Wohnhaus samt Grundstück im Kreis Gütersloh wird versteigert

Rheda-Wiedenbrück. Seit 41 Jahren ist Detlef Jentsch öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer. Bislang sind es 447 Auktionen, mindestens 50 Mal kamen Häuser samt Inventar unter den Hammer. Zwei waren es bislang in Rheda-Wiedenbrück. Nun versteigert der 79-Jährige nach der Lübke-Villa an der Rektoratsstraße 2014 und dem Nachlass des akademischen Bildhauers Hubert Hartmann 2015 die dritte Immobilie. Dazu sagt er: "Hier ist die Hölle los." Samstag sucht der Gütersloher einen neuen Eigentümer für das 1980 errichtete Haus am Cheruskerweg 8a. Es hat eine Wohnfläche von rund 140 Quadratmetern, steht auf einem Grundstück von 765 Quadratmetern, hat elf Zimmer und zwei Bäder. Und kommt doch nicht komplett unter den Hammer für einen ersten Ausruf von 228.000 Euro. Das Mindestgebot hat ein Gutachter ermittelt, "als fairen Preis", so Jentsch. Denn das Wohnhaus ist geteilt. "Anders als bei Reihenhäusern hat der Bauherr es aber nicht senkrecht, sondern waagerecht geteilt", erklärt der Auktionator. Das heißt: Der Meistbietende erwirbt ein Wohnhaus mit Garten und Garage, mit Keller und Carport sowie mit einer Eigentumswohnung im Erdgeschoss, die ihm aber nicht gehört. 450.000 Euro in der Handtasche mitgebracht Wegen des Hauses hat Jentsch schon viele Gebote bekommen. Er spricht von Hunderten, will die aber nicht genau beziffern. Der Auktionator sagt aber, dass er bei ebay über die anstehende Versteigerung informiert hat und "schon rund 4.000 Leute zugeschlagen haben, sonst sind es rund 300". Aber das Wohnhaus sei schließlich auch groß und schön gemacht. Der neue Eigentümer "muss da nur die Tapeten wechseln". Auf einen Wechsel der Besitzer hofft Jentsch bei den exakt 472 im Auktionskatalog genannten Gegenständen des Hausrates wie Möbel, Porzellan, Gemälde, Textilien und Uhren. Bei der Sichtung des Nachlasses hat der 79-Jährige eine Premiere erlebt - und das, obwohl ihm in 41 Jahren als Auktionator viel widerfahren ist. Wie beispielsweise die Begegnung mit einer Frau, die ihn zur Seite genommen hatte, um ihm zu gestehen, dass sie 450.000 Euro in ihrer Handtasche mitgebracht habe - für alle Fälle. Oder wie die Versteigerung, bei der sich zwei Familien im Vorfeld so sehr stritten, dass Jentsch zum eigentlichen Termin aus Furcht vor einer Schlägerei Personenschützer zur Seite gestellt wurden. Gerne Verkaufssender geschaut und reichlich eingekauft "Aber was wir hier jetzt an Neuwaren gefunden haben, das ist wirklich unglaublich", staunt Jentsch noch immer. Darum spreche er weniger von einer Nachlassauktion, als vielmehr "von einer Geschäftsauflösung", sagt der 79-Jährige lachend. Er vermutet, dass die ältere Dame, die am Cheruskerweg 8a gewohnt hat, sehr gerne Verkaufssender geschaut hat - und auch reichlich eingekauft hat. Regelrecht "geschockt" sei er gewesen, dass im Schlafzimmer eine komplette Schrankseite nur mit Neuwaren bestückt sei. Lesen Sie auch: Gütersloher Auktionator verklagt Unternehmer nach Rekordversteigerung Im Auktionskatalog sind alle zu versteigernden Gegenstände samt Mindestgebot auf 23 Seiten aufgelistet, sortiert nach Räumen. Allein für das Schlafzimmer finden sich 120 Einträge. Neben Porzellanpuppe, Polsterdecke, edler Wohndecke im Nerzlook sowie Persianer Pelzjacke - "vermutlich ungetragen" - ist das auch "verpackte Neuware" wie Heißluftgrill, 17-teiliges Kochset, Kompakt-Staubsauger, Kaffeeautomat, Ergotrainer, Wetterstation, Dampfbügelstation, elektrische Salz- und Pfeffermühle, Haarstyler, MP4 Game Player und Insektenvernichter. Auch Getränke will Jentsch versteigern: Sekt, Glühwein, Traubensaft, Wein und Spirituosen. Er ist überzeugt, dass ihm das gelingt. "Der Mensch ist ein Geier", ist seine Erfahrung. Bei einer Auktion habe er 200 Gläser Eingemachtes in der Annahme, die interessierten keinen, nicht angeboten. Doch genau die wollte ein Bieter ersteigern. Unter den Hammer kamen die Gläser für 200 Euro. "Wenn jemand etwas unbedingt haben will, dann spielt der Preis keine Rolle", sagt der 79-Jährige. Vielleicht auch darum macht ihm seine Arbeit so viel Spaß, "dass ich längst aufgehört hätte, wenn dem nicht so wäre".

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