Hochhaus-Wohnungen im Kreis Gütersloh geräumt - 30 Mieter betroffen

Rheda-Wiedenbrück. Etwa 70 Mieterinnen und Mieter leben in dem Hochhaus am Geranienweg 3. Aktuell sind es etwa 30 Personen weniger, denn für die Wohnungen in den oberen drei Etagen hat der Fachbereich Bauordnung eine so genannte Nutzungsuntersagung ausgesprochen. Sie hat die neun Wohneinheiten versiegeln lassen. Als Grund nennt sie "zahlreiche Brandschutzmängel". Die hatte die Feuerwehr 2019 festgestellt. Zum Jahreswechsel vor drei Jahren war sie kurz nach Mitternacht alarmiert worden, weil es auf einem Balkon des Mehrfamilienhauses brannte. Grund dafür waren laut Brandexperten der Kriminalpolizei Gütersloh Feuerwerkskörper, die auf den Balkon geflogen waren und das Feuer ausgelöst hatten. Wie die Stadt jetzt mitteilt, seien damals "vorübergehende Kompensationsmaßnahmen" ergriffen worden. Dazu gehört eine Aufstellfläche für die Feuerwehr, ein Verschluss der zum Rettungsweg gelegenen Fenster mit Brandschutzplatten sowie die Installation zusätzlicher Rauchwarnmelder. Weil die aber nur eine gewisse Zeit funktionierten, hätten diese Maßnahmen "nun nicht mehr für die Geschosse acht bis zehn durch die Untere Bauaufsichtsbehörde hingenommen werden" können. Nach zwei Jahren "wurde gehandelt" Eine Gefahr "für Leib und Leben der Bewohner" soll ausgeschlossen werden. Doch könnten, das habe der Einsatz 2019 gezeigt, die oberen drei Etagen des Hochhauses nicht über die Drehleiter der Feuerwehr erreicht werden, anders als die Wohnungen bis ins siebte Geschoss. Das sei quasi neben dem Treppenhaus der zweite Fluchtweg. Von Anfang an seien die Maßnahmen Zwischenlösungen gewesen, bis ein Brandschutzkonzept für das gesamte Gebäude vorliege, so Stadtsprecherin Lena Henkenjohann. Das einzureichen, sei der Eigentümer, mit dem die Stadt in engem Kontakt stehe, "mehrfach aufgefordert worden". Ihm sei eine Frist eingeräumt worden, die er nicht eingehalten habe. Nach zwei Jahren nun "wurde gehandelt".Seit Ende Januar liege das Brandschutzkonzept im Rathaus vor, sagt Andreas Knöbel. Er ist Geschäftsführer der "Greystone State GmbH & Co. KG" aus Oelde, der das Hochhaus seit fünf Jahren gehört. "Wir vermieten dort nicht bettenweise", betont Knöbel. Er habe Anfang 2019 wegen der festgestellten Brandschutzmängeln bei der Stadt gefragt, was zu tun sei, um diese zu beseitigen. Eine Antwort habe er nicht bekommen, "weil dort keine Brandschutzingenieure sitzen". Im Februar 2021 habe Knöbel ein Ingenieurbüro für Brandschutz in Osnabrück beauftragt. Der Stadt sei eine Kopie dieses Auftrags zugegangen. Ende 2021 habe das Gutachten noch nicht vorgelegen, so Knöbel. "Alle Bewohner sind angemessen untergebracht" Im Dezember hat die Stadt die Mieter der oben liegenden Wohnungen des Hochhauses über die "beabsichtigte Nutzungsuntersagung" informiert, "auch den Immobilieneigentümer", so Henkenjohann. Knöbel sagt, davon erst durch die Betroffene erfahren zu haben. "Im Sinne der Bewohner wurde die Verfügung erst im neuen Jahr ausgestellt", heißt es aus dem Rathaus. Geräumt und versiegelt wurden die Wohnungen am 24. Januar. "Nach unserem Kenntnisstand sind alle Bewohner angemessen untergebracht", informiert Henkenjohann. Der Fachbereich Soziales und Bürgerservice habe frühzeitig mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Beratungsgespräche geführt. Die Clearingstelle habe mit "muttersprachlichen Informationsmaterialien bei der Wohnungssuche unterstützt". Die rund 30 Mieter hätten eine neue Wohnung gefunden oder seien bei Bekannten untergekommen, so Henkenjohann. Zwei Personen lebten nun in städtischen Unterkünften. Sie alle könnten jederzeit, begleitet von einem Mitarbeitenden der Bauordnung, in ihre Wohnung, um dort Dinge zu holen. Danach werde die wieder versiegelt. "Friedlich mit der Stadt abarbeiten" Wann die Menschen dauerhaft zurück in ihre Wohnungen können, ist offen. Das 40-seitige Brandschutzkonzept empfehle den Einbau von Brandschutztüren, so Knöbel. Er verweist auf eine bauliche Besonderheit des Hochhauses - neben dem Rathaus das einzige in der Stadt. Die Mieter erreichen ihre Wohnungen über einen L-förmigen Flur, der nach draußen offen ist. Davon gehe "eine theoretische Gefahr aus". Sollte es brennen und der Wind den Qualm in die darüber liegende Etage drücken, "könnte es für die Bewohner schwierig werden, das sichere Treppenhaus rauchfrei zu erreichen", so Knöbel. Eine Brandschutztür würde diesen möglicherweise verrauchten Fluchtweg verkürzen. Der Geschäftsführer warte jetzt auf das Okay für das Brandschutzkonzept aus dem Rathaus. Er wolle das "friedlich mit der Stadt abarbeiten". Laut Henkenjonann werde das Konzept derzeit geprüft. Die Installation der Brandschutztüren auf jeder Etage beziffert Knöbel auf rund 100.000 Euro. Wie schnell die installiert werden können, ist ungewiss. Bestellen würde Greystone die erst, wenn die Stadt mit dem Brandschutzkonzept einverstanden ist.

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