Nach Großbrand im Kreis Gütersloh: Anwohner und Mieter der Hallen sind erschüttert

Rheda-Wiedenbrück. Nachdem am Samstagabend mehr als 360 Einsatzkräfte einen Großbrand am Bosfelder Weg bekämpft haben, waren dort am Sonntag 25 Feuerwehrleute mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Bei dem Industriekomplex der "Nolte Produktenwerk GmbH" stand kaum noch ein Stein auf dem anderen. Verletzt worden war zum Glück und auch aufgrund des professionellen Vorgehens der Einsatzkräfte niemand. Einige Mauern musste auch die Feuerwehr einreißen, "um an die Brandherde zu kommen", erklärte Meinolf Heiermeier vom Löschzug Batenhorst. Dessen Kräfte sowie Mitglieder des Löschzugs Möhler haben am Sonntag um 9 Uhr die Kameraden, die nachts im Einsatz waren, abgelöst. "Wir sind hier sicher noch bis heute Abend, wenn nicht sogar bis morgen beschäftigt", sagte der Löschzugführer. Einsatzleiter Ulrich Strecker ging mittags davon aus, dass der Bosfelder Weg am Abend wieder für den Verkehr freigegeben werden könne. Die Zugstrecke nach Münster sollte bis 18 Uhr gesperrt bleiben. An den rot-weißen Flatterbändern, die das Straßenstück als Feuerwehr-Sperrzone auswiesen, machten sich einige Bürgerinnen und Bürger ein Bild von der völlig neuen Kulisse am Bosfelder Weg. Auf dem gesperrten Abschnitt beobachtete Jakob Löwen die Arbeit der Feuerwehr. Er war zu Besuch bei seiner Freundin, die in dem Eckhaus am Lilienweg wohnt. "Wir waren auswärts, als die Kinder uns anriefen und sagten, dass es brennt", erzählte der 49-Jährige. Erschreckend, wie eine Steinhalle brennen kann Das Paar fuhr nach Hause und packte ein paar Sachen zusammen. Das waren nicht nur Schlafanzug und Zahnbürste, sondern auch wichtige Papiere, sicherheitshalber, sagt Löwen. "Dann kamen die Leute von der Feuerwehr auch schon und meinten: Jetzt aber weg hier." Sie seien freundlich, aber bestimmt gewesen. Unterschlupf fanden die Evakuierten bei Freunden. Das war gegen 0 Uhr, da stand die Wand des Fabrikgebäudes noch. In der Nacht schauten Löwen und seine Freundin immer wieder auf ihre Handys, tauschten Nachrichten mit der besorgten Familie und Freunden aus. "Obwohl der Wind in eine andere Richtung ging, hatten wir schon ein unangenehmes Gefühl", sagt der 49-Jährige. Angst aber habe er nicht gehabt, sondern großes Vertrauen in die Rettungskräfte. "Und die haben ja auch alles richtig gemacht." Erschreckend findet es Norbert Wöstheinrich, ein Anlieger aus der zweiten Reihe, "wie eine Steinhalle brennen kann". Auch er schaut auf das Gebäude, in dem einst Möbel produziert wurden. "Das ist aber schon ewig her, da war ich noch klein", meint der 75-Jährige. Er zeigt auf die "alte Nolte-Villa, die heißt so in Rheda". Sie grenzt direkt an das Firmengelände und scheint unversehrt zu sein. Auch ein Übergreifen der Flammen auf andere Häuser konnte die Feuerwehr verhindern. Eine Firma schätzt ihren Schaden auf mehreren Millionen Euro In dem Industriekomplex hat das "Nolte Produktenwerk" Schleif- und Poliermittel hergestellt. Einen Teil der Hallen haben andere Firmen genutzt, etwa die "Hirsch Porozell GmbH". Sie stellt EPS-Produkte, Styropor, her. Angemietet hat das Unternehmen etwa 50 Prozent der Hallen, sagt Werksleiter Thorsten Hvala. Er spricht von schätzungsweise bis zu 1.000 Quadratmetern. Und schaut vom Georg-Nolte-Weg aus auf das, was an Hallen kaum noch zu erkennen ist. "Wir haben hier Rohstoffe zwischengelagert", sagt Hvala. Etwa einmal in der Woche seien die unbeheizten Hallen von dem Unternehmen angefahren worden. Den Schaden, der alleine für Hirsch Porozell entstanden sei, schätzt der Werksleiter auf mehrere Millionen Euro. Er war auch am Samstagabend zu dem Brand gefahren. Da wollte er als Mitglied des Wiedenbrücker Carnelvalsvereins (WCV) Grüne Funken eigentlich bei dem Gala-Abend des Frohsinns mit der Karnevalsgesellschaft Helü feiern. Doch verließ Hvala die närrische Feier ebenso vorzeitig wie einige Feuerwehrleute. Die hätten fluchtartig die Stadthalle verlassen, als ihr Pieper Alarm auslöste. Gasaustritt an der Einsatzstelle "Bis heute Abend haben wir hier alles im Griff", meinte Strecker am Sonntagmittag. Da löschten Feuerwehrleute in den noch stark qualmenden Ruinen unter Atemschutz. Bagger räumten Schutt, verkohlte Balken und verborgene Bleche zur Seite. Von der Drehleiter aus nahmen Kameraden sich des ehemaligen Spänebunkers an und löschten Brandnester. Ob das Gebäude stehen bleiben kann, werden Gutachter entscheiden, so Heiermeier. Er berichtet auch von einem Gasaustritt an der Einsatzstelle, der Sonntagmorgen bemerkt wurde. Mitarbeitende der Firma Westnetz, Verteilnetzbetreiber für Strom und Gas, hatten den Anschluss komplett abgeklemmt und waren am Mittag dabei, das Leck zu beheben.

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