Jürgen Wüstefeld hört als Kantor von St. Aegidius Wiedenbrück auf

Rheda-Wiedenbrück. Musikalisch sagt Jürgen Wüstefeld "Auf Wiedersehen". Das ist der Titel des Konzerts in der Reihe "Orgelmusik vor dem Angelus", das er am Samstag, 26. Juni, in der Pfarrkirche St. Aegidius um 11.30 Uhr spielt. Es ist nicht nur das letzte Konzert seiner farewell-Trilogie, er zieht überhaupt zum letzten Mal alle Register der Orgel in seiner hauptberuflichen Tätigkeit, sagt der Kantor. Der 66-Jährige wollte eigentlich schon im vergangenen Jahr in den Ruhestand gehen. Doch dann kam Corona, auch zu ihm persönlich. Hatte Wüstefeld im Frühjahr 2020 zunächst gedacht, in aller Stille gehen zu müssen, entschied er sich um und blieb noch - "aus Verantwortung für das Chorwesen in der Stadt" und in Absprache mit Pfarrdechant Reinhard Edeler. Von den Aegidius-Chören wollte er sich mit einem Ehemaligentreffen im September verabschieden, von der Gemeinde mit einem Festhochamt und einem musikalischen Adieu beim Pfarrfest. Doch das machte die Pandemie unmöglich. Also hoffte der gebürtige Mindener, in diesem Jahr "mit Pauken und Trompeten" in den Ruhestand gehen zu können, in seinem 43. Berufsjahr. "Wir pflegen, dass es uns gibt" Ob das klappt, ist ungewiss. Ende Juni sollte die große Verabschiedungsfeier sein. "Das war dann aber zu brenzlig." Denn bei der Planung vor sechs Monaten hatte Wüstefeld - wie wohl viele - gedacht, dass reichlich Impfstoffe produziert würden. Weil dem nicht so war, wurde die Veranstaltung auf Ende August verlegt. "Ich dachte, zwei Monate könnten uns nur helfen, an die Delta-Variante des Virus habe ich dabei nicht gedacht." Trotzdem ist der Termin jetzt am 29. August. Mit einem Festgottesdienst auf dem Kirchplatz, mit rund 120 Sängerinnen und Sängern der Aegidius-Chöre, mit zehn Bläsern, einem Streicherensemble, dem Vokalensemble Wiedenbrück sowie dem Rietberger Organisten Engelbert Schön soll es am "ein Riesending" werden, sagt Wüstefeld. Dann ist er bereits einen Monat offiziell nicht mehr im Dienst. Sein Ruhestand beginnt am 1. August. Arbeiten wird er mit den Aegidius-Chören aber noch ein bisschen, "ganz privat". Schließlich war er es, der die Jugendarbeit zu Beginn seiner Arbeit in der Gemeinde ab 1979 in Gang gebracht hat. In der zweiten Ferienwoche wird der mit 30 Mitgliedern des Jugendchors eine Fahrt unternehmen, auf einen Gutshof in Norddeutschland, um zu singen und fröhlich zu sein. "Wir pflegen, dass es uns gibt", sagt der Kantor. Denn für ihn resultiert Erfolg nicht allein aus Können, "sondern auch aus der Zuneigung zueinander". "Ich bleibe in der Stadt sichtbar" Wüstefeld freut sich - Stand heute -, dass bei der Feier wieder gesungen werden darf. Er ist auch froh, durch eine Corona-Infektion im Dezember nichts von seiner Stimme eingebüßt zu haben. "Vier Tage lag ich in der Ecke mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, danach war ich wieder topfit und mir ist die Erkrankung zum Glück nicht auf die Lunge geschlagen." Denn dem Gesang wird er treu bleiben. "Ich habe ein paar Ideen mit anderen Ensembles", sagt der 66-Jährige, der sich im vergangenen Jahr bei dem weltweit renommierten Stuttgarter Kammerchor beworben und als Altus genommen worden war. Auch mit dem Vokalensemble Wiedenbrück, das es fast 40 Jahre mit Sängern aus der Region gibt, arbeitet er weiter. Trotzdem fragt er sich, "wie ich es aushalte, plötzlich nicht mehr zu arbeiten". Doch freut er sich auch auf die freie Zeit, gerade auch am Wochenende.Wüstefelds Job als Kantor wird ein anderer übernehmen, ab Oktober. Bis dahin hat Wüstefeld seine letzte Messe am 30. Juli musikalisch gestaltet, ein Schützenhochamt. Dann hat er im September auch auf zwei Hochzeiten die Orgel gespielt. "Ich bleibe in der Stadt sichtbar und musikalisch tätig, aber ich nehme nicht mehr den Raum in St. Aegidius ein."

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