Aktivisten protestieren mit "Horror-Show" gegen Tönnies in Rheda

Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;In dem kurzen Leben der Tiere ist jeden Tag Horror und Schrecken", sagt Katharina Friess, als sie am Samstag um Punkt 15 Uhr zusammen mit den Aktivisten von &bdquo;Bielefeld Animal Save" das Protestlager vor dem Schlachtkonzern Tönnies aufbaut. &bdquo;Horror-Show" lautet das offizielle Thema beim neunten Aktionstag des Bündnisses in diesem Jahr. Das passt insoweit zu Halloween. Inhaltlich prangern die Aktivisten &bdquo;tierquälerische Praktiken" an, mit denen die Fleischbranche in die Schlagzeilen geraten ist und raten zum Verzicht. Der ist einfach umgesetzt: Die Menschen sollten Produkte tierischen Ursprungs boykottieren, lautet die Forderung des Netzwerks. 30 Aktivisten waren zu der Demo, die von der Kreispolizei fünf Tage zuvor genehmigt wurde, zugelassen. Gut 20 sind es, als es um 15 Uhr losgeht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei den Aufbau bereits zweimal kontrolliert. Wenige Minuten nach dem Start durften Schilder und Transparente nur noch vom Radweg aus gezeigt werden. Am Straßenrand war es der Polizei zu heikel. So mussten auf dem engen Radweg die Radler anhalten und ihr Velo schieben. Eigentlich ein guter Ansatz, ins Gespräch zu kommen. Zumindest in der ersten Stunde hielt aber kaum jemand an, allerdings ist die Frequenz in dem Außenbereich eher dünn. Fotos von verkrüppelten Schweinen und Hühnern Über fünf Stunden, bis 20 Uhr, war die Demo angesetzt. Nach der Dämmerung wurde der Horrortisch beleuchtet. Bunte Teelichter sorgten für Atmosphäre. Die Schilder zeigten vergrößerte Fotos verkrüppelter Schweine und Hühner. Einige Protestler hatten sich an den Horrortisch gesetzt, eine Pappmaske mit dem Konterfei von Firmenchef Clemens Tönnies auf der Nase, und streichelten Stofftiere, Schweine und Kälber. Es gebe immer mehr Gruppen in Deutschland, die gegen die Praktiken in der Fleischbranche ihre Stimme erheben, sagte Katharina Friess. Die Rietbergerin hatte im August Aufsehen erregt, als sie sich für mehrere Stunden auf dem Gütersloher Dreiecksplatz in einem engen Tierschutzkorb einsperren ließ, um zu zeigen, wie wenig Platz den Tieren gelassen werde. Friess sagt, die Rückmeldungen auf der Straße seien positiv. Immer mehr Menschen würden zu Vegetariern und Veganern, erläutert Asja Pfirrmann, die den Aktionstag zusammen mit Friess und Marie-Kristin Mueller organisiert hat. &bdquo;Das Geld wird weiter mit der Gießkanne verteilt" &bdquo;Politisch vermisse ich den Wandel und die Veränderung", sagt Friess. Mit den in dieser Woche getroffenen EU-Beschlüssen, die Landwirtschaftsministerin Klöckner als Erfolg feierte, weil sie große Überzeugungsarbeit habe leisten müssen, würden die Entwicklungen nur zementiert, sagen Friess und Pfirrmann. &bdquo;Das Geld wird weiter mit der Gießkanne verteilt, ein Wandel ist nicht vorgesehen", kritisiert Friess. Einige Auto- oder LKW-Fahrer hupen und winken. Das sind Reaktionen, die das Netzwerk als positive Rückmeldungen verbucht. Die aufgebaute lange Tafel entlang des Radweges sei ein symbolischer Akt, sagt Friess. Symbolisch ist auch der &bdquo;Sensenmann", ganz in Schwarz gekleidet. Er steht für den drohenden Tod der Tiere. Mit der Resonanz ihres Auftritts sind die Macher zu Beginn schon ganz zufrieden. Abstand und Schutz einhalten verstehe sich von selbst, sagt Asja Pfirrmann: &bdquo;Corona-bedingt war nicht mehr möglich." Fleischkonsum und die Folgen auf Karte mit &bdquo;Horror-Menü à la carte" Um zusätzlich auf die gesundheitlichen Risiken von Fleischverzehr hinzuweisen, hatten Friess und ihre Kolleginnen eine Karte mit dem &bdquo;Horror-Menü à la carte" zusammengestellt. Eine Suppe mit frisch gemetzelten Mettklöschen (&bdquo;verdreht Blutdruckwerte, verstopft Arterien"), dazu einen Wurstsalat (&bdquo;Gicht zaubert ein Lächeln ins Gesicht") und als Hauptgericht wurden darin Schnitzel und Steak angeboten (&bdquo;aus unschuldigen Lebewesen, im Kindesalter getötet"). Als Dessert sollten Bratäpfel mit Specksauce schmecken. Das nächste thematische Event ist schon in der Vorbereitung. Ende des Monats soll es passend zum düsteren November einen Trauermarsch vom Bahnhof Rheda zu Tönnies und zurück geben. Der genaue Termin stehe noch nicht fest, sagt Katharina Friess. Die Aktivisten sind in weiteren Netzwerken aktiv. Asja Pfirrmann hat kürzlich bei einer Demo von Ärzte gegen Tierversuche teilgenommen. Auch beim Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung ist sie dabei. Seit 20 Jahren ist sie Vegetarierin, seit sechs Jahren lebt sie vegan. Der Erfolg der Rügenwalder Mühle, Vorreiter in Sachen von veganen Fleischersatz-Produkten sei ebenso wie die größer werdende Nachfrage nach veganem Essen in Restaurants ein Maßstab, dass viele Menschen ihr Verhalten bereits geändert hätten. Daran wollen sie weiter arbeiten.

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