Protestler blockieren Tönnies-Kreuzung - Autofahrer fährt Aktivistin über Fuß

Rheda-Wiedenbrück. Um die Autofahrer an der stark frequentieren Kreuzung am Schlachtkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, durften die Demonstranten am Samstagnachmittag die Ampelanlage in Abstimmung mit der Polizei viermal pro Stunde für drei Minuten komplett blockieren. Dabei bildeten sich insbesondere auf der Gütersloher Straße längere Autoschlangen, die allerdings nicht das Ausmaß der ersten Protestaktion dieser Art im März erreichten. Um die Autofahrer nicht unnötig zu provozieren und deeskalierend zu wirken, hielten die Protestler Schilder in die Luft, die die Restzeit der Blockade (&bdquo;Noch zwei Minuten" und &bdquo;Noch eine Minute") anzeigten. Ein Mann fiel besonders auf Ein Mann ragte dabei nicht nur aufgrund seiner Körpergröße von 1,94 Metern aus der Schar der Demonstranten heraus. Mit seinem adretten, eher bürgerlichen Erscheinungsbild – Designerbrille, modische blaue Jacke, gepflegte Jeans, dazu blank geputzte schwarze Anzugschuhe – hob er sich auch sonst optisch deutlich ab von anderen, zumeist deutlich jüngeren Protestlern. Doch das Anliegen, das den 62-jährigen Diplom-Kaufmann Thomas Walther aus dem 85 Kilometer entfernten Extertal-Silixen im Kreis Lippe am Samstagmittag zur Schalück-Kreuzung nach Rheda-Wiedenbrück geführt hatte, war dasselbe wie das der übrigen Demonstranten: Walther wollte Aufmerksamkeit erzeugen, wachrütteln. &bdquo;Mir geht es darum, auf die Entstehung von Fleisch und das damit verbundene Elend hinzuweisen", sagt der Aktivist, der zusammen mit Lebenspartnerin Susann Krüger (50) gekommen war. Dafür haben die beiden ihren landwirtschaftlichen Resthof in Silixen mit sechs Pferden, 14 Katzen, drei Hunden und dem ehemaligen Therapieschwein &bdquo;Britney" für einen Nachmittag ohne Aufsicht zurückgelassen. Lesen Sie auch: Tönnies will auch impfen - nächstes Impfzentrum im Kreis Gütersloh? 30 Mitglieder verschiedener Gruppen vor Ort Am Samstag stand Thomas Walther nun zwischen Radweg und Straßengraben an der B 61 und hielt vorbeifahrenden Autofahrern ein meterlanges Transparent mit der Aufschrift &bdquo;Fleisch entsteht aus Gewalt" entgegen. Nach Angaben der Polizei waren diesmal knapp 30 Mitglieder verschiedener Gruppen zu der Protestaktion in der Einfahrtschneise zum Tönnies-Fleischwerk gekommen. Es war das zweite Mal, dass die Initiatoren vom Bielefelder Ableger der Internationalen Tierrechtsbewegung The Save Movement diesen Standort für ihren Protest ausgewählt haben. Mit dabei waren auch Mitglieder der Albert Schweitzer Stiftung, von Animal Rights Watch, Extinction Rebellion und dem Gütersloher Verein fairleben. Gemeinsam protestierten sie nicht nur gegen die Massenschlachtung im Tönnies-Konzern, sondern auch gegen die aktuelle Image-Kampagne des Unternehmens. Anstoß nahmen die Demonstranten besonders an dem Tönnies-Slogan &bdquo;Tiere gut zu behandeln, ist für uns eine Selbstverständlichkeit." "Wir können das nur als dreiste Werbelüge werten" &bdquo;Wir sehen in dieser leeren Phrase nur den kläglichen Versuch, Konsumenten zu beschwichtigen", sagte die Rietbergerin Katharina Friess von der Bielefelder The Save Movement Gruppe. Die Aussage, so Friess, sei grotesk und habe mit Wertschätzung für das Tier nichts zu tun. Friess: &bdquo;Angesichts der vielen Individuen, die hier täglich in den Tod fahren, können wir das nur als dreiste Werbelüge werten." Demonstranten schlagen auf Motorhaube Die meisten durch den Protest gezwungen Autofahrer reagierten gelassen - in der ersten Stunde gab es allerdings zwei kleinere Zwischenfälle. Der Fahrer eines Baustellenfahrzeugs mit Anhänger fuhr auf die Demonstranten zu, stoppte aber rechtzeitig vor ihnen und forderte danach mit Hinweis auf seinen Feierabend lautstark sein Weiterfahren ein. Ein Familienvater am Steuer einer schweren Limousine versuchte gar, seine Weiterfahrt zu erzwingen. Er stoppte erst, nachdem er bereits mehrere Demonstranten mit der Stoßstange touchiert hatte und diese daraufhin auf die Motorhaube seines Autos schlugen. Eine Frau schrie sogar auf, weil der vordere rechte Reifen über ihren Fuß gerollt war. Die sofort hinzugerufene Polizei, die mit zwei Einsatzfahrzeugen vor Ort war, nahm daraufhin die Personalien des Fahrers hin. Eine Polizeihauptkommissarin kündigte zudem weitere Ermittlungen zu dem Vorfall an.

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