Update: Mehr als 300 Rettungskräfte bekämpfen Großbrand im Kreis Gütersloh

+++ Bahnverkehr zwischen Münster und Rheda eingestellt - Bosfelder Weg voraussichtlich bis zum Abend gesperrt +++ Rheda-Wiedenbrück. Am späten Samstagabend ist die Feuerwehr zu einem Großeinsatz in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh ausgerückt. Auf dem Gelände des Nolten-Produktenwerks brannten mehrere Industriehallen. Es gab eine starke Rauchentwicklung. Sowohl die Warn-App NINA als auch KATWARN warnten auch weit nach Mitternacht noch vor einer giftigen Rauchwolke im Bereich des Bosfelder Wegs. Erst am Sonntagmorgen konnte die Entwarnung gegeben werden. Polizei Gütersloh hat Straßen gesperrt Die Polizei Gütersloh hat die Straßen um das Gelände weiträumig abgesperrt. Die Sperrung des Bosfelder Wegs wird noch bis mindestens 18 Uhr am Sonntag aufrecht erhalten. Teils waren mehr als 360 Einsatzkräfte von Feuerwehreinheiten aus dem gesamten Kreis Gütersloh und dem Nachbarkreis Warendorf sowie zahlreiche Polizisten und Rettungskräfte vor Ort. Einsatzleiter Jürgen Böckmann von der Wiedenbrücker Feuerwehr und Kreisbrandmeister Uwe Theismann koordinierten die Kräfte. Die Feuerwehr aus Harsewinkel hat in der Nacht den Grundschutz übernommen. Böckmann und Theismann verschafften sich mit Bildern einer Spezialdrohne der IuK Gruppe des Kreises einen Überblick über das gesamte Ausmaß des Brandes. Noch spät in der Nacht sah man auf den Luftbildern, dass das Feuer in der Mitte des Gebäudekomplex noch deutlich Kraft hatte. Die Rede ist von einem der größten Einsätze, den es in den vergangenen Jahren in der Region gegeben hat. Die Löscharbeiten werden voraussichtlich noch mindestens ein bis zwei Tage dauern. Verletzt wurde bislang niemand. Bürgermeister Mettenborg vor Ort Auch Rheda-Wiedenbrücks Bürgermeister Theo Mettenborg ist vor Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er zeigt sich beeindruckt von der Leistung der Einsatzkräfte: "Ich bin sehr dankbar, dass die Zusammenarbeit der Feuerwehren aus dem gesamten Kreisgebiet hier so schnell so gut funktioniert." Dass die Menschen in Rheda-Wiedenbrück trotzdem sicher gewesen seien, sei der Feuerwehr aus Harsewinkel zu verdanken. "Dieses reibungslose Miteinander ist absolut beeindruckend und kann nicht genug gedankt werden." sagt Mettenborg. Brandursache noch unklar Das Feuer war nach ersten Erkenntnissen in einer der Industriehallen ausgebrochen und hat sich innerhalb weniger Minuten ausgebreitet, sodass schließlich der gesamte Firmenkomplex in Flammen stand. Funken flogen durch die Luft, teilweise sogar ganzes Brandgut. Die Brandursache ist bislang noch unklar. Aufrund der Unterteilungen der Industriehallen, die von unterschiedlichen Betrieben genutzt werden, liegen derzeit laut Angaben eines Feuerwehrsprechers vor Ort noch keine Details zum Brandgut vor. Klar sei nur, dass das Feuer reichlich Nahrung erhielt. Weil sich das Feuer so rasant ausbreitete, war ein Innenangriff nicht mehr möglich. Die Feuerwehr war deshalb mit fünf Drehleitern und mehreren Wasserwerfern im Einsatz; ebenso war die Untere Wasserbehörde des Kreises Gütersloh vor Ort. Ein Bagger riss auf dem Gelände in der Nacht die Wände der Hallen ein, um an die Glutnester heran zu kommen. Der ABC-Messzug führte Luftmessungen durch. An verschiedenen Stellen wurden Messstellen aufgebaut. Feuer drohte auf Nachbarhallen mit Chemikalien überzugreifen Besondere Herausforderung: Das Feuer drohte benachbarte Hallen überzugreifen, in denen Chemikalien gelagert werden. Die Feuerwehr musste eine massive Riegelstellung aufbauen, um die Flammen abzuhalten. Eine Palette mit Gasflaschen konnte noch mit einem Gabelstapler vom Gelände entfernt werden. Zusätzliche Gefahr ging von brennenden Partikeln aus, die durch die Thermik aufstiegen und in der Umgebung runter kamen. Dadurch kam es unter Anderem auch zur Entzündung einer Plane eines in der Nähe stehenden Lkw. Hier war die Feuerwehr schnell zur Stelle und hat den Entstehungsbrand gelöscht. Auch ein größerer Öltank mit einer unbekannten Menge an Heizöl auf dem Gelände machte den Feuerwehrleuten zu schaffen und sorgte für ein ungewisses Risiko. Dem Feuerwehrsprecher waren gegen 1.30 Uhr noch keine Details zum Zustand des Tanks bekannt. Mehrere Wohnhäuser müssen evakuiert werden Mehrere Anwohner mussten ihre Häuser und Wohnung in der unmittelbaren Umgebung verlassen. Sie werden aktuell von der Feuerwehr betreut. Auch das Deutsche Rote Kreuz ist vor Ort, um sich um Einsatzkräfte und mögliche weitere Anwohner, deren Häuser noch evakuiert werden müssen, zu kümmern. Zwischenzeitlich drang dichter Brandrauch auch aus den umliegenden Gullydeckeln. Am Bosfelder Weg hat die Feuerwehr außerdem auch eine Riegelstellung errichtet, um die Wohnhäuser vor den Flammen zu schützen. Bahnverkehr teilweise eingestellt Der Bahnverkehr zwischen Münster und Rheda musste eingestellt werden. Die Sperrung wird noch mindestens den Sonntag über anhalten. Zwischenzeitig musste auch die Bahnstrecke zwischen Hannover und Dortmund gesperrt werden. Diese wurde aber im Laufe der Nacht wieder freigegeben. Zweiter Großbrand innerhalb einer Woche Erst Anfang der Woche hielt ein Großbrand in einer Firmenhalle des Unternehmens Bestpool in Steinhagen den Kreis Gütersloh in Atem. Vier Menschen wurden dabei am Dienstagabend verletzt, darunter ein Anlieger, ein Feuerwehrmann und zwei Rettungssanitäter. Bis zu 200 Einsatzkräfte waren vor Ort. Bei dem Feuer waren in der Halle gelagerte Chlor-Tabletten verbrannt. Ausflockungen des chemischen Stoffes Calciumhypochlorit haben sich daraufhin im Gebiet rund um die Liebigstraße abgesetzt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) deshalb dazu noch am Freitag eine dringende Warnung veröffentlicht.

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