Neuer Investor für insolventen Fahrradhersteller Prophete aus dem Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. Froh sind die rund 400 Beschäftigten der Prophete-Gruppe. Bei Betriebsversammlungen an den Standorten Oldenburg und Rheda-Wiedenbrück erfuhren sie am Freitag: "Die Zukunft von Prophete und Cycle Union als Gruppe ist gesichert." Das Unternehmen Dutech aus Singapur übernimmt sie - mit der gesamten Belegschaft. Darüber informieren Manuel Sack, Insolvenzverwalter des in wirtschaftliche Schieflage geratenen Fahrradherstellers, und Rolf Hellenbrand, Dutech-Sprecher. Die Kaufverträge seien Donnerstagabend notariell beurkundet worden, der Vollzug folge kommende Woche. Das Ziel des Investors sei es, "bestehende Kunden-, Liefer- und Leistungsbeziehungen fortzuführen". Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. &bdquo;In nur zehn Wochen ist es gelungen, die Prophete-Gruppe auf neue unternehmerische Grundfeste zu stellen", informiert Sack, Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei "Brinkmann & Partner". Es sei ein "heißer Ritt" gewesen, betont er auf Nachfrage. Kurz vor Weihnachten hatte Prophete beim Amtsgericht Bielefeld Antrag auf Insolvenz gestellt. Da das Insolvenzgeld an die Mitarbeitenden bis Ende Februar gezahlt wurde, hatte Sack den 1. März als Ziel für eine Übernahme des Geschäftsbetriebs durch einen neuen Investor ausgegeben. Beschäftigte zu alten Konditionen übernommen Der ist mit Dutech gefunden. Von zehn potenziellen Investoren gab es ein Angebot, verhandelt wurde zuletzt mit drei Interessierten, "um das Beste zu erreichen, auch unter großem Zeitdruck". Denn die Fahrradsaison beginnt. Hätte der Verkaufsprozess länger gedauert, hätte sich das negativ auf die Umsatzerwartungen ausgewirkt. Und auch auf die Belegschaft angesichts des viele Chanen bietenden Arbeitsmarktes. Verlassen haben Prophete zwar in den vergangenen Wochen 20 Mitarbeitende, das Gros aber ist geblieben. Sie werden von Dutech zu alten Konditionen übernommen, behalten ihre Arbeitsverträge. Normal sei das nicht, so Sack. In der Regel würde bei Insolvenzen der Abbau von Arbeitsplätzen erwartet. "Ein Investor kann Kürzungen fordern." Dutech hat das nicht getan. Aus Mitarbeitersicht sei die Übernahme "sehr komfortabel". Betriebsratsvorsitzender Sertac Ak sagte nach der Betriebsversammlung: "Alle sind happy." Die Beschäftigten haben einen großen Anteil am gelungenen Verkaufsprozess. "Sie haben Unglaubliches geleistet, um den Prozess zum Erfolg zu bringen", sagt Sack. Den Geist, weiter für das Unternehmen zu kämpfen, hat Dutech gespürt, berichtet Rolf Hellenbrand von intensiven Gesprächen mit Mitarbeitenden in dieser Woche. Diese Bereitschaft war ein ausschlaggebender Grund für die Übernahme. Immobilienkauf wird noch geprüft Dutech sieht angesichts der Verkehrswende zudem "in der Zukunft großes Wachstum". Zum Konzern gehören beispielsweise deutsche Firmen, aktiv im öffentlichen Personennahverkehr. Sie entwickeln Fahrscheinautomaten und Software. In Großbritannien hat der Konzern Firmen in den Feldern Parkraumbewirtschaftung und Elektroladestruktur. Der Fahrrad-Bereich ist nun ein weiteres Standbein. Der Konzern sieht drei Trends: Erste E-Bikes sind veraltet und werden neu gekauft, herkömmliche Räder werden durch E-Bikes ersetzt und angeschafft werden Zweit-Pedelec. Im Fokus stehe für Dutech zunächst die Aufrechterhaltung der beiden Fertigungsstandorte. "Und mittelfristig sollen sie profitabel wachsen", so Hellenbrand. Alle Beteiligte hätten einen "zum Teil weit überobligatorischen persönlichen Einsatz gebracht", so Sack. Das gelte auch für Kunden, die in den vergangenen Wochen sehr zuverlässig waren. Großkunden hätten in den Märkten Aktionen geplant und umgesetzt. Auch Banken, Lieferanten und Dienstleister hätten die Betriebsfortführung im Insolvenzantragsverfahren "erheblich unterstützt". Investor passt gut zu Prophete Kontakt zu Prophete-Kunden hat Rui Xu, seit der Kaufvertragsunterzeichnung Geschäftsführer. Bleiben werden die Marken Prophete, e-bike, manufaktur, vsf fahrradmanufaktur und Kreidler. In Rheda werden weiterhin niedrigpreisige Fahrräder und E-Bikes in einem Verhältnis 30 zu 70 produziert, künftig auch im mittleren Preissegment. Den Markt kenne Dutech. Der Konzern sei der weltweit einzige lizenzierte Hersteller für eine Premiumkomponente für E-Bikes, eine "sehr gute stufenlose Schaltung". Froh ist auch Sack über die Übernahme. Der Investor passe zu Prophete. Er sei pragmatisch an die Übernahme herangegangen, der alleinige Gesellschafter Johnny Liu habe schnell entschieden, der Konzern habe ein vernünftiges Konzept "und vom ersten Tag an versucht, Probleme zu lösen". Dass es die bei Prophete gibt, sei klar. "Sonst wäre das Unternehmen nicht in eine Krise geraten." Nicht erworben hat Dutech die Immobilien der Prophete-Gruppe. Die sind weiter von einer der ebenfalls insolventen Prohpete-Firmen angemietet. "Den Immobilienkauf prüfen wir noch", sagt Hellenbrand.

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