Umstrittenes Vorhaben: Stadt wirbt für "grünstes Gewerbegebiet Deutschlands"

Rheda-Wiedenbrück. Das geplante Gewerbegebiet am Kiefernweg ist mit 8,7 Hektar Größe recht überschaubar. Die textliche und grafische Beschreibung inklusive der vielen Einwendungen, die dem Ratsbeschluss zugrundeliegen wird, umfasst hingegen über 300 Seiten – ein stattliches Buch. Jetzt hat der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung den Weg freigemacht für das heftig umstrittene Gewerbegebiet: Bei acht Gegenstimmen erfolgte der Beschluss, der Rat möge den Bebauungsplan Nr. 400 nun als Satzung beschließen. Viele Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Verwaltung und Politikern zu dem Thema. &bdquo;Das grünste Gewerbegebiet Deutschlands", versprach der Technische Beigeordnete Stephan Pfeffer, als er die Festsetzungen im Bebauungsplan aufzählte: begrünte Dachflächen, wenigstens zu 25 Prozent, Verpflichtung für das Pflanzen eines Laubbaumes je sechs errichteter Parkplätze (sickerfähiges Pflaster), eine Vorgartengestaltung mit 50 Prozent Vegetation, zur Einfriedung sind nur Hecken gestattet (zusätzlich zum Zaun), und dann gibt es noch ein Pflanzgebot in Randlagen für heimische Bäume. "Sie können sich die Firmen aussuchen" Dazu sollen weitere vertragliche Vereinbarungen getroffen werden: Nicht überbaute Flächen sollen Blüh- oder Gehölzstreifen bekommen, Dachflächen zu 50 Prozent mit Solarpanelen ausgerüstet werden, Gebäudefassaden eine 25-prozentige Begrünung erhalten und das Brauchwasser über Regenwasserzisternen gesammelt werden. Eine insektenfreundliche Beleuchtung rundet das Anforderungsprofil ab. Freiwillig sollen die Bauherren dann noch das Nahwärmesystem nutzen, per Solarthermie das Wasser aufheizen und Ladestationen für E-Autos und E-Bikes installieren. Die Befürchtung, dass angesichts der hohen und kostenintensiven Anforderungen die Baubereitschaft sinken könne, zerstreute Pfeffer mit dem Verweis auf die große Nachfrage. Das Gebiet sei hinsichtlich der Anfragen dreifach überzeichnet. &bdquo;Sie können sich die Firmen aussuchen", teilte Pfeffer den Ausschussmitgliedern mit. Während Patrick Büker (FDP) anmerkte, die vielen Festsetzungen seien gut, &bdquo;aber sind die alle auch verhältnismäßig?", lobte Peter Heinz Woste (CDU) die Vorlage. Es habe sich gelohnt, zu warten und nachzuarbeiten. Jetzt werde das ein &bdquo;gesundes Gebiet", freute sich Woste. Umweltgerecht sei es letztlich auch, die Arbeitsplätze am Ort zu haben, um nicht fahren zu müssen, so Woste. "Anwohner werden von drei Seiten bedrängt" Keine Zustimmung gab es von Seiten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. &bdquo;Die Anwohner werden bereits von drei Seiten bedrängt", wies Marco Sänger auf die eingekesselte Lage zwischen bestehendem Gewerbe, Gütersloher Straße und B64 hin. Das Wäldchen, in dem sich die Anwohner mit zahlreichen Pflanzaktionen schon länger betätigen, bleibt zwar erhalten. Peter Rentrup (B90/Die Grünen) bezweifelte, ob der Begriff &bdquo;grünstes Gebiet Deutschlands" zutreffe und warf die Frage nach schonendem Flächenverbrauch auf. &bdquo;Wir brauchen Infrastruktur, aber die Klimaziele werden so nicht erreicht", sagte Rentrup und kritisierte die Zahl an vertraglichen Vereinbarungen: &bdquo;Die gehören in den Bebauungsplan." Eingebunden war bei den Planungen immerhin der städtische Klimaschutzmanager. Stephan Pfeffer forderte, lieber darauf zu schauen, was nun erreicht wurde. Für das insgesamt 8,7 Hektar große Gebiet werden künftig 5,7 Hektar (57.022 Quadratmeter) Gewerbegebiet ausgewiesen, 1,1 Hektar Verkehrswege (11.043 qm), und knapp 8.200 Quadratmeter Wohngebiet im nördlichen Teil. In sechs Sitzungen war über das Vorhaben seit September 2018 beraten worden. Allerdings hatte es 145 eng beschriebene Seiten an Einwendungen gegen dieses Gewerbegebiet am Kiefernweg gegeben. In seiner Sitzung am Montag hat nun der Rat das letzte Wort.

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