Corona-Ausbruch: Tönnies dicht, Schulen zu, 7.000 Menschen in Quarantäne

Rheda-Wiedenbrück. Es ist ein gewaltiges Ausmaß: Nach dem Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind inzwischen mehr als 650 Beschäftigte positiv auf das Virus getestet worden. Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) ließ Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh ab sofort bis zu den Sommerferien schließen. Tönnies schickte 7.000 seiner Mitarbeiter in Quarantäne. Adenauer sagte, dass es keinen allgemeinen Shutdown geben werde, wohl aber &bdquo;einen Shutdown bei der Firma Tönnies". Der Landrat ordnete die sofortige Schließung des Schlachtbetriebes an. Die Produktion auf dem Gelände der Unternehmensgruppe wurde zurückgefahren. &bdquo;Wir können uns für diese Situation nur entschuldigen", sagte André Vielstädte, Leiter der Unternehmenskommunikation des Schlachtkonzerns, &bdquo;bei den Betroffenen, bei den Familien, bei den Menschen im Kreis Gütersloh – auch im Namen der Familie Tönnies." Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, dass ab einer Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner wieder Kontaktbeschränkungen geprüft werden sollen. Diese Schwelle ist im Kreis Gütersloh bei 182 Neuinfizierten erreicht – und wird nun weit überschritten. Von der Schließung der Schulen und Kindertagesstätten bis zu den Ferien verspricht sich der Kreis eine erste Eindämmung. Es soll allerdings wieder eine erweiterte Notbetreuung geben. Tönnies werde sämtliche Mitarbeiter in Rheda testen. Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hob in Düsseldorf die Verantwortung von Schlachthofbetreibern hervor. Er rechnet mit &bdquo;zwei, drei Tagen" bis zur vollständigen Durchtestung der Tönnies-Belegschaft.Es gehe jetzt darum, &bdquo;das Ereignis in Rheda-Wiedenbrück lokalisiert zu halten" – ansonsten stehe das Land vor ganz ähnlichen Herausforderungen wie im krisengebeutelten Kreis Heinsberg. Mit insgesamt 1.050 Abstrichen hatte der Kreis Gütersloh die Mitarbeiter des besonders betroffenen Zerlegebetriebes, der Kantine und die Fleischbeschauer getestet. Dabei waren die hohen Infektionszahlen aufgefallen. Als mögliche Ursachen nannte Gereon Schulze Althoff, Leiter des Pandemiestabs bei Tönnies, die neuerliche Reisefreiheit. Über die Wochenenden seien viele osteuropäische Mitarbeiter nach Hause zu ihren Familien gefahren, sagte er. Die spätwinterlichen Temperaturen, die in den Zerlegebereichen herrschen, hätten die Verbreitung des Virus offenbar begünstigt. Heimaturlauber könnten Virus mitgebracht haben Ministerpräsident Armin Laschet irritierte indes mit seiner Einschätzung der Lage. Der CDU-Politiker erklärte, dass der Fall Tönnies &bdquo;überhaupt nichts" über die Lockerungen der vergangenen Wochen aussage. Grund: &bdquo;Weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt." Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD) reagierte empört. &bdquo;Was ist das bitte für ein Menschenbild? Jeder Erkrankte ist ein Mensch, egal wo er herkommt", sagte er unserer Zeitung. &bdquo;Laschet sollte sich dafür entschuldigen." Laumann verteidigte die Beschäftigten der Schlachthöfe. &bdquo;Es darf nicht so sein, dass die Menschen, die teilweise aus Osteuropa kommen, am Ende schuld sind", sagte er. Aus seinem Haus hieß es: &bdquo;Wir wissen alle, dass das Virus nicht verschwunden ist." Trotz aller Lockerungen müsse man die weitere Entwicklung &bdquo;engmaschig beobachten, weil man genau solche Ereignisse nicht ausschließen kann und zeitnah erkennen muss". Eine frühere Version dieses Artikels enthielt die Information, dass 20 Prozent der Fleischprodukte auf dem deutschen Markt durch die Schließung der Fabrik fehlen würden. Diese Aussage ist nicht korrekt, hierbei wurde das Zitat eines Sprechers der Tönnies-Gruppe falsch interpretiert. Die 20 Prozent bezogen sich auf den gesamten Marktanteil der Unternehmensgruppe und nicht den des einzelnen betroffenen Werkes.

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