Dieser Friseur schneidet Gastronomen jetzt kostenlosen die Haare

Rheda-Wiedenbrück. Mit ihrer Ankündigung, Gastronomen im Lockdown einen Gratis-Haarschnitt anzubieten, haben Marco und Daniel Illiges, die &bdquo;Haarschneidermeister" aus Rheda-Wiedenbrück, offenbar einen Nerv getroffen: Ihr am Sonntag bei Facebook hochgeladenes Video mit der Ankündigung dazu wurde innerhalb weniger Stunden bis Montagmittag schon 1.600 Mal geklickt. Obschon am Montag eigentlich nur für Terminkunden geöffnet war, hatten die Brüder nach drei Stunden schon zahlreiche Kunden gratis bedient. &bdquo;Wir wollen erreichen, dass jetzt andere mitziehen und vielleicht ein ähnliches Angebot schaffen", erklären Marco und Daniel Illiges ihr Engagement. Als um 13 Uhr bei den Öffentlich-Rechtlichen Angela Merkel den Vier-Wochen-Lockdown im November näher erklärt, läuft bei Illiges im Obergeschoss des Geschäfts die Pressekonferenz mit Hansi Flick bei Sky. Die Prioritäten bei den Fußball-begeisterten Friseuren sind somit klar. Der Bayern-Coach äußert sich gerade zur nächsten Begegnung in der Champions-League bei RB Salzburg, da wirft Marco Illiges schnell noch einen Blick zurück auf den letzten Spieltag. Am Samstag seien drei Profis vom BVB in seinem Bielefelder Geschäft gewesen, als die Dortmunder bei der Arminia zu Gast waren. Sein Team habe nicht nur die Kicker, sondern auch deren Frauen frisiert, berichtet Illiges. 50 Termine innerhalb kurzer Zeit vergeben Jetzt stehen die Gastronomen Schlange. &bdquo;Ich dachte heute Morgen, mein Handy platzt", lacht Daniel Illiges. Innerhalb kurzer Zeit hatten er und sein Bruder 50 Termine vergeben. Nicht nur die Chefs, auch die elf Mitarbeiter wollen jetzt in den nächsten Tagen je eine Stunde dranhängen, so schaffe man entsprechend Pufferkapazitäten. Dennoch ist das Angebot auf natürliche Weise begrenzt. &bdquo;Wenn irgendwann alle Termine weg sind, können wir natürlich auch nichts mehr machen", zuckt Daniel Illiges mit den Schultern. Friedhelm Dürbusch vom Hotel Wartburg, Fabio Filippo vom gleichnamigen Restaurant an der Bielefelder Straße und Martina Kühmann von der Anker-Villa zählen am Montag zu den ersten Gastro-Kunden. Dürbusch hatte ohnehin einen Termin und ließ neben Haareschneiden noch eine ausgiebige Kopfmassage machen. Er schaut in den Spiegel und ist zufrieden: &bdquo;Tiptop!" Filippo ist seit vier Jahren Stammgast und hatte sich fix via Whatsapp angemeldet. Martina Kühmann war auf Empfehlung einer Freundin zum ersten Mal da. Die blonde Frau war mit ihrer Kollegin gekommen, hatte nicht nur einen Haarschnitt, sondern gleich eine Typberatung genossen und war bestens zufrieden. Sie könne sich vorstellen, jetzt Stammkundin zu werden, sagte sie. &bdquo;Nicht nur Friseure können ja nachziehen" Gratis ist freilich nur das Haareschneiden. Zusatzleistungen werden berechnet. Dass die Friseure mit dem Werbe-Gag auch dem eigenen Geschäft in der Krisenzeit helfen, räumen sie ein. Viel wichtiger sei aber, ein Zeichen zu setzen, unterstreichen sie. Dass sich Gastronomen in der schwierigen Zeit jetzt einmal ein, zwei Stunden pflegen lassen, würde ja deren Stimmung aufhellen, sagt Marco Illiges. Und wenn es dann statt Bezahlen verstärkt Trinkgeld gibt? &bdquo;Dann freuen sich unsere Mitarbeiter", lacht der Blondschopf. Mit dem Steuerberater sei das Gratisangebot jedenfalls abgeklärt, sagt Daniel Illiges. Mit einem ähnlichen Angebot nachziehen könnten ja nicht nur andere Friseure, sagen sie. Für andere Geschäftsleute böten sich vielleicht Rabatt-Aktionen an. Die Idee zu dem Video sei ihnen spontan gekommen. Das Video hatten sie in kurzer Zeit gesprochen und hochgeladen. Die Medien vor Ort und das Lokal-Fernsehen sprangen direkt über diesen Kanal darauf an. Kein Wunder, denn mit Inszenierungen kennen sich die beiden Brüder aus. Nicht nur Branchen-Events oder Jubiläen werden stilecht gefeiert. Spielt Deutschland beispielsweise eine WM oder EM, bauen die fußballbegeisterten Brüder auf dem Kirchplatz hinter dem Salon eine Fußball-Bühne mit Lounge, Strandatmosphäre, Leinwand und Cocktailbar auf. Jeden Abend ist dort Programm. So wäre es auch in diesem Frühsommer gewesen, wäre durch Corona die Fußball-EM nicht ins nächste Jahr verschoben worden. Auch im Firmenfußball, wie dem Klosterpforten-Cup, ist das Friseure-Team jedes Jahr eine gesetzte Größe. Ihr 35-jähriges Jubiläum wollten sie im letzten Sommer ursprünglich mit einer &bdquo;White-Sensation-Party" am &bdquo;Illiges Beach" auf dem Kirchplatz feiern. "Mein Geschäft ist Inhouse" Doch davor kam Corona. Den Frühjahrs-Lockdown, sieben Wochen, überstanden die Brüder dank ihres auf medizinische und Perücken-Beratung ausgerichteten Geschäfts in Lippstadt ebenso wie den zweiten Lockdown im Sommer recht gut. Dieses Geschäft für Haarteile unter anderem für Chemo-Patienten durfte weiterlaufen. Jetzt sind während des Lockdowns die drei angestellten Kosmetikerinnen betroffen. Gunca Bas-Koc ist eine davon. Seit sechs Jahren arbeitet sie als selbständige Kosmetikerin bei Illiges. Ihr Einsatz lief meistens parallel: Ließen Kundinnen die Färbung der Haare einwirken, kümmerten sich die Kosmetikerinnen um die Maniküre. Jetzt könne sie allenfalls den Friseuren zuarbeiten. Verständnis für diese Unterscheidung hat sie nicht. Verständnis für die Corona-bedingte Schließung haben auch die Gastronomen wenig. Friedhelm Dürbusch darf in seinem Garni-Hotel zwar Übernachtung und Frühstück anbieten. Das sei aber unbefriedigend. &bdquo;Statt 100 Buchungen in der Woche habe ich jetzt höchstens 18", sagt er. Fabio Filippo hat wie viele andere investiert und im Restaurant Trennwände einbauen lassen, steht jetzt mit leeren Händen da. Ob er Außer-Haus-Service anbietet, wisse er noch nicht. &bdquo;Mein Geschäft ist Inhouse", sagt er. Auch Daniel Illiges ist vor dem dritten Lockdown nachdenklich geworden: &bdquo;Für Handwerksbetriebe ist das irgendwann nicht mehr zu stemmen".

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