Tiny Houses, Büros, Bar: Die Pläne für neuen Campus im Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. Es soll ein prestigeträchtiger Campus werden, weit über die Grenzen der Stadt Rheda-Wiedenbrück hinaus bekannt. "Wir konkurrieren mit Google und Co. beim Anwerben neuer Mitarbeiter", sagt Wilhelm Mormann, Geschäftsführer der Cobus Concept GmbH. Deren neues, CO2-neutrales Headquarter soll an der Heinrich-Heineke-Straße entstehen, sobald es einen gültigen Bebauungsplan "Hof Oldemeyer" gibt. Die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt Mormann. Die Fachverwaltung habe die Neuaufstellung des Bebauungsplans beauftragt. "Auch Bürgermeister Theo Mettenborg hat sich sehr stark in das Projekt eingebracht." Das hatte der Geschäftsführer mit dem Architekten Andreas Kraft aus Brilon im Februar im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung vorgestellt. Und war auf die einhellige Zustimmung der Politiker gestoßen. Auch eine Delegation der Anlieger des 28.000 Quadratmeter großen Grundstücks der ehemaligen Firma "Liefu Kraftfutter", hat der Geschäftsführer des IT-Systemhauses mit Sitz in Lintel inzwischen bei "Kaffee, Kuchen und Schnittchen informiert, was wir machen wollen". "Eine Attraktion für die ganze Stadt" Erläutert habe er den künftigen Nachbarn beispielsweise, dass die beiden viergeschossigen, terrassenförmigen Bürogebäude von Cobus selbst und zu 50 Prozent von Firmen genutzt werden, die sich einmieten. Die Bar auf einem der Dächer über einem Restaurant "wird kein Malle 2, sondern eine Attraktion für den Campus und die ganze Stadt". Nutzen könnten Anlieger auch das Fitnessstudio und die Betriebs-Kita, die nun kleiner werden soll, für noch neun Kinder . "Was könnte man sich anderes auf der Fläche wünschen?", fragt Mormann rhetorisch, dem eine offene Kommunikation wichtig sei. Nach dem Treffen mit den künftigen Nachbarn habe er ein gutes Gefühl, stehe aber weiterhin für einen Austausch mit allen bereit, "die noch Fragen zu dem Projekt oder damit Bauchschmerzen haben". Inzwischen wurden die im Februar vorgestellten Planungen für den Cobus-Campus, der sich komplett eigenständig mit Energie versorgen soll, modifiziert. Auf das Parkdeck wird in der ersten Baustufe verzichtet. Stellplätze reichen. Darunter wird als Alternative zu einer Geothermie-Anlage, die wegen des Untergrundes schwer realisierbar ist, eine Besonderheit installiert: ein Eisspeicher. Der hat ein Volumen von mehreren Hundert Litern und gewinnt die Energie, die freigesetzt wird, wenn Wasser seinen Agregatzustand von flüssig zu fest verändert. "So etwas gibt es im Kreis Gütersloh bislang noch nicht", sagt Mormann. Im ersten Quartal fast 30 neue Mitarbeitende eingestellt Er arbeitet bei der Energieversorgung mit Sart-Ups. "Ich setze auf vorhandene Technologie in Verbindung mit jungen Menschen mit frischen Ideen, um zu einem nachhaltigen, innovativen Ergebnis kommen". Ein solches Unternehmen aus dem Umfeld der Technischen Universität Aachen arbeitet an einem Batteriespeicher für den Cobus-Campus. Der verwendet gebrauchte Autobatterien, die noch eine Kapazität von 70 Prozent haben - zu wenig für einen Pkw. Sie würden aber "bis zu zwölf Jahren halten". Der Batteriespeicher nehme die Energie, die Photovoltaikanlagen auf allen Dächern des Cobus-Campus produzieren, auf. Fragen nach einer alternativen Energieversorgung spielten bei jungen Mitarbeitern eine wichtige Rolle, sagt Mormann. "Sie fragen in Bewerbungsgesprächen beispielsweise, ob wir Elektro-Autos in der Firmenflotte haben." Im ersten Quartal 2021 hat Cobus, das 150 Leute beschäftigt, fast 30 neue Mitarbeitende eingestellt, "so viele wie noch nie". Bis zu 150 neue Kollegeinnen und Kollegen will das Unternehmen am neuen Standort, der für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gebaut werden soll, gewinnen. "Wenn die Preise für Baustoffe zu neuer Normalität zurück gekehrt sind" Weil die auch bis zu 250 Kilometer entfernt wohnen, brauchen sie eine Übernachtungsmöglichkeit vor Ort. Angedacht war zunächst ein Hotel. Mormann hat neu überlegt. Denn das Hotel wäre ein reines Bettenhaus, da Konferenzräume und Gastronomie in anderen Gebäudeteilen wären. "Die 20 Zimmer kann man charmanter gestalten." Der Unternehmer favorisiert nun eine andere Idee: kleine Einheiten in Form von Tiny Houses, zunächst fünf, später vielleicht zehn. "Das ist auch mit Blick auf die Pandemie vom Hygienekonzept her besser", so sein Gedanke. Realisiert werden soll der grüne Cobus-Campus, liegt die Baugenehmigung vor. "Und wenn die Preise für Baustoffe und Handwerker zu einer neuen Normalität zurück gekehrt sind", sagt der Geschäftsführer. Die aktuellen Steigerungen würden die bislang kalkulierte Investition um etwa ein Viertel erhöhen. Trotzdem werde das Vorhaben derzeit "komplett durchgeplant, um Ende 2021 in die Vergabegespräche gehen zu können".

Meistgelesen