Mischwasserkanal geleert und von der beauftragten Fachfirma gereinigt und abtransportiert, informierte Duhme jüngst den Stadtrat. Ein weiterer Schaden entstand bei dem Großbrand wegen des auf dem Industriegelände gelagerten Styropors. Angemietet hatte die Firma Hirsch Porozell GmhH dort einen großen Teil der Hallen, um Rohstoffe zwischenzulagern. Sie stellt EPS-Produkte her. Das Styropor wurde durch das Feuer flüssig und ist in den verrohrten Holzbach gelangt. In Verbindung mit Wasser verhärtete sich das Material und verstopfte den Kanal mit einem Durchmesser von einem Meter. Er wurde "in langen Abschnitten auf bis zu 80 Prozent blockiert", so Duhme. Um ihn wieder frei zu bekommen, wurde das ausgehärtete Styropor mit einem Hochdruck-Spülverfahren gelöst und aus dem verrohrten Gewässer entfernt. Gedauert hat das 20 Tage, inklusive Entsorgung des Materials. Gekostet hat das circa 280.000 Euro. "Ein Neubau des verrohrten Gewässers über den Bosfelder Weg hingegen würde sich auf etwa 900.000 Euro belaufen." Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest Offen ist, ob die Versicherung die der Stadt entstandenen Kosten übernimmt oder ob durch den oder die Verursacher des Brandes eine Kostenerstattung erfolgt. "Ansonsten erfolgt die Deckung aus dem Gesamthaushalt", so Duhme. Weil das Geld im laufenden Haushaltsjahr nicht eingeplant war, wurde eine außerplanmäßige Mittelbereitstellung erforderlich. Der Stadtrat gab nachträglich grünes Licht zu der Dringlichkeitsentscheidung, die Bürgermeister Theo Mettenborg und Move-Ratsherr Thomas Theilmeier-Aldehoff im April unterzeichnet hatten. Die Ermittlungen der Polizei Gütersloh unter Führung der Staatsanwaltschaft Bielefeld sind nach dem Großbrand derweil abgeschlossen. Wie Staatsanwältin Claudia Bosse mitteilt, ist die Angelegenheit im April an das Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Gütersloh gegangen. Verantworten müssen sich ein 17-Jähriger, vier 18-Jährige und ein 19-Jähriger vor dem Jugendschöffengericht. Allen Angeschuldigten wird gemeinschaftlicher Einbruchsdiebstahl und unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Einem Heranwachsenden wird zudem Einbruchsdiebstahl und Brandstiftung zur Last gelegt. Alle sechs Angeschuldigten sind auf freiem Fuß. Haftbefehle gegen zwei Heranwachsende sind außer Vollzug gesetzt worden. Axel Meyer, Direktor des Amtsgerichts, sagt, dass es noch keinen Verhandlungstermin gebe. Der komme im Herbst.

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